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Habemus Otter - und ihm geht es gut

Im September 2017 blinzelte ein einsamer Fischotter in Samedan in eine Fotofalle, die eigentlich zur Überwachung von Biber aufgestellt wurde. Eine Sensation. Wie geht es dem Fischotter heute? Wir haben beim Wildhüter des Oberengadins, Thomas Wehrli, nachgefragt.

Südostschweiz
13.10.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Sie sind zurück. Die Fischotter sind nach Graubünden eingewandert.
Sie sind zurück. Die Fischotter sind nach Graubünden eingewandert.
SYMBOLBILD PIXABAY

Thomas Wehrli, 2017 ist ein Fischotter im Oberengadin in eine Fotofalle getappt. Wie geht es dem Otter heute und wo ist er jetzt?

Wo genau er ist, können wir nicht sagen. Wir haben immer nur indirekte Nachweise, ein paar Tage nachdem er an einem Ort war. Aufgrund der Funde können wir aber sagen, dass der Otter am Inn oder in einem Seitental ist.

Ist es immer noch ein Otter oder sind es schon mehrere?

Es sind sicher mehrere. 2018 gab es sicher zwei Jungtiere. Also können wir von mindestens vier Ottern ausgehen. Nach zwölf Monaten verlassen die Jungtiere ihre Eltern. Im Moment wissen wir nicht genau, wo sich die Jungtiere aufhalten.

2017 sprach man von einer Sensation. Wie schätzen Sie als Wildhüter das Ganze ein?

Es gibt in der Schweiz sonst nur Otter an der Aare und das sind Tiere, die aus dem Tierpark Dählhölzli in Bern ausgebüchst sind. Es ist also schon eine kleine Sensation, wenn wir in Graubünden wieder Fischotter haben. Es ist auch sehr spannend, weil wir die Tiere bisher noch nicht live gesehen, sondern nur ihre Spuren entdeckt und sie mit der Überwachungskamera festgehalten haben. Das letzte Mal vor ein paar Tagen.

Warum ist das Monitoring, also die Beobachtung der Otter, so wichtig?

Es ist sehr spannend, wenn da eine neue Tierart auftaucht. Gleichzeitig müssen wir aber auch beobachten, ob und wie die Schäden durch die Otter ausfallen. Gleichzeitig beobachten wir auch die Fischpolulationen.

Ist in Zukunft mit Otterschäden zu rechnen?

Im Moment machen wir uns da keine Sorgen. Natürlich fressen Otter Fische, Frösche oder junge Vögel, wenn sie die erwischen. Wir informieren die Fischer regelmässig und im Moment gibt es absolut keinen Anlass zur Sorge. Wir müssen die Situation aber weiter beobachten.

Wie sind die Otter denn nach Graubünden gekommen?

In Österreich gibt es über 2000 Fischotter. Es ist naheliegend, dass der Otter über die Inn-Achse von Österreich her eingewandert ist. Beweise dafür haben wir aber noch nicht. Wir bauen langsam ein Monitoring auf, um dann feststellen zu können, woher der Otter zu uns gekommen ist. Das Ganze ist im Moment aber noch sehr fragil. Eine so kleine Population kann schnell aus dem Gleichgewicht geraten, wenn zum Beispiel einer der Otter überfahren würde.

Bleiben die Otter jetzt im Oberengadin?

Es gibt in Richtung Zernez ebenfalls Nachweise. Wir haben aber auch in Scoul bereits Spuren gefunden. Die Ausbreitung von Ottern findet immer in Flussrichtung des Gewässers statt. Wir haben die Meldung eines Jägers, der gesagt hat, er habe im Winter in der Region Zernez einen Otter gesehen. Das ist bisher aber die einzige solche Meldung, die wir erhalten haben.

Mit wie vielen Tieren kann man rechnen?

Wir werden nie 20 Otter oder mehr haben. Das Revier eines Otter-Weibchens erstreckt sich über etwa 11 Kilometer Flussabschnitt, das eines Männchens etwa 40 Kilometer. Es wird also immer einzelne wenige Fischotter haben – wenn sie beschliessen hier zu bleiben.

(dje)

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bin ein Biberwatcher der Ostschweiz. Bin oft im Kontakt mit Christof Angst. Kenne Biberrevier Nähe Flugplatz Samedan gut. Entdeckte auch angefressener Fisch und Fischotterkot. Habe interessante Einsteinsendung vom 2.3.23 gesehen. Warum haben sie da den Biber nicht auch als Einwanderer erwähnt? Vergessen? Gruss A. Meyer

SO-Reporter

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