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Eine neue Deponie wird erprobt

Davos lebt vom und mit dem Schnee. Doch regelmässig nach intensiven Niederschlägen muss er von den Verkehrswegen weg und abgeführt werden. Viel davon wurde bisher in den Davosersee gekippt. Dieses Vorgehen sorgte immer wieder mal für Kritik. Nun testet die Gemeinde eine Alternative.

Barbara
Gassler
03.01.22 - 16:34 Uhr
Leben & Freizeit
Per Schneeschleuder wird der Deponieschnee zu hohen Maden aufgeschüttet.
Per Schneeschleuder wird der Deponieschnee zu hohen Maden aufgeschüttet.
zVg

Den Meisten sind die Lastwagenkolonnen, die sich nach ergiebigen Schneefällen zum See hin und vom ihm weg stauen, ein vertrautes Bild. Frisch gefallener Schnee wird zur Deponie See gefahren und dort gekippt. Ein Pneulader verteilt ihn und schüttet so allmählich einen mehr oder weniger weit in den See ragenden Keil auf. Bis die Deponie im Frühjahr abgeschmolzen ist, dauert es oft bis in den Mai hinein, und mit jedem vergehenden Tag werden die Schneehaufen brauner. Dies veranlasste Viele schon zur Vermutung, dass mit dem Schnee ganz viele Schadstoffe ins Seewasser eingetragen werden. Zwar verneint die Gemeinde dies schon genau so lange, wie die Deponie besteht. Nun will sie es sogar beweisen. «Wir sind gerade dabei, beim Kanton eine Einleitungsbewilligung zu erwirken», berichtet Patrick Gurini, Leiter technische Dienste der Gemeinde. Daher werden in diesem Winter dem angelieferten Schnee bei jeder Schnee­räumung Proben entnommen, um nachzuweisen, dass wirklich nur sauberer Schnee in den See eingebracht wird. Denn toleriert wurde die Deponie im See zwar schon immer, auf rechtlich sicheren Füssen stand sie bis anhin aber nicht.

Nicht einfach auf die Strasse

Doch nicht nur deswegen suchte die Gemeinde Alternativen. Vom Platz her bis zum See ist der Weg oft gar weit, und auf der engen Zufahrt kommen die Lastwagen oft in Konflikt mit Fussgängern und Parkierenden. So wurde schon seit Längerem nach einer anderen Lösung gesucht. Denn immerhin fällt da so einiges an Niederschlägen an. Abgeführt werden nicht nur die entlang der Strassen zusammengeschobenen Schneeberge, sondern auch viel von dem auf Privatparzellen ­gefallenen Schnee. «Mit vielen Liegenschaftseigentümern haben wir Verträge, dass sie ‹ihren› Schnee den liegenden Schneemaden hinzufügen dürfen. Das wird ihnen dann jährlich mit einer Pauschale verrechnet», erzählt Gurini. Dieses Vorgehen entspricht der gesetzlichen Vorgabe, dass Schnee nicht auf fremdem Eigentum abgelagert werden darf. «Ärgerlich ist es natürlich, wenn jemand frisch fröhlich einfach seinen Schnee rausschiebt. Besonders unmittelbar nachdem wir mit der Schleuder passierten.» So würden sie mit dem Schneeräumen nie fertig, oder es entstehe der Eindruck, die Gemeinde mache ihren Job nicht. In solchen Fällen würden sie das Gespräch mit den Fehlbaren suchen. «Bussen sind möglich, wir vermieden es bis jetzt, solche auszusprechen.»

Neue Deponie in den Islen

Ob «privater» oder «öffentlicher» Schnee: In beiden Fällen muss er irgendwo abgelagert werden, bis das Frühjahr ihm den Garaus macht. Nachdem in den vergangenen Jahren verschiedene provisorische Standorte angefahren wurden, wurde dieses Jahr in den Islen eine offizielle, neue Schneedeponie in Betrieb genommen. Entlang des Brüchwegs verfügt die Gemeinde über ein landwirtschaftlich genutztes Landstück von rund 8000 Quadratmetern Fläche. Darauf wird in diesem Winter nun ein erstes Mal versuchsweise eine Schneedeponie angelegt. Da in diesem Fall kein Gefälle vorhanden ist, das aufgefüllt werden kann, ist vorgesehen, dass eine Schneeschleuder den angelieferten Schnee auf eine bis zu vier Meter hohe Schneemade schleudert. Bis zu 30 000 Kubikmeter Material soll auf diese Weise abgelagert werden können.

Kontrolliertes Sickerwasser-Regime

Der Vorteil dieser Deponie ist, dass zumindest ab Platz die Wege deutlich kürzer sind und die manövrierenden Lastwagen und Geräte kaum mit Passanten in Berührung kommen. Doch auch auf der neuen Deponie Islen soll nur frisch gefallener «sauberer» Schnee abgelagert werden. «Auch wenn wir an diesem Standort den Vorteil haben, dass das Gelände eine ehemalige Deponie ist und das Wasser über eine Sickerleitung in die Kanalisation geleitet wird», berichtet Gurini. So gelangt es schliesslich in die ARA, wo es vor der Rückgabe in die Natur noch gereinigt wird. Ausserdem kann die Schadstoffbelastung über vorhandene Schächte einfach kontrolliert werden. «Im Frühjahr wird der neue Standort evaluiert werden und dann entschieden, ob er weiterhin betrieben werden soll.»

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