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Ein harter Schnitt für die Wirtschaft

Das Coronavirus hat Bund und Kantone dazu veranlasst, drastische Massnahmen zu vollziehen und die Wirtschaft so von einem Tag auf den anderen stark zu beeinflussen. Davon betroffen sind viele Branchen, die nun mit so einigen offenen Fragen und Unsicherheiten zu kämpfen haben.

18.03.20 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Auch Friseurbetriebe leiden unter der aktuellen Situation.
Auch Friseurbetriebe leiden unter der aktuellen Situation.
PIXABAY

In der Schweiz herrscht seit dieser Woche ein Alltag, den wir uns vor kurzem nicht hätten vorstellen können. Seit Dienstag hat der Bundesrat die Situation des Coronavirus in der Schweiz gemäss Epidemiengesetz als «ausserordentliche Lage» eingestuft. Alle Läden, Restaurants, sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe sind bis am 19. April geschlossen. Im Kanton Graubünden wurde das Datum bis auf den 30. April festgelegt. In anderen Worten: Ein Teil der Wirtschaft steht fast still – für die Gesundheit. Die beschlossenen Betriebsunterbrechungen zielen darauf ab, möglichst viele, nicht lebensnotwendige Kontakte zwischen Menschen zu unterbinden. Dadurch sollen die Ansteckungen durch das neue Coronavirus minimiert werden. 

Schweizweit sind alle Läden, Märkte, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wie Museen, Bibliotheken, Kinos, Konzert- und Theaterhäuser, Sportzentren, Schwimmbäder und Skigebiete geschlossen. Ebenso geschlossen sind Betriebe, in denen das Abstand halten nicht eingehalten werden kann, wie Coiffeursalons oder Kosmetikstudios.

Über Nacht für mehrere Wochen ohne Arbeit

Von der ausserordentlichen Lage sind viele Branchen betroffen. Eine davon ist die der Coiffeure. Schweizweit gibt es rund 13'000 Salons. Auf Anfrage von «suedostschweiz.ch» nimmt Sieglinde Schnider vom Coiffeursalon Sieglinde Stellung. Ihr bereitet die Lage Sorgen. «Ich lebe alleine und habe viele Fixkosten. Es ist ein enormer finanzieller Einschnitt.»

Zurzeit sei sie den ganzen Tag am Telefon. Einerseits mit Kundschaft, andererseits mit Ämtern. Die Reaktionen der Kundinnen und Kunden seien sehr unterschiedlich ausgefallen, sagt sie weiter. Es gebe viele, die wenig Verständnis zeigen. «Ich bin selbstständig und ich habe die Kosten auf dem Rücken. Bei vielen scheinen sich die Sorgen auf die Haarfarbe und die Frisur zu beschränken», so Schnider.

Die Gefahr der Schwarzarbeit

Auch Corina Caviezel ist seit 18 Jahren selbstständig und führt den Coiffeursalon Corina. Die Situation sei nicht einfach, es gelte aber, sie zu akzeptieren, sagt sie auf Anfrage. Sie habe seit dem Entscheid viele Anrufe erhalten – auch von Menschen, die sonst nicht zu ihrem Kundenstamm gehören würden. Viele würden den Vorschlag von Hausbesuchen machen. Im Coiffeuse-Business arbeiten sehr viele selbständig. Hinzu kommt, dass viele einen engen Kontakt zur Kundschaft pflegen. Die Gefahr von Hausbesuchen oder Schwarzarbeit liegt auf der Hand – obwohl es verboten ist. Caviezel sagt dazu: «Ich möchte es den Menschen einfach ans Herz legen, geheime Coiffeurbesuche zu Hause oder im Keller zu unterlassen.» Es sei überraschend, dass die Frisur den Menschen wichtiger sei als die Gesundheit. 

Wenn alles still steht kommt die Kurzarbeit

Schweizweit wird auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen, um betroffenen Betrieben unter die Arme zu greifen. Rudolf Minsch, Leiter von Economiesuisse sagt gegenüber TV Südostschweiz, dass die Lage für kleine Betriebe wirklich problematisch sei. «Das Instrument der Kurzarbeit ist jedoch wirksam.» Betriebe können die Kurzarbeit beantragen, damit das Personal weiterhin angestellt bleibt. Die Arbeitslosenkasse bezahlt 80 Prozent des Lohns. Das Ziel ist, dass die Firma so die wirtschaftliche Krise übersteht. «Für die nächsten Monate ist es kein Problem. Das Instrument funktioniert und man muss nicht Angst haben, wenn man als zehnter an der Reihe ist, das man nicht mehr dran kommt», so Minsch. In Graubünden wird zurzeit überprüft, ob die Kurzarbeitsentschädigung auch an Personen mit befristeten Arbeitsverträgen und Selbstständigerwerbende ausgerichtet werden kann, wie der Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff am Montagabend sagte.

Seco, Task-Force und Hotlines für Unternehmer

Bund und Kantone arbeiten derzeit daran, neben der Kurzarbeit zusätzliche Lösungen zu finden. Ab Donnerstag richtet das Staatssekretariat für Wirtschaft eine Telefonhotline ein. Damit sollen Fragen von Unternehmerinnen und Unternehmern beantwortet werden.

Im Kanton Graubünden hat die Regierung eine Task-Force mit Vertretern des Departements für Volkswirtschaft und Soziales, des Departements für Finanzen und Gemeinden sowie der Graubündner Kantonalbank eingesetzt. DieTask-Force wird die Auswirkungen der neuen Massnahmen für die betroffenen Betriebe analysieren. 

Informationen für betroffene Bündner Unternehmen sind hier abrufbar. 

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@Juanita Kreutzberg: Ich bin dafür, dass die Wirtschaft wieder hochgefahren wird, jetzt.

Diese Aussage ist schon fast unerträglich primitiv und gedanklich in einer völlig armseligen Form.

Man könnte auch sagen: Ich bin dafür, dass alle an diesem Virus sterben, jetzt.

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