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Graubünden bleibt vom grossen Unwetter verschont

Der Regen hat schweizweit zu Hochwasser und Unwetter geführt. Graubünden hatte noch einmal Glück.

Hannah
Hitz
13.07.21 - 17:24 Uhr
Leben & Freizeit
Wandern im Regen: In Flims liegt die Regenwahrscheinlichkeit am Mittwoch bei 95 Prozent.
Wandern im Regen: In Flims liegt die Regenwahrscheinlichkeit am Mittwoch bei 95 Prozent.
LIVIA MAUERHOFER

In Zürich haben in der Nacht auf Dienstag kräftige Gewitter mit Starkregen gewütet. Auch in anderen Kantonen war das Unwetter dramatisch. In Egozwil im Kanton Luzern wurde gemäss SRF Meteo eine Orkanböe gemessen. Die Gefahrensituation in Graubünden sei eine andere, sagt Andreas Huwiler vom kantonalen Amt für Naturgefahren. Auch im Kanton sei jedoch kurzfristig mit Naturereignissen zu rechnen.

Was ist Starkregen?
Von Starkregen spricht man, wenn grosse Niederschlagsmengen innerhalb einer bestimmten Zeitspanne fallen. 
– mehr als 7 Millimeter in 10 Minuten
– mehr als 12 Millimeter in 30 Minuten
– mehr als 16 Millimeter in 60 Minuten

«Die Unwetter kommen in der Form von Zürich nicht zu uns», sagt aber Reto Vögeli, CEO der Meteo News AG. Örtliche Platzregen und Gewitter kann der Experte jedoch nicht ausschliessen. «Heikel werden kann es grundsätzlich überall», sagt Vögeli. In der Höhe herrsche Südwind. Die Schauer und Gewitter würden sich am Alpensüdhang bilden und zögen von Süden her über Graubünden. Die aufgleitende Luftmasse führe in Glarus und dem Sarganserland zu kräftigen Regenfällen. Vereinzelt kann es gemäss Vögeli zu Hagelfällen in Graubünden kommen.

Wie wirkt sich das regnerische Wetter auf Naturgefahren aus?

Gemäss dem Amt für Naturgefahren sind die Bündner Flüsse unterhalb der kritischen Wasserstände. Huwiler beobachtet im Moment, dass der Vorderrhein stark ansteigt, wenn es in Disentis und Tujetsch stark regnet. Bei starken Niederschlägen sollte man sich von Gewässern fernhalten. Die Gefahr besteht, dass Flüsse und Bäche über die Ufer treten, wie Huwiler erklärt. «Wir müssen mit Murgängen in steileren Gerinnen rechnen.» Dies hänge vom Wetter in den kommenden Tagen ab. «Gewitter sind sehr schlecht zu prognostizieren», sagt Huwiler. Deshalb könne das Amt für Naturgefahren nur sagen, dass grundsätzlich die Voraussetzungen für Ereignisse bei starken Niederschlägen gegeben sind.

Was ist Murgang?
Murgang ist ein Erdrutsch. Dabei fliesst ein Strom aus Schlamm und gröberem Gesteinsmaterial im Gebirge schnell talwärts. Ausgelöst wird das Ereignis durch langandauernden oder heftigen Nieder- oder Hagelschlag. Auch eine intensive Schneeschmelze kann der Auslöser sein.

Wie viel Wasser kann der Boden noch aufnehmen?

Durch die häufigen Niederschläge seien die Böden relativ gut gesättigt, meint Huwiler. Wenn es zu erneuten Niederschlägen komme, seien Bäche und Flüsse schnell überfüllt, weil weniger Wasser versickern könne. «Naturereignisse werden in der Surselva, besonders in Disentis und Tujetsch erwartet», sagt Huwiler. Bisher habe es im ganzen Kanton einzelne Murgänge gegeben.

Gemäss Wetterexperte Vögeli hingegen kann der Boden noch einiges vertragen. Im Juni war es in Graubünden eher trocken. Auch im Juli hat es noch nicht viel geregnet. «Es darf nicht zu viele Regenfälle in kurzer Zeit geben», warnt Vögeli. Rolf Hug, Leiter Gutsbetrieb Plantahof, ist sogar sehr froh über die aktuellen Niederschläge in Graubünden. Der Regen dieses Jahr sei gut verteilt gewesen. Für Hug zählt: «Nasse Jahre sind die guten Jahre in Graubünden.» Normalerweise hätten die Landwirtinnen und Landwirte vor allem mit Dürre zu kämpfen. Am Dienstagnachmittag meldete das Amt für Wald und Naturgefahren sogar Waldbrandgefahr im Gebiet Scuol. 

Auswirkungen auf den Tourismus

Ernst Wyrsch, Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden, spürt eine sofortige Reaktion auf das regnerische Wetter an den Buchungszahlen. «Die Leute planen die Sommersaison nicht mehr lange im Voraus»; oft werde mittlerweile von unterwegs gebucht, sagt Wyrsch. Mit dem Regen allein könnten Touristikerinnen und Touristiker umgehen, aber «Regen und Kälte sind der Tod», sagt Wyrsch. «Ich würde die Hoffnung noch nicht aufgeben», meint Wetterexperte Vögeli zu den Wetteraussichten für den Sommer.

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