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Auf zur Safari

Zebras, Kamele, Löwen – wer solche Geschöpfe sehen will, braucht nicht in ferne Länder zu reisen. Auch ein Streifzug durch Glarner Dörfer eignet sich bestens für eine Abenteuer-Expedition zu diesen wilden Tieren.

Südostschweiz
21.05.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Wahre Baumeister: Ameisenlöwen sind auf dem sandigen Boden gut getarnt, verlassen ihre Trichter aber trotzdem kaum.
Wahre Baumeister: Ameisenlöwen sind auf dem sandigen Boden gut getarnt, verlassen ihre Trichter aber trotzdem kaum.
MONICA MARTI

Dass Afrika vor unserer Haustüre liegt, wissen dank dem Unesco-Welterbe Tektonikarena Sardona nicht nur Geologen. Doch wer hätte gedacht, dass auch Zebras, Kamele und Löwen durch den Kanton Glarus streifen? Natürlich sind sie kleiner als auf dem grossen Kontinent. Das Glarnerland bietet ja auch weniger Platz. Die «Löwen» zum Beispiel sind fast so klein wie Ameisen. Da sie auch solche fressen, heissen sie Ameisenlöwen. Man begegnet ihnen in «Wüsten». Auch davon gibt es in unseren Dörfern viele: Unter Vordächern an Hausmauern, unter Treppenaufgängen und auch sonst überall dort, wo nie Regen hingelangt und die Erde zu Staub vertrocknet. Solche unwirtlichen Stellen verwandeln Ameisenlöwen in lebendige Krater-Landschaften. Wer ihre Wohn- und Fangtrichter entdeckt, kann den eigenartigen Tieren dabei in aller Ruhe zuschauen. Es lohnt sich.

Ameisenlöwen sind Insekten, genauer Jungtiere der libellenähnlichen Ameisenjungfern. Einen Schönheitswettbewerb gewinnen die plumpen, mit furchteinflössenden Mundwerkzeugen ausgestatteten Larven sicher nicht. Die Art und Weise, wie sie ihre Trichter bauen, lässt hingegen jeden Statiker vor Ehrfurcht erblassen und ist beste Unterhaltung. Ameisenlöwen graben sich dazu rückwärts und spiralförmig in die sandige Erde. Dabei spicken sie immer wieder störendes Material bis zu 30 Zentimeter weit aus den entstandenen Kratern. Der Anblick erinnert an heftige Vulkanausbrüche im Miniformat. Die Neigung der Trichterwand passen die Winzlinge stets der Sandkorngrösse ihres Lebensraumes an. So fällt das Bauwerk nicht zusammen, das Material kommt aber bei der geringsten Berührung ins Rollen. Unvorsichtige Ameisen verlieren den Halt und purzeln in den Abgrund. Der am Trichtergrund verborgene «Löwe» packt sie mit seinem Mundwerkzeug und saugt sie aus.

All das kann man bei gutem Wetter aus nächster Nähe an sandigen, trockenen Stellen ums Haus beobachten. Später, wenn man genug gestaunt hat, schlendert man gemütlich weiter. Auf Glarner Dorfsafaris gibt es noch so viel zu entdecken. Zum Beispiel Kamel-Halsfliegen, Zebra-Springspinnen oder auch Tiger-Schnegel und Panther-Spanner. Nur Elefanten wurden bei uns noch keine gesichtet. Aber solche lassen sich ja bekanntlich bei Bedarf aus jeder Mücke machen.

Die Art und Weise, wie sie ihre Trichter bauen, lässt jeden Statiker vor Ehrfurcht erblassen und ist beste Unterhaltung.

In der Serie «Die Natur rund ums eigene Haus entdecken» gibt das Naturzentrum Glarnerland Tipps für Naturbeobachtungen direkt ums Haus. Alle Beiträge sowie weitere Informationen zu den jeweiligen Themen finden Sie unter naturzentrumglarnerland.ch. Für Fragen zur Glarner Natur ist das Team in der Infostelle im Bahnhofgebäude in Glarus sowie per E-Mail unter info@naturzentrumglarnerland.ch oder unter Telefon 055 622 21 82 erreichbar. Meldungen von Tier- und Pflanzenbeobachtungen werden gerne entgegengenommen. (red)

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