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Die schärferen Richtlinien sind für die Biolandwirtschaft machbar

Bio Suisse verschärft seine Richtlinien per Januar 2022. Der Kraftfutterzukauf wird reduziert, und das Futter muss künftig Schweizer Bioknospenfutter sein. Für Graubünden sollte das kein Problem werden.

Südostschweiz
20.08.21 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Bio Suisse verschärft auf 2022 seine Richtlinien.
Bio Suisse verschärft auf 2022 seine Richtlinien.
OLIVIA AEBLI_ITEM

Kraftfutter kommt in der Landwirtschaft häufig in Form von Soja, Getreide oder Mais vor. Vor allem Landwirtinnen und Landwirte aus der Milchproduktion benutzen das zusätzliche Futter, um die Milchleistung ihrer Kühe zu steigern.

Bisher durfte das Futter für die Kuhhaltung nach Biorichtlinien aus zehn Prozent Kraftfutter bestehen. Ab 2022 sind noch fünf Prozent erlaubt. Für die meisten Biobetriebe im Kanton Graubünden sei das kein Problem, sagt Claudio Gregori, Präsident von Bio Grischun. Im Interview mit Radio Südostschweiz zeigt er sich überzeugt: «Für die meisten Bauern ist diese Verschärfung der Richtlinien nicht einschneidend.» Bei den Mutterkuhhaltern gebe es vermutlich niemanden, der diese fünf Prozent erreichen wird. Anders sehe die Situation bei den Milchbäuerinnen und Milchbauern aus. Diese seien eher auf Kraftfutter angewiesen. Wie viele Bauernhöfe konkret betroffen sind, weiss jedoch Gregori nicht. Er rechnet aber damit, dass vereinzelte mit dieser Regelung Mühe haben werden.

Drei Jahre Vorbereitungszeit

Dass diese Richtlinien im Januar 2022 in Kraft treten, ist nichts Neues. Laut dem Präsidenten von Bio Grischun hätten die Bäuerinnen und Bauern drei Jahre Zeit gehabt, sich mit diesen Richtlinien auseinanderzusetzen.

Wer die Richtlinien nun nicht erfüllen will oder kann, hat gemäss Claudio Gregori drei Möglichkeiten. Eine sei der Ausstieg aus der Milchproduktion. Eine andere Möglichkeit sei der Ausstieg aus der Biolandwirtschaft und eine letzte Option sei der Wechsel auf eine weniger intensive Kuhrasse. Das funktioniere bei vielen Landwirten, welche Gregori selbst kennt, gut. 

Mühe mit den neuen Richtlinien

Domeni Gregori ist Milchbauer in Bergün und selbst von den Richtlinien betroffen. Er betreibt einen Biohof mit 30 Milchkühen und bewirtschaftet rund 47 Hektaren Land. Er selbst hat Mühe mit den neuen Richtlinien, wie er gegenüber Radio Südostschweiz sagt. In Bergün sei der Anbau von eigenem Getreide für Kraftfutter beschränkt. Trotzdem möchte nicht ganz darauf verzichten: «Ich hätte gerne eine gewisse Leistung bei meinen Kühen, und ohne zusätzliches Kraftfutter ist das fast nicht möglich.»

Mit den bisherigen Richtlinien konnte Gregori pro Jahr und Kuh zwischen 7500 und 8000 Liter Milch erwirtschaften. Zum Vergleich: Eine Hochleistungskuh gibt pro Jahr rund 10’000 Liter Milch. Wie einschneidend die neue Richtlinie für Gregori sein werden, kann er noch nicht sagen. Klar ist aber: «Es wird sicher weniger Milch im Tank landen.» 

Nur noch Schweizerfutter auf dem Speiseplan

Ab Januar 2022 wird zudem noch eine weitere Richtlinie in Kraft treten. Diese betrifft den Futterzukauf. In der Regel verfüttern Landwirtinnen und Landwirte ihren Tieren das selbst erwirtschaftete Futter. Je nach Sommer und Wetter kann die Futtermenge jedoch variieren. In einem besonders trockenen Sommer müssen Bauern beispielsweise zusätzliches Futter für ihre Tiere zukaufen. Bisher durfte ein Teil dieses zugekauften Futters auch aus Bioproduktionen der EU stammen. Ab Januar 2022 ändert sich das und Biobäuerinnen und -bauern dürfen nur noch Schweizer Bioknospenfutter zukaufen.

«Das wird teurer», ist sich Bio-Grischun-Präsident Claudio Gregori sicher. Zudem befürchtet er, dass es anfangs zu Engpässen kommen könnte. Diese werden sich aber mit Zeit wieder legen, meint Gregori, denn: «Wenn etwas gefragt ist, wird es auch produziert.» Langfristig sollte es laut dem Präsidenten von Bio Grischun jedoch das Ziel sein, dass die Landwirte nur so viele Tiere auf ihrem Hof halten, wie sie mit dem eigenen Futter bewirtschaften können. Bei ganz schlechter Futterernte sollte die Möglichkeit des Futterzukaufs jedoch weiterhin bestehen bleiben.

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