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Die Eisheiligen werden frisch, aber nicht frostig

Nach den Sommertemperaturen vom Sonntag erleben wir schon heute Dienstag, dem Tag des Mamertus, den Absturz der Temperaturen. Danach geht es unterkühlt weiter. Immerhin werden die Nächte nicht sehr kalt.

Südostschweiz
11.05.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Muss nicht sein: Die Eisheiligen bedeuten nicht zwangsläufig kalte Temperaturen oder Schnee. Seit der Jahrtausendwende ist es sogar weitgehend zu warm.
Muss nicht sein: Die Eisheiligen bedeuten nicht zwangsläufig kalte Temperaturen oder Schnee. Seit der Jahrtausendwende ist es sogar weitgehend zu warm.
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von Felix Blumer*

Am vergangenen Sonntag war es im Glarnerland mit 26,1 Grad bereits Sommer. In Basel wurden sogar 28,6 Grad gemessen. Bei uns im Kanton war auch der Montag dank Föhn noch ganz passabel mit Temperaturen von deutlich über 20 Grad.

Heute Dienstag, dem Tag des Mamertus, setzt eine Kaltfront dem Frühsommer nördlich der Alpen aber ein jähes Ende. Am Nachmittag gibt es nur noch Werte um 13 Grad. Aber Achtung: Mamertus war bei uns nie ein Heiliger, entsprechend zählt er auch nicht als Eisheiliger.

Frost bleibt wahrscheinlich aus

Morgen Mittwoch, dem Tag des Pankratius, gehen die Temperaturen sogar nochmals leicht zurück und liegen noch bei 12 Grad. Danach werden die sonnigen Phasen zwar wieder länger, bis zum Samstag, dem Tag der Kalten Sophie, bleibt es aber kühl mit Nachmittagstemperaturen um 15 Grad und damit deutlich unter dem langjährigen Mittel.

Namensgeber für die Eisheiligen waren aber nicht tiefe Nachmittagstemperaturen, sondern nächtlicher Frost. Davon hatten wir in diesem Frühling schon mehr als genug. Obwohl es bis am Samstag eigentlich kühl weitergeht, bleibt dieses Jahr Frost meist aus. Dazu hat es viel zu viele Wolken, und entsprechend ist es in der Nacht nicht allzu kalt.

So sind die Eisheiligen in diesem Jahr wie schon in den vergangenen Jahren eher lausig kühl. Frost und Bodenfrost bleiben in diesem Jahr genau wie im Vorjahr aus. 2019 gab es dagegen verbreitet Bodenfrost. Doch seit der Jahrhundertwende gab es in Glarus – abgesehen von 2019 – nur während der Eisheiligen 2012, 2005 und 2003 Bodenfrost. Bei einer Trefferquote von 20 Prozent kann man den Eisheiligen nicht viel abgewinnen. Und Luftfrost gab es in Glarus seit 1990 nur ein einziges Mal, nämlich an der Kalten Sophie 1995 mit genau 0 Grad.

Häufiger zu warm als zu kalt

In Glarus liegt die durchschnittliche Nachmittagstemperatur im Mai bei 17,4 Grad. Seit der Jahrhundertwende war es während der Eisheiligen zwölf Mal zu warm und in neun Jahren zu kühl. Mit anderen Worten: In den vergangenen 20 Jahren waren die Eisheiligen im Glarnerland weitgehend das Gegenteil der Legende.

1992 hatte man in Glarus Schweissausbrüche während der Eisheiligen. Die durchschnittliche Nachmittagstemperatur betrug 24,7 Grad, und in der Nacht wurde es nie kälter als 5,4 Grad. Noch wärmer waren die Eisheiligen 1998 mit einer durchschnittlichen Nachmittagstemperatur von 26,6 Grad. Am 13. Mai gab es damals sogar 28 Grad. Spannend: Die Eisheiligen 2019 waren die kühlsten seit mindestens 30 Jahren bei uns im Kanton, und auch im vergangenen und in diesem Jahr gehören sie zu den kühlen Vertretern.

Eher erschreckend: Auch nach den Eisheiligen hoffen wir vergeblich auf wärmere Tage. Es könnte noch über Tage kühl bleiben.

*Der Glarner Felix Blumer ist Meteorologe bei Schweizer Radio und Fernsehen.

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