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Denkmalpflege und Heimatschutz gehen auf die Barrikaden

Denkmal- und Heimatschützer reagieren heftig auf das geplante Solardach der Kirche in Trin. Geschützt ist das Gebäude aber nicht – und entscheiden wird am Ende die Gemeinde.

15.05.20 - 18:40 Uhr
Leben & Freizeit
Trin
Das Dach der reformierten Kirche Trin ist in aller Munde.
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Die Kirchgemeinde Trin hat beschlossen, das bestehende Kirchendach durch ein Photovoltaikdach zu ersetzen – als «konkreten Beitrag an die Schöpfung, für die Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt», wie sie schreibt. Das Projekt wurde bereits im Mai 2019 genehmigt und ist Teil einer grösseren Kirchenrenovation, die insgesamt rund 320'000 Franken kosten soll. Dies berichtete die Quotidiana am Freitag.

Der Bündner Denkmalpflege ist das geplante Solardach ein Dorn im Auge – obwohl es auf Kantons- und Bundesebene keinen Schutzstatus habe, wie Denkmalpfleger Simon Berger auf Anfrage sagt. Für ihn ist aber klar: «Durch die prominente Stellung im Dorf und aufgrund der historischen Substanz ist das Objekt für die Denkmalpflege Graubünden sicher ein schutzwürdiges Objekt.» Auf kommunaler Ebene dürfe das Gebäude zudem als Kulturobjekt gemäss Baugesetz der Gemeinde Trin «weder zerstört noch beeinträchtigt werden».

Auch der Bündner Heimatschutz beurteilt das Vorhaben «sehr kritisch». Bei der reformierten Kirche von Trin handle es sich um einen spätgotischen Bau mit einem steilen Dach, ein historisches Gebäude, das durch seine exponierte Hügellage von weithin sichtbar sei, sagt Geschäftsführerin Ludmila Seifert. Auch wenn die Panels architektonisch gut ins Dach integriert würden, stände die technologische Anlage in grossem Kontrast zum historischen Gebäude. Auch für das Ortsbild wäre die Auswirkung wegen der exponierten Lage der Kirche negativ. «Anlagen zur Elektrogewinnung können überall stehen. Dass man sie ausgerechnet auf Baudenkmäler montieren will, ist unverständlich.»

Signalwirkung für künftige Projekte

Vor vier Jahren versah die katholische Kirche in Landquart als erste Kirche in Graubünden ihr Dach mit Solarpanels. Auch damals äusserte sich die kantonale Denkmalpflege negativ zum Vorhaben. Gebaut wurde trotzdem. Die Denkmalpflege stelle sich nicht grundsätzlich gegen diese neuen Technologien, sagt Denkmalschützer Berger. Die Behörde habe aber auch gegenüber der Kirchgemeinde Trin ihre Bedenken zum jetzigen Planungsstand geäussert. Die Entscheidungshoheit liegt in diesem Fall aber bei der Gemeinde. Was, wenn diese dem Solardach in Trin trotzdem grünes Licht gibt? «Ein Entscheid für eine Solaranlage auf dem Dach der Kirche von Trin könnte eine Signalwirkung haben.»

In Zukunft will es der Kanton den Bauwilligen und Gemeinden einfacher machen. Wie Berger sagt, arbeite man mit dem Amt für Energie und Verkehr und der Hochschule Rapperswil an einen Leitfaden, der den «Umgang mit Solaranlagen und denkmalpflegerischen Anliegen aufzeigen soll».

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