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Zwei Murmeltiere entsorgen den Bündner Abfall

Pio Bon aus Maienfeld hat während des Lockdowns ein Kinderbuch geschrieben. Darin geht es um die beiden Murmeltiere Pit und Pol, die den Abfall in den Bündner Bergen entsorgen. Doch warum widmet sich ein Zehnjähriger einem solch grossen Projekt freiwillig?

Kristina
Schmid
08.06.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Es gibt sie schon ganz lange. Pit und Pol. Die zwei kleinen Murmeltiere, die grosse Heldentaten vollbringen. Oder einfach nur Spass haben. Erschaffen hat sie Pio Bon noch als Kleinkind in seinem Kopf. Und Pios Fantasie kennt keine Grenzen: Die zwei Murmeltiere erleben jeden Tag neue Abenteuer, die Pio seinen Eltern oder seinem Bruder abends dann erzählt. 

«Irgendwann hat Pio vor dem Zubettgehen angefangen, Pit-und-Pol-Geschichten zu erfinden und sie uns zu erzählen», sagt Mama Raphaela Bon. So organisierten die Murmeltiere etwa bereits Fussball-Turniere für alle Tiere des Waldes oder bestritten Wettläufe, bei denen das Ziel war, als erster die Bergspitze zu erreichen. Nun entsorgen Pit und Pol den Abfall in den Bündner Bergen.

Der Kampf mit dem Abfall

Immer wieder gibt es grosse Themen, die Pio beschäftigen. Sei es, weil er viel darüber liest. Oder, weil sie in der Schule ein grosses Thema sind. So hat er sich bereits ausgiebig mit dem Sterben der Bienen auseinandergesetzt. In letzter Zeit aber, da las er viel über Tiere, die sterben mussten, weil sie Plastik gefressen hatten. Etwas, das Pio sehr traurig machte. Also wollte er in einer Pit-und-Pol-Geschichte eine Lösung finden, um die Menschen auf das Littering-Problem aufmerksam zu machen.

Die Geschichte handelt vom Alphirten Chäs-Fritz, der traurig über den Tod seiner einzigen Kuh ist. Sie hat auf der Alp Plastikabfall gefressen, der von Wanderern liegen gelassen worden ist. Die beiden Murmeltiere Pit und Pol beschliessen in der Geschichte, dem Alphirten mit dem Abfall-Problem zu helfen, damit andere Kühe auf der Alp nicht das gleiche Schicksal erleiden.

Positiver Corona-Effekt

Doch warum schreibt ein zehnjähriger Junge überhaupt ein Buch? Angefangen hatte alles während der Coronakrise. Mit dem Lockdown änderte sich schlagartig auch das Leben des Maienfelder Pio Bon. Er ging nicht mehr zur Schule, konnte nicht mehr ins Hockey-Training und durfte keine Freunde treffen. Die Hausaufgaben hatte er jeweils schnell erledigt und irgendwann war eben alles ein wenig langweilig. Er sehnte sich nach einem Projekt, an dem er immer wieder arbeiten konnte. Wie einer Geschichte.

Zur Geschichte hinter der Geschichte des Bilderbuchs macht Mama Raphaela Bon gleich ein kurzes Video mit ihrem Sohn Pio.

Für den Geburtstag seines Cousins Leo beschloss Pio, eine Pit-und-Pol-Geschichte zu schreiben. Seine Mama ermutigte ihn, doch gleich einige passenden Bilder zu malen. «'Dann kann ich doch gleich ein Buch machen', hat Pio zu mir gesagt», erzählt Mama Raphaela. Ein Riesenprojekt. Doch Raphaela wollte ihren Sohn unterstützen. Und weil Pio unbedingt vor Leos Geburtstag damit fertig werden wollte, war er auch ganz schön fleissig. Aber: «Hätte mich mein Mami aber nicht ab und zu daran erinnert, dass ich weiterarbeiten müsste, wäre das Buch sicher nicht bis zum Geburtstag von Leo fertig geworden», sagt Pio.

Entstanden ist ein Buch von einem Kind für andere Kinder. Und Pio hofft, dass die Geschichte ganz viele andere Kinder lesen werden, damit der Abfall nicht mehr weggeworfen wird. «Vielleicht braucht es nur eine kleine Geschichte, um die Welt ein wenig zu verändern», sagt Pio.

Das Bilderbuch «Pit und Pol – zwei Murmeltiere entsorgen den Abfall» kann für 25 Franken hier bestellt werden. Auf der Webseite findet Ihr auch weitere Informationen über das Buch den jungen Autors. 

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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