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Chinas Regierung zweifelt Studie zu Schweinegrippe-Virus an

Die Regierung in Peking hat die Aussagekraft einer Studie über ein neues Schweinegrippe-Virus mit Pandemie-Potenzial angezweifelt. «Experten sind zu dem Schluss gekommen, dass der Umfang der Proben in dem Bericht klein und nicht repräsentativ ist».

Agentur
sda
01.07.20 - 15:27 Uhr
Wirtschaft
Mai 2009: Schweinegrippe-Demo vor dem WHO-Hauptquartier in Genf. Ist es bald wieder soweit? Chinesische Forscher sagen ja, die Regierung sagt nein. (Archivbild)
Mai 2009: Schweinegrippe-Demo vor dem WHO-Hauptquartier in Genf. Ist es bald wieder soweit? Chinesische Forscher sagen ja, die Regierung sagt nein. (Archivbild)
Keystone/MARTIAL TREZZINI

Das sagte Aussenamtssprecher Zhao Lijian am Mittwoch bei seiner regelmässigen Presseunterrichtung in Peking. Die zuständigen Behörden und Experten behielten den neuen Erreger G4 aber weiter im Blick und verschickten Warnungen, sagte Zhao. Am Dienstag hatte er auf G4 angesprochen versichert, China habe diese Entwicklung aufmerksam beobachtet und werde alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern.

Forscher mehrerer chinesischer Universitäten und des chinesischen Zentrums für Krankheitsbekämpfung und -prävention hatten am Montag in der US-Fachzeitschrift «PNAS» vor einem neuen Schweinegrippe-Erreger mit Pandemie-Potenzial gewarnt. Der vom H1N1-Virus abstammende Erreger G4 habe «alle wesentlichen Eigenschaften, um Menschen infizieren zu können». H1N1 hatte 2009 eine Pandemie mit weltweit rund 18'500 Toten ausgelöst.

Vorerst nur von Schwein zu Mensch übertragen

Für die Studie nahmen Forscher von 2011 bis 2018 insgesamt 30'000 Nasenabstriche von Schweinen in Schlachthöfen in zehn chinesischen Provinzen sowie in einer Tierklinik. Untersuchungen mit dem G4-Virus ergeben demnach, dass der Erreger hochinfektiös ist, schwerwiegende Symptome verursachen und sich in menschlichen Zellen vermehren kann. Den Wissenschaftlern zufolge waren bereits 10,4 Prozent der Mitarbeiter von Schweinezuchtbetrieben und Schlachthöfen infiziert.

Die Hauptsorge der Wissenschaftler ist, dass das Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden könnte. Dafür gibt es bislang keinen Nachweis. Der Veterinärmediziner James Wood von der Universität Cambridge kommentierte, die Studie sei eine «Erinnerung» an die fortwährende Gefahr, dass Menschen von insbesondere bei Nutztieren auftretenden Erregern befallen werden und sich eine Pandemie entwickelt.

China wird mitunter für die Corona-Pandemie verantwortlich gemacht, durch die weltweit bereits mehr als eine halbe Million Menschen starben. Das neuartige Coronavirus war Ende vergangenen Jahres in der chinesischen Metropole Wuhan erstmals bei Menschen festgestellt worden. Es soll von Fledermäusen über eine andere Tierart auf den Menschen übergesprungen sein.

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