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Der Umweltminister setzt den Schraubbohrer an

Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) Glarnerland wird zu einer der grössten Baustellen im Kanton. Am Dienstag hat der Bau der 4. Reinigungsstufe in Bilten mit dem symbolischen Auftakt begonnen.

Südostschweiz
13.05.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Mit schwerem Gerät: Regierungsrat Kaspar Becker nimmt unter professioneller Anweisung den symbolischen Spatenstich vor.
Mit schwerem Gerät: Regierungsrat Kaspar Becker nimmt unter professioneller Anweisung den symbolischen Spatenstich vor.
SASI SUBRAMANIAM

von Hans Speck

Die Bagger sind bereits aufgefahren, die Vorbereitungen für den Baustart in vollem Gang, und der Rohbau soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein. Die Rede ist von der Anlage für die 4. Reinigungsstufe der ARA Glarnerland. Sie muss aufgrund des revidierten Gewässerschutzgesetzes zum Eliminieren von Mikroverunreinigungen gebaut werden.

Der Glarner Regierungsrat Kaspar Becker setzte als Vorsteher des Departements Bau und Umwelt gleich selbst zum symbolischen Spatenstich an.

Davor konnte Georg Banzer, Präsident des Abwasserverbandes Glarnerland, mit sichtlicher Freude Vertretungen der ARA-Trägerschaft begrüssen. Sie kamen aus den Gemeinden Glarus Nord, Glarus, Glarus Süd, Weesen, Amden und Schänis. Anwesend waren aber auch Klaus Biermann, Betriebsleiter der ARA Glarnerland; Gesamtprojektleiter Alain Meyer und Lilian Schläpfer von der Hunziker Beatech AG; Anita Lutz von der Geotechnik Vollenweider AG und die Spezialisten der Kibag AG, die für das Andrehen der riesigen Bohrmaschine zuständig waren.

Rohbau steht bis Ende 2022

Die Anlagen der ARA Glarnerland wirken für Aussenstehende jetzt schon beeindruckend. Mit dem Bau der 4. Reinigungsstufe wird sie noch grösser. Die 21 Meter breite und 50 Meter lange Anlage zum Entfernen von Mikroverunreinigungen kommt auf der Wiese im Norden zu stehen, die dem Abwasserverband Glarnerland bereits gehört. Läuft alles rund, steht der Rohbau bis Ende 2022.

Der Bau der neuen Reinigungsstufe gehört zum Gesamtsanierungsprojekt 2025 bis 2040. Schon vor dem symbolischen Spatenstich wurde die Fläche mit Baggern für den Baustart vorbereitet. Für den Bau müssen die Trinkwasserleitungen zur ARA verlegt, die Humusschicht abgetragen und ein Kiesplatz für die Baumaschinen erstellt werden.

In den nächsten Wochen werden knapp 100 Schraubpfähle mit Längen von 24 bis 32 Metern in den setzungsanfälligen Boden geschraubt. «Diese Schraubpfähle sind für die Stabilität des Gebäudes und Sicherstellung der Funktionalität der Anlage notwendig», erklärte Projektleiter Meyer. «Trotz dieser Pfählung wird aber er- wartet, dass sich das Gebäude in den nächsten 30 Jahren um 15 bis 20 Zentimeter setzt.»

Das ideale Verfahren eruiert

Die Kosten für diese 4. Reinigungsstufe belaufen sich laut Georg Banzer auf 23,1 Millionen Franken. Der Bund übernimmt 75 Prozent davon, die restlichen 25 Prozent bezahlen die Gemeinden nach Verursacherprinzip.

Während der letzten drei Jahre wurde zudem das am besten geeignete Reinigungssystem zur Eliminierung von Mikroverunreinigungen evaluiert – in enger Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag). Nun haben die Verantwortlichen das ideale Verfahren für die neue Kläranlage eruiert.

Regierungsrat legt Hand an

Die Fachleute entschieden sich in Absprache mit dem Bundesamt für Umwelt für ein kombiniertes Verfahren mit granulierter Aktivkohle (GAK-Filtration) und der Zugabe von Pulveraktivkohle (PAK). «Dieses Verfahren ist schweizweit eine Premiere und wird erstmals in dieser Kombination eingesetzt», erklärte Meyer. Die Spurenstoffe werden künftig über Aktivkohle entfernt. Diese hat eine hochporöse Struktur und somit eine sehr grosse Oberfläche, auf der die Mikroverunreinigungen absorbiert werden. Anschliessend werden sie samt der Aktivkohle aus dem Abwasser entfernt. «Die vierte Reinigungsstufe bedeutet natürlich auch, dass das Wasser künftig gesamtheitlich betrachtet noch besser gereinigt werden kann», so Meyer.

Beim abschliessenden symbolischen Spatenstich übertrug Regierungsrat Kaspar Becker die ganze Kraft seines Amtes auf den riesigen Schraubbohrer – mit gütiger Hilfe eines Spezialisten der Kibag. Den richtigen Dreh dafür fand der Umweltminister dann allerdings sehr schnell selbst heraus.

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