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Uraufführung trifft Poetryslam

Die letzten zwei Festivaltage bieten bis zuletzt ein vielseitiges Programm.

Davoser
Zeitung
20.08.21 - 17:43 Uhr
Leben & Freizeit
Cécile Marti.
Cécile Marti.
Suzie Maeder

Zum Finalwochenende erwartet das Publikum noch nie Gehörtes. Gleich fünf Komponistinnen präsentieren Kammermusikwerke, die extra für das Davos Festival in diesem Jahr entstanden sind. Und der beliebte Slampoet Fabian Ziegler erfindet seine Texte im Moment seines Auftritts.

Ein Anfang und ein Ende

Am Freitagabend findet im Kongresszentrum unter dem Titel «Mindestens haltbar bis…» um 20.30 Uhr ein Uraufführungsabend statt. Los geht es bereits um 19.30 Uhr mit einem Einführungsgespräch in Anwesenheit der Komponistinnen Cécile Marti, Elnaz Seyedi, Isabel Klaus, Luzia von Wyl und Marylène Müller. Das erste Stück am Abend stammt von Isabel Klaus, die ihre Musik selbst als «wohl eher trocken, manchmal gehemmt» bezeichnet. «Dabei wünsche ich mir jeweils, dass der subtile Humor wahrnehmbar ist, sich aber nicht aufdrängt.» Ihr Werk ist für Flöte (Zofia Neugebauer) und Percussion (Marianna Bednarska), wobei das Schlagwerk durch einen «emanzipierten Gymnastikball» verkörpert wird. «Das Zusammenspiel funktioniert nicht wirklich, aber vielleicht entsteht durch das Scheitern eine andere Art von Expressivität», schmunzelt die Komponistin.

Zeit sehen und Flatterzunge

Das neue Werk der Zürcher Komponistin Cécile Marti ist der dritte Teil eines gross angelegten Balletts mit dem Titel «Seeing Time». Die ersten beiden Stücke für grosses Orchester wurden in Basel aufgeführt, in Davos folgt Part III für Solo-Violine, uraufgeführt von Anna Agafia Egholm. Marylène Müller hat eine Miniatur für Saxofon und Streichquartett (Chaos String Quartet) geschrieben. Der Israeli Amit Dubester freut sich, dass sein Ins-trument dabei mal ganz sängerisch, mal perkussiv, mit viel Flatterzunge gefordert ist. Elnaz Seyedi hat eines ihrer Werke noch einmal neu geschrieben: ihr Duo für Violoncello (Friedrich Thiele) und Fagott (Valeria Curti). «Es wird spannend sein, die beiden Fassungen später miteinander zu vergleichen», sagt Intendant Marco Amherd. «Viele Komponisten haben das im Laufe der Zeit gemacht, Johann Sebastian Bach etwa. Er hat viele seiner Werke im nächsten Jahr anders geschrieben. Vielleicht, weil er andere Instrumente zur Verfügung hatte – aber sicher auch, weil die Welt ein Jahr später ganz anders aussah. Ich bin gespannt, wie Elnaz‘ Werk im neuen Kleid klingen wird.»

Isabel Klaus.
Isabel Klaus.
Privat
Marylène Müller. 
Marylène Müller. 
Regula Beart
Elnaz Seyedi
Elnaz Seyedi
Roya Noorinezhad

Seilbahn

Die dritte Komponistin im Urauf­führungsreigen ist Luzia von Wyl. Die ­ Luzernerin hat eine grosse Vorliebe für Rhythmisches und beschreibt ihren Kompositionsstil mit Überlagerungen, Taktwechsel und ungeraden Taktarten. «Mich interessieren Grooves, ich mag, wenn die Musik körperlich spürbar wird. Als zweite Komponente ist mir ein Farbenreichtum sehr wichtig, daher mag ich zum Beispiel ungewohnte Instrumentierungen und grosse Besetzungen. Inspiriert werde ich sehr von der Natur und vom Reisen. Vor Corona war ich auf der ganzen Welt unterwegs, hatte zeitweise gar keinen festen Wohnsitz. So entstanden Stücke, inspiriert von karibischen Unterwasserwelten, arabischen Wüstenlandschaften oder indonesischen Vulkanen.» Ihre Auftragskomposition für das Davos Festival heisst «Funicular», und der Name verrät bereits: Luzia von Wyl hatte das Bild der Schweizer Bergbahnen im Kopf. «Ich bin ein Fan! Wie verrückt waren die Schweizer, auf jeden Gipfel ein Bähnli zu bauen? Das ist ein grosses Kulturerbe! Jeder kann sich das rhythmische Geräusch vorstellen, wenn eine solche Bahn angefahren kommt, und wie sich das Geräusch verändert, wenn eine Brücke befahren wird, oder ein Tunnel.» Als Besetzung wählte sie Schlagzeug, kombiniert mit einem Marimbaphon, einem Fagott und einer Klarinette. Ihr Ensemble spielt das Werk: Lionel Friedli (Schlagzeug), Nicola Katz (Klarinette), Maurus Conte (Fagott) und Fabian Ziegler (Marimba).

Luzia von Wyl. 
Luzia von Wyl. 
Falk Neumann

Late Night Jazz und Glitzerträume

Ein nächtliches Jazzkonzert mit dem Luzia von Wyl-Ensemble am Freitagabend um 22 Uhr im Kongresszentrum versetzt das Publikum bereits in den Abschiedsblues vom Davos Festival, doch das grosse Finale folgt am Samstag! Bei «Ausgespielt im Sternenmeer» im Kon­-gresszentrum sieht man hoffentlich auf den klaren Himmel, lauscht der Schlagzeugerin Marianna Bednarska bei den Keiko Abes japanischen Kinderlieder-Variationen für Marimbafon und erfreut sich an Galina Ustwolskajas überirdisch leuchtendem Konzert für Klavier, Streichorchester und Pauken, das auf der grossen Bühne von der Davos Festival ­Camerata unter der Leitung von Holly Hyun Choe am diesjährigen Festival den Schlusspunkt setzt.

Hörfunkjournalistin und Medientrainerin Julia Kaiser berichtet in diesem Jahr über das Davos Festival.

Das Davos Festival dauert bis 21. August. Alle Infos, Tickets, das ganze Programm unterwww.davosfestival.ch.

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