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Schwendener: «Die Kurzarbeit wird uns noch eine Weile beschäftigen»

Im Mai registrierte der Kanton Graubünden 3620 Arbeitslose, 152 weniger als im April. Diese Zahlen seien so hoch gewesen wie noch nie zuvor, sagt Paul Schwendener vom Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga). Mit dem Start in die Sommersaison ist mit einer Beruhigung der Situation zu rechnen. Die Kurzarbeit wird uns noch eine Weile begleiten.

Südostschweiz
09.06.20 - 17:57 Uhr
Wirtschaft
Paul Schwendener Leiter Amt für Industrie Gewerbe und Arbeit Kiga Kurzarbeit Corona Coronakrise
Weiterhin viel zu tun beim Kiga: Paul Schwendener und sein Team bearbeiten die Anträge auf Kurzarbeit.
OLIVIA AEBLI-ITEM

Ein frühzeitiges Saisonende und vorübergehende Betriebsschliessungen: Der Corona-Lockdown spiegelte sich im April in den hohen Arbeitslosenzahlen wider. Bereits für den Mai zeichnet sich nun ein Aufwärtstrend ab. Gemäss einer Mitteilung des Kiga wurden im Mai in Graubünden 3620 Arbeitslose registriert, im April waren es 3772. Der prozentuale Anteil sank von 3,4 Prozent im April auf 3,3 Prozent im Mai. Zusätzlich gab es im Mai 925 nichtarbeitslose Stellensuchende, also Personen, die an Weiterbildungs- und Beschäftigungsmassnahmen teilnehmen, Zwischenverdienstarbeit leisten oder lediglich Vermittlungsdienstleistungen der regionalen Arbeitsvermittler in Anspruch nehmen. Insgesamt zählte das Kiga im Mai 4545 Stellensuchende. Im Vormonat waren es 1149 nichtarbeitslose Stellensuchende und insgesamt 4921 Stellensuchende.

Die Arbeitslosenzahlen in Graubünden im Mai im Fünf-Jahres-Vergleich.

Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass sich in Graubünden die Arbeitslosenquote im Mai mehr als verdoppelt hat. Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 1,3 Prozent, gesamtschweizerisch bei 2,3 Prozent.

Die Arbeitslosenquoten der letzten fünf Jahre: Graubünden und die gesamte Schweiz im Vergleich.

«So hoch wie noch nie»

Eine derart hohe Arbeitslosenquote wie in den vergangenen zwei Monaten habe es in Graubünden noch nie gegeben, sagt Kiga-Vorsteher Paul Schwendener gegenüber Radio Südostschweiz. Besonders das Gastgewerbe sei betroffen gewesen: «Knapp 2000 Arbeitslose gab es in dieser Branche im vergangenen Monat. Üblicherweise werden im Mai 800 bis 1000 arbeitslose Personen aus der Gastronomie registriert.»

Doch ab jetzt wird es aufwärtsgehen, ist Schwendener überzeugt. «Im Juni starten viele Betriebe in die Sommersaison. Und auch wenn sie wegen der Abstandsregeln ihre Infrastruktur nicht wie gewohnt in vollem Ausmass nutzen können, sind sie dennoch auf Arbeitskräfte angewiesen», so Schwendener.

Vielleicht bis ins nächste Jahr

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt wird noch eine Weile aussergewöhnlich bleiben. «Die Kurzarbeit wird uns noch ein paar Monate, vielleicht bis ins nächste Jahr, begleiten», sagt Schwendener. Für den Monat Mai hätten 5825 Betriebe mit insgesamt rund 51‘000 Angestellten Kurzarbeit vorangemeldet, im April waren es etwa 5700 mit rund 48‘000 Angestellten. Bislang seien 75 Millionen Franken für die Kurzarbeitsbezüge ausbezahlt worden, erläutert Schwendener. Eine exakte Zahl der Personen, die tatsächlich Kurzarbeit leisten, könne er nicht angegeben. Die Unternehmen würden die Kurzarbeitsentschädigung zeitlich verzögert bei verschiedenen Arbeitslosenkassen abrechnen.

Beim Kiga läuft die Bearbeitung der Anträge auf Kurzarbeit weiterhin auf Hochtouren. «Derzeit arbeiten 50 Personen in diesem Bereich, inklusive der zusätzlichen Arbeitskräfte», sagt Schwendener. «Ich gehe davon aus, dass wir uns noch bis ins neue Jahr mit diesem Thema beschäftigen werden.» Schliesslich würden viele Betriebe ihre Infrastruktur in nächster Zukunft wegen der Hygienevorschriften noch nicht vollständig nutzen können. (sz)

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