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Mehr Blaulicht und Sirenen

Wegen des Coronavirus eilen im Notfall doppelt so viele Glarner Polizeifahrzeuge zum Einsatzort. Dies zum Eigenschutz der Polizeibeamten. Sie kontrollieren derzeit auch, dass sich die Restaurants und Geschäfte an die Weisung des Bundes halten.

Südostschweiz
20.03.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Einsatz am Bahnhof Glarus: Anstelle der bisher üblichen Doppelbesatzung kommen die Polizisten alleine in einem Fahrzeug zum Einsatzort.
Einsatz am Bahnhof Glarus: Anstelle der bisher üblichen Doppelbesatzung kommen die Polizisten alleine in einem Fahrzeug zum Einsatzort.
GABRIELA ZWEIFEL

von Marco Lüthi und Ueli Weber

Mittwochabend gegen 20.30 Uhr: Lautes Gebrülle ist beim Bahnhof Glarus zu hören. In einer Gruppe sind eine Frau und ein Mann kurz davor, einander an die Gurgel zu gehen. Eine Passantin ruft die Polizei. Einige Minuten später ist diese mit sechs Einsatzfahrzeugen vor Ort. Die Beamten bringen die Situation rasch unter Kontrolle und weisen die beiden «altbekannten» Streithähne vom Bahnhofareal.

Was nach einem unverhältnismässigen Grossaufgebot aussah, wird in den nächsten Wochen zur Normalität. Zum Schutz vor einer möglichen Ansteckung durch das Coronavirus ist bis auf Weiteres in jedem Polizeifahrzeug nur noch eine Person unterwegs, wie Sprecher Kurt Baumgartner sagt. «80 Zentimeter auseinander zu sitzen, und dies jeweils über eine längere Zeit, reicht als Eigenschutz nicht aus.» Somit werden künftig auch bei anderen Einsätzen, wie etwa bei Verkehrsunfällen oder nach einem Einbruch, doppelt so viele Polizeiautos vor Ort zu sehen sein.

Die aktuelle Corona-Pandemie hat noch weitere Auswirkungen auf die Arbeit der Glarner Polizei. Als präventive Massnahmen wurden laut Baumgartner gestaffelte Büroarbeitszeiten eingeführt, interne Ausbildungen abgesagt, und statt Sitzungen werden Telefonkonferenzen abgehalten.

Auch im Umgang mit der Bevölkerung halte sich die Polizei an die kommunizierten Verhaltens- und Hygienevorschriften des Bundes, erklärt Baumgartner. Allerdings werde bei einer Verhaftung das Social Distancing, also genug Abstand zu halten, wohl oder übel nicht möglich sein.

Beizen und Läden halten Weisung ein

Seit Dienstag müssen alle Restaurants und Bars sowie viele Geschäfte geschlossen haben. Ob sie sich auch an die Weisung des Bundesrates halten, kontrolliert die Glarner Kantonspolizei. Wie Sandro Magni, Chef der Regionalpolizei, sagt, werden die Massnahmen der Verordnung «mehrheitlich sehr gut umgesetzt und eingehalten». Die Polizei musste demnach nur bei sehr wenigen Betrieben eingreifen. «Hauptsächlich, weil der Verordnungstext nicht richtig verstanden wurde», sagt Magni.

Derzeit sind auch grössere Menschenansammlungen verboten. Die Kantone sind sich aber nicht einig, ab wann die Polizei eingreift. Im Kanton Genf sind schon Gruppen über fünf Personen unerwünscht, in Zürich sind dagegen 15 erlaubt – so wie es der Bund vorgibt. Auch im Kanton Glarus gilt eine Grenze von 15 Personen. «Solche Gruppen werden auf die Ansteckungsgefahr angesprochen und aufgefordert, sich zu verteilen», erklärt Magni.

Wenn nötig kann die Polizei auch durchgreifen: «Bei klaren Rechtsbrüchen und uneinsichtigem Verhalten kommt es zu einer Strafanzeige», sagt Polizeisprecher Kurt Baumgartner. Es drohen Bussen von bis zu 10'000 Franken.

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