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Inspirationen in der Kaffeepause

Wenn Balázs Erdöhelyi an sein Stipendium am AO-Forschungsinstitut Davos (ARI) zurückdenkt, dann kommt ihm unweigerlich die Kaffeemaschine im Gemeinschafts-Pausenraum in den Sinn.

Davoser
Zeitung
10.01.22 - 18:00 Uhr
Leben & Freizeit
Balázs Erdőhelyi schätzte am ARI den Austausch zwischen den verschiedenen Berufsgruppen.
Balázs Erdőhelyi schätzte am ARI den Austausch zwischen den verschiedenen Berufsgruppen.
zvg

Der Grund dafür ist jedoch nicht, dass der Software-Entwickler aus Ungarn ein so begeisterter Kaffeetrinker wäre – tatsächlich trinkt Balázs überhaupt keinen Kaffee. Sondern, dass dieser Bereich für ihn vor allem lebhafter Treffpunkt und eine Austauschplattform bot, wo interessante Ideen, innovative Konzepte und ungewöhnliche Sichtweisen diskutiert wurden. «Es war eine Art ungeschriebene Regel, dass alle ihre Kaffeepause immer zur gleichen Zeit nahmen», erinnert sich Balázs. «So verbrachte ich meine Pausen unter anderem mit Ärzten, Biologen, Chirurgen und Ingenieuren, und die Gespräche mit ihnen beeinflussten und inspirierten mich immer wieder».

Balázs kam 2010 für sechs Monate als nicht-medizinischer Stipendiat an das ARI. Den grössten Teil des vorangegangenen Jahrzehnts hatte er an der Universität Szeged im Süden Ungarns an softwarebasierten Lösungen für den Einsatz im medizinischen Bereich gearbeitet, nachdem er dort im Jahr 2000 seinen Master in Mathematik und Software-Engineering erworben hatte. Unter anderem entwickelte er in dieser Zeit eineLösung zur virtuellen Operationsplanung im Bereich der Traumatologie mit. Als Dozent in der Abteilung für Bildverarbeitung und Computergrafik arbeitete er darüber hinaus an einer Anwendung zur Testung statischer Belastungen vonKnochen und orthopädischen Implantaten mithilfe der Finite-Elemente-Methode.

Am ARI widmete sich Balázs dem Bereich des maschinellen Lernens. In Zusammenarbeit mit seinem Vorgesetzten Lukas Kamer erstellte er ein Computerprogramm zur automatischen Bestimmung der Schwere einer Pilonfraktur anhand eines CT-Scans der betroffenen Tibia –des Schienbeins. «Unser Plan war es, der Software eine ausreichende Menge an visuellen Daten zur Verfügung zu stellen, anhand derer sie sich selbstständig beibringen konnte, wie Frakturen nach Schweregrad klassifiziert werden», erklärt Balázs. «Anschliessend sollte sie in der Lage sein, Frakturen lediglich anhand der zugehörigen CT-Bilder selbstständig in verschiedene Schwerekategorien einzuordnen.»

Die Zeit, die er am ARI verbrachte – sechs Monate nach Ende seines ursprünglichen Stipendiums kehrte er zurück und nahm für ein weiteres Jahr eine feste Stelle am Institut an – hinterliess einen bleibenden Eindruck bei Balázs. «Ich fand es spannend, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem sich die akademische Welt, die mir häufig zu theoretisch ist, und die Indus-trie, die oft zu ergebnisorientiert ist, überschneiden», sagt er. Auch heute arbeitet Balázs wieder an einem Forschungsinstitut.

Auch zahlreiche persönliche Erinnerungen hat Balázs an sein Leben in Davos. Zusammen mit seiner jungen Familie – seine Frau und die gemeinsamen zwei Kinder zogen mit ihm in die Schweiz – nutzte er die Wochenenden, um so viel von der gebirgigen Landschaft kennenzulernen wie möglich. «Szeged liegt mitten in einer Ebene, im Umkreis von 200 Kilometern gibt es keinerlei Berge», sagt er. «Die Schweiz ist ganz anders und hat mich nachhaltig beeindruckt. Wenn ich an Davos zurückdenke, erinnere ich mich an eine sehr glückliche Zeit.» (pd)

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