×

Der Winter liess seine Muskeln spielen

Dieser Winter wird in Erinnerung bleiben. Endlich lag wieder einmal richtig Schnee im Glarnerland und es war auch zeitweise knackig kalt. Erst am Schluss zog der Winter noch eine Krise ein.

Südostschweiz
01.03.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Ein neuer Rekord: In Glarus fiel im Januar viel Niederschlag – von den Bäumen ebenso wie vom Himmel.
Ein neuer Rekord: In Glarus fiel im Januar viel Niederschlag – von den Bäumen ebenso wie vom Himmel.
SASI SUBRAMANIAM

von Felix Blumer*

Lange Zeit hatten wir das Gefühl, dieser Winter sei grau und kalt. Ein Blick in die Statistik zeigt: Das Gefühl trügt. Der Winter war im Kantonshauptort 1,9 Grad zu warm, in Elm waren es 1,5 Grad. Damit liegt unser Kanton sogar hinter anderen Kantonen, in denen es wärmer war. Im Hochgebirge und im Süden betrug der Wärmeüberschuss zwar auch nur etwa 1,5 Grad, im Mittelland war es aber an den meisten Orten gut 2 Grad wärmer als während der klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990. Schaut man im Kanton Glarus zurück, dann findet man schon rasch deutlich kühlere Winter, so 2016/17 und 2017/18. Riesige Temperaturunterschiede gab es vor allem im Februar. Schon am 6. Februar zeigte das Thermometer im Hauptort 16,9 Grad. Eine gute Woche später wähnte man sich aber schon fast in Sibirien. Am Morgen des 14. Februars wurden in der Stadt -11,1 Grad gemessen. Im Vergleich zu den -30,5 Grad am gleichen Morgen in Samedan war das aber eigentlich gar nichts.

Danach wurde es wieder mild, so mild wie noch gar nie im Februar bei uns. Am 21. Februar wurden in Glarus 19,4 Grad gemessen, die höchste Februartemperatur in Glarus überhaupt. Am Tag darauf zeigte das Thermometer nochmals 19,1 Grad. Auch dieser Wert lag noch über dem alten Rekord von 18,8 Grad. Jener wurde sowohl am 3. Februar 2002 wie auch am 27. Februar 1994 gemessen. Richtig kalt war es aber nicht nur im Februar. Schon am 11. Januar sank das Thermometer in Glarus auf -10,6 Grad.

Elm erlebte innerhalb einer einzigen Woche einen Temperaturanstieg von satten 32 Grad. Am Sonntag, 14. Februar, lag der Tiefstwert bei -16,6 Grad. Nur eine Woche später zeigte das Thermometer am Fusse des Martinslochs mit Föhn einen Wert von +15,4 Grad.

Frau Holle löste ein Saisonabonnement

Der Winter 2020/21 war sehr niederschlagsreich. In der Stadt fielen in den vergangenen drei Monaten rund 35 Prozent mehr Niederschläge als sonst im Winter. Der Löwenanteil entfiel dabei auf den Januar, der in der Stadt mit 245 Millimetern einen neuen Rekord brachte. Dabei wurde der alte Rekord aus dem Januar 1968 um rund zehn Millimeter übertroffen.

Da es genug kalt war, gab es auch viel Schnee. An 67 Tagen lag in Glarus messbarer Schnee. Am Morgen des 17. Januars war die Schneedecke 65 Zentimeter mächtig, und auch am Morgen des 29. Januars wurden nochmals 65 Zentimeter gemessen. Im Süden des Kantons fühlte sich Frau Holle aber noch viel mehr Zuhause. In Elm wurde die Schneedecke am 19. Januar 127 Zentimeter dick, gleichzeitig lagen in der Tierfehd 124 Zentimeter. Seit dem 2. Dezember liegt in Elm im Übrigen durchgehend eine Schneedecke.

Sonne war auf Kurzarbeit

Frau Holle stellte die Sonne in diesem Winter definitiv in den Schatten. Im Kantonshauptort gab es nur 85 Prozent des üblichen Sonnenscheins. Letztmals war es im Winter 2014/15 noch trüber. In Elm zeigte sich die Sonne diesen Winter nicht einmal 100 Stunden.

In dieser Woche geht es schon mit dem nächsten Hoch weiter. Es wird zwar wieder mild, allerdings werden die Rekorde der letzten Woche voraussichtlich nicht mehr erreicht. Allerdings sollte man den Winter nicht zu früh abschreiben. In unangenehmer Erinnerung ist der Frühling 2019. Sowohl an der Fahrt als auch an der Landsgemeinde schneite es, und das obwohl damals der Winter im Hauptort wärmer war.

*Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei Schweizer Radio und Fernsehen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR