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Corona-Krise macht Wettervorhersagen unsicherer

Weil der Flugverkehr wegen der Corona-Krise weitgehend eingestellt ist, werden Wettervorhersagen und Klimabeobachtungen schwieriger. Für die Wettermodelle fehlen Daten, die normalerweise von Sensoren an Flugzeugen stammen.

Agentur
sda
01.04.20 - 11:31 Uhr
Wirtschaft
Ein Wetterballon, der Daten liefert für die Wetterprognose. Gut und schön. Aber die Daten, welche all die wegen dem Coronavirus nicht gestarteten Flugzeuge liefern sollten, fehlen jetzt den Meteorologen ganz wesentlich. (Archivbild)
Ein Wetterballon, der Daten liefert für die Wetterprognose. Gut und schön. Aber die Daten, welche all die wegen dem Coronavirus nicht gestarteten Flugzeuge liefern sollten, fehlen jetzt den Meteorologen ganz wesentlich. (Archivbild)
Keystone/GAETAN BALLY

«Wenn noch weniger Wetterdaten von Flugzeugen geliefert werden und dies über einen längeren Zeitraum, dürfte die Zuverlässigkeit von Wettervorhersagen abnehmen», sagte Lars Peter Riishojgaard, Fachgruppenleiter bei der Weltwetterorganisation (WMO), am Mittwoch in Genf. Auch Unwetter sind nach WMO-Angaben schwerer vorherzusagen - ein Risiko für Länder, die Vorlauf brauchen, um sich auf Wetterkatastrophen vorzubereiten.

Die Wettermodelle brauchen möglichst viele Messdaten über den Ist-Zustand, um Vorhersagen zu machen. Sensoren an Flugzeugen liefern etwa Temperaturen sowie Windgeschwindigkeiten und -richtungen, sowie Angaben über Luftfeuchtigkeit und Turbulenzen. Weil der Flugverkehr zur Eindämmung der Corona-Pandemie fast zum Erliegen gekommen ist, fehlen die Daten. Die WMO zeigt für Europa im März einen dramatischen Einbruch, von mehr als 700'000 auf wenige Tausend Wetterdaten pro Tag.

Das Bundesamt für Meteorologie lässt deshalb am Standort Payerne zum Beispiel nun täglich vier statt wie üblich zwei Wetterballons aufsteigen. Allerdings mache das fehlende Daten, die sonst bei Atlantiküberflügen gesammelt werden, nicht wett, hiess es.

Auch 7000 Schiffe liefern Daten

In den Industrieländern lieferten Wettersatelliten und Bodenstationen ihre Daten weitgehend automatisiert, so die WMO. Wenn die Krise aber andauere und das Personal nicht wie gewohnt arbeiten könne, bestehe die Gefahr, dass die Anlagen mangels Wartung und Reparatur ausfallen könnten. In Entwicklungsländern würden viele Messdaten bis heute noch von Hand aufgenommen und in Modelle gespeist, die globale Wetter- und Klimavorhersagen machten. Diese manuell registrierten Beobachtungen seien in den vergangenen Wochen bereits deutlich zurückgegangen.

Modelle für Wetter- und Klimaprognosen werden nach Angaben der WMO normalerweise mit Daten aus fast 70 Satelliten sowie mehr als 10'000 Wetterstationen am Boden gefüttert. Hinzu kämen 1000 Stationen, die Luftdaten messen, Daten von 7000 Schiffen sowie mehr als 1000 Bojen, Hunderten Wetterradaranlagen und rund 3000 besonders ausgestatteten kommerziellen Flugzeugen.

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