×

Aktiv mit dabei beim nächsten grossen Schritt der Auto-Herstellung

Grossbauteile statt Hunderte Werkstücke: Das ist der nächste Schritt, den Hersteller im Karosseriebau vollziehen. Bei Volvo mit an Bord ist dafür auch das Glarnerland mit der Marti Engineering AG.

Südostschweiz
13.01.23 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
9000 Tonnen Schliesskraft: Die Marti Engineering aus Mitlödi liefert die Robotertechnik, um grosse Gussteile aus der Bühler-Giessmaschine zu manipulieren.
9000 Tonnen Schliesskraft: Die Marti Engineering aus Mitlödi liefert die Robotertechnik, um grosse Gussteile aus der Bühler-Giessmaschine zu manipulieren.
Pressebild

Die Automobilindustrie war schon immer Vorreiter beim Automatisieren von Produktionsabläufen. Ganz vorne mit dabei war auch in vielen Fällen Marti Engineering aus Mitlödi. Ihre Automatisierungslösungen für hochkomplexe Teile sind zurzeit sehr gefragt. «Aktuell steht die Branche vor einem grossen Wandel in der Produktion», erklärt Inhaber Thomas Marti. Bei der Karosserie gehe man davon weg, diese mit vielen Hundert kleinen Teilen zu produzieren, sondern man giesse direkt grosse, hochkomplexe Elemente. «Diese Technik bietet in vielen Bereichen hohe Effizienz, stellt aber ganz neue Herausforderungen.»

Um welche es sich dabei handelt, weiss sein Unternehmen aktuell ganz genau. Für Volvo ist die Marti Engineering AG zusammen mit dem langjährigen Partner Bühler AG Uzwil, an dieser Entwicklung beteiligt. Bühler stellt dabei mit einer riesigen Druckgussmaschine mit Formplattengrösse von vier mal vier Metern das Herzstück. Dieser neue Maschinentyp mit Schliesskraft von 9000 Tonnen kann bis zu 200 Kilogramm schwere Bauteile in einem Guss herstellen.

Marti jongliert die heissen Teile

Die direkte Weiterverarbeitung läuft dann nach den Plänen und Vorstellungen des Glarner Unternehmens. Zuerst werde das über 100 Kilogramm schwere Bauteil aus der Form genommen und abgekühlt. «Das ist die heikelste Phase», führt Projektleiter Michael Luchsinger aus. Denn das Teil darf sich auf gar keinen Fall verziehen. «Ausschuss ist bei diesen Grössenordnungen das Letzte, was man will.» Anschliessend werden Zuführkanäle und Ähnliches entfernt sowie das Gussteil mit Laser vermessen und beschriftet. Zum Abschluss des Aufgabenbereiches werden die nahezu einbaufertigen Teile in speziellen Trägern aus der Produktion gefördert.

Die Zeit, die hier gebraucht wird, gibt den Takt vor, wie schnell ein Automobil am Ende produziert wird. «Wir arbeiten hier wirklich am neuralgischen Punkt.» Aktuell wird für die ganze Apparatur eine neue Werkhalle in Schweden errichtet und viele Teile der Marti Engineering werden gleich direkt vor Ort aufgebaut. «Auf der einen Seite können wir so Transportwege einsparen, aber anderseits wäre auch die Grösse der Roboterarme ein Problem für unsere Platzverhältnisse» betont dazu Thomas Marti. Schliesslich seien diese Roboter mit einer Reichweite von acht Metern die grössten, die sein Unternehmen je verwendet habe.

Obwohl die Aufgabe ihr Team vor viele Knacknüsse gestellt habe, zeigen sich Marti und Luchsinger stolz darüber, dass sie die Herausforderungen gemeistert hätten. Das sehr komplexe Projekt sei bereits in der Herstellphase. Wichtig für Marti sei, dass man sehr früh an diesem Technologie-Wandel partizipieren könne und hier ein Vorzeigeprodukt entstehe. Marti sagt: «Volvo benötigt ja nicht nur dieses Bauteil, um die Elektromobilität zu beschleunigen.» Da sei es von grossem Vorteil, wenn man schon den Fuss in der Tür habe. Andere Autobauer wollten dieser Entwicklung folgen und hätten im Glarnerland bereits für eine Zusammenarbeit angefragt.

* Jürg Huber ist Medienbeauftragter der Glarner Wirtschaftskammer

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR