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«Es ist fahrlässig, Pilze nicht kontrollieren zu lassen»

Ab Montag ist das Pilzesammeln wieder erlaubt. Wir haben mit einer Pilzexpertin gesprochen. Sie hat besonders für Neulingen wertvolle Tipps.

Simone
Zwinggi
06.09.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Pilz
Die Churer Pilzkontrolleurin Elvira Zogg begutachtet diverse Pilze.
ARCHIV

Wer zum ersten Mal Pilze sammeln geht, sollte sich ein wenig vorbereiten. Schliesslich brauchts nicht viel, und man hat den ungiftigen mit dem giftigen Pilz verwechselt. Deshalb haben wir mit Pilzkontrolleurin Elvira Zogg gesprochen. «Bevor man sich aufmacht, um Pilze zu sammeln, sollte man der Reihe nach folgende Fragen beantworten», sagt Zogg.

  1. Hat die nächstgelegene Kontrollstelle heute offen? Auf der Internetseite www.vapko.ch sind alle Pilzkontrollstellen aufgeführt.
  2. Bin ich auch sicher nicht an einem Schontag unterwegs? Die Schontage sind jeweils vom 1. bis 10. jeden Monats.
  3. Wo will ich Pilze sammeln? Gemäss Zogg lassen sich auf den schattigen Talseiten üblicherweise mehr Pilze finden als an stark ausgesetzten Sonnenhängen.
  4. Wo bewahre ich die Pilze auf? Zogg empfiehlt einen Korb zur Aufbewahrung der Pilze. «In Plastiksäcken zersetzt sich das Pilzeiweiss schnell, in einem Stoffsack können die Pilze zu einem Mus werden, wenn der Sack nass wird und man ihn sich ständig an die Beine schlägt», sagt die Pilzexpertin.
  5. Wie gehe ich vor, wenn ich einen essbaren Pilz gefunden habe? «Als erstes legt man die Stielbasis frei, dann dreht man den Pilz aus der Erde. Dann schliesst man das entstandene Loch im Waldboden wieder mit der umliegenden Erde, damit das Wurzelgeflecht nicht abstirbt. Zum Schluss reinigt man den Pilz vor Ort, damit man nicht den halben Wald in die Sammelstelle mitnimmt», so Zogg.
  6. Wieviel hab ich schon gesammelt? Pro Person und Tag dürfen zwei Kilogramm Pilze gesammelt werden – «von den Pilzen, die mir bekannt sind», wie Zogg betont. «Von einer Art, die mir nicht bekannt ist, darf ich ein bis zwei Exemplare auf die Kontrollstelle mitnehmen, damit der Pilzexperte die Pilzart bestimmen kann».

Keine Pflicht, aber wichtig für die Gesundheit

Die Pilze auf einer Kontrollstelle zu zeigen sei keine Pflicht, sagt Zogg. «Aber es ist fahrlässig, die Pilze nicht kontrollieren zu lassen. Schliesslich geht es um meine Gesundheit.» Üblicherweise werden Pilzkontrollstellen von den Gemeinden organisiert. Wer seine gesammelten Pilze dort kontrollieren lässt, muss nichts bezahlen. Es gebe aber ganz wenige privat organisierte Kontrollstellen, die kostenpflichtig seien, weiss Zogg. Sie selbst leitet drei Pilzkontrollstellen: in Bad Ragaz, in Wangs und in Chur.

Pilzexkursionen helfen beim Einstieg

Wer noch gar nie Pilze sammeln ging, dem rät Zogg, mit erfahrenen Bekannten mitzugehen. «Oder eine Pilzexkursion zu besuchen, wo man das Wichtigste zum 'Pilzeln' erfährt.» Sie selbst biete auch solche Exkursionen an. Sich anhand von Pilz-Handbüchern zu orientieren oder eine Pilz-App zu benutzen findet Zogg nicht ideal. «Pilzbücher sind für Laien oft schwierig zu verstehen, bei den Apps wirds schwierig, sobald ich auch nur ein einziges Merkmal unbeachtet lasse.»

In Graubünden gebe es ein paar Pilzschutzgebiete, in denen das Pilzesammeln verboten sei, sagt Zogg weiter. «Solche Gebiete sind in der Regel vor Ort beschildert.» Ansonsten erhalte man entsprechende Infos bei der Gemeinde.

Keine Scheu vor Regen

Zogg ist erfahrene Pilzkontrolleurin, ein verantwortungsvoller Umgang mit den Pilzen liegt ihr deshalb am Herzen. «Ich möchte, dass die Pilzesammler einen fairen Umgang mit der Natur pflegen», sagt sie. Dazu gehöre, keinen Raubbau zu betreiben und keine Babypilze zu pflücken, damit diese noch absporren könnten. Mit den Leuten, welche die Pilze von ihr kontrollieren lassen, zeigt sie sich sehr zufrieden. «'Meine' Leute sind sehr verantwortungsbewusst, das freut mich sehr», betont sie.

Und auch Zogg selbst ist nach wie vor mit Herzblut Pilzesammlerin. «Ich habe einmal sehr viele Pilze gefunden, als es regnete», erzählt sie. Ein bisschen robust zu sein lohnt sich also als Pilzler. Schliesslich entschädigt ein feiner Znacht mit einem Pilzrisotto für die nassen Füsse.

Hier kann man die Weisungen zum Pilze Sammeln in Graubünden nachlesen.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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