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«Nächste Woche fange ich an»

Stefan
Salzmann
27.08.20 - 04:30 Uhr

Im Blog «Anpfiff» berichten Journalistinnen und Journalisten jede zweite Woche aus der Südostschweiz-Sportredaktion.

Stefan Salzmann* über das wiederentdeckte Velofahren 

Mittlerweile fahre ich wieder Velo. Nicht um Einkaufen zu gehen oder zur Arbeit zu fahren, sondern um längere Touren zu machen, Pässe zu überwinden und an meine Grenzen zu stossen. So lautet zumindest der Plan. Denn wirklich oft gefahren bin ich noch nicht. Auch wenn ich nun seit einigen Monaten stolzer Besitzer eines nicht gerade güngstigen Gravel Bikes bin (Bild oben). Schaue ich mir das schmucke Gefährt an, kommen Erinnerungen hoch. Erinnerungen an unzählige Ferien, die meine drei Geschwister und ich mit den Eltern auf den Velos verbracht haben. 

Höhepunkt damals: die 1000 Kilometer lange Strecke entlang dem Rhein bis nach Rotterdam. Ich als 12-Jähriger – oder war ich noch jünger? Es war anstrengend und nicht selten habe ich an einem dieser 16 Tage mein Velo verflucht. Aber wenn ich so zurückblicke, muss ich schon sagen: Toll wars. Mit was für «einfachen» Velos wir unterwegs waren. Nicht zu vergleichen mit meinem heutigen Gravel Bike. Das ja fast von alleine fährt ...

Waren in den letzten Monaten und Wochen Freunde bei mir zu Besuch, kam beim Anblick meines Gravel Bikes früher oder später unweigerlich die Frage auf: «Wie oft bist du denn jetzt schon gefahren?» Ich glaube meine Antwort, «nächste Woche fange ich an», hallt auch heute noch in den Köpfen nach. Aus nächster Woche wurde die übernächste. Aus übernächster die über-übernächste. Aus über-übernächster – ja, Sie wissen schon. Und meine Erklärungen werden viele wohl als Ausreden interpretiert haben: Fehlende Velokleider, wie funktioniert das mit den Klickschuhen? Plane ich meine Route nun auf Komoot oder auf Strava? – Waren es Ausreden? Vielleicht.

Nun denn, die «Ausreden» sind Schnee von gestern. Ich habe meine ersten beiden Touren tatsächlich geschafft. Am frühen Sonntagmorgen vor einer Woche fuhr ich nach dem Besuch in meiner aargauischen Heimatgemeinde mit dem Zug in Richtung Chur. Schliesslich hatte ich am Nachmittag Sonntagsdienst. In Ziegelbrücke stieg ich aus und absolvierte die letzten fast 70 Kilometer bis nach Chur mit meinem Gravel Bike. Schön wars dem Walensee entlang, über Asphalt- aber eben wie gemacht für mein Velo auch über Schotterstrassen. Und doch auch anstrengend, ungewohnt und leicht nervenaufreibend. Klappt das mit dem Ein- und Ausklicken in und aus den Pedalen? Es war wohl eine meiner grössten Sorgen. Zum Glück verlief alles reibungslos.

Mehr ins Schwitzen kam ich auf der Zugfahrt. Nicht aufgrund der Temperaturen, sondern aufgrund der Fragen anderer Velobesitzer. Denn mein Gravel Bike, das darf ich nicht ohne Stolz sagen, zog die Blicke auf sich. Die Einstiegsfrage, ob das nun ein Rennvelo sei oder nicht, konnte ich noch gut beantworten. Wurde es spezifischer, war ich überfordert. Beispielsweise bei der Frage nach dem Material des Rahmens. Nun weiss ich, es ist Karbon. Oder die Frage nach den Bremsen. Nun weiss ich, es sind Shimano-Scheibenbremsen. Fürs nächste Mal bin ich besser vorbereitet.

Trotz gepolsterten Velohosen schmerzte mir das Gesäss nach der ersten Tour einige Tage. Der Tipp eines Freundes, der drei- bis viermal pro Woche mit dem Velo unterwegs ist: «Geh gleich wieder fahren, dann gewöhnst du dich daran.» Ich habe es getan. Zwar nicht drei- bis viermal pro Woche. Aber es sind seit Sonntag vor einer Woche doch drei weitere Touren dazugekommen. Ob das mit den Gesäss-Schmerzen wirklich aufhört? Ich bin noch skeptisch.

*Stefan Salzmann ist Südostschweiz-Sportredaktor

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Sehr geehrter Herr Salzmann.
Wie ich sehe ist das ein top Rennvelo. Da ich 78 immer noch Rennvelo fahre, sind sie ja in Ziegelbrücke von Zürich kommen ausgestiegen.Habe am Sonntag auch einen Rennvelo Fahrer getroffen der aus Zürich kommend ausgestiegen ist. wir sind dann zusammen mit unseren Rennvelos ein weile lang miteinander gefahren ,bis ich als Glarner abgebogen bin.Habe in dann gefragt ob er Holländer sei wegen der Sprache,da hat er mir gesagt er komme aus Finnland und arbeite in Zürich.Ich fragte in dann noch? wo er jetzt hingehe.Er sagte mir um circa 9 30h auf den Klausen.Ich sagte im dann ,dass es leider etwas spät sei in dieser Hitze.Ich möchte nur sagen.das ich mit Velo Touren im Aus oder im Inland immer interesannte Bekanntschaften ,machte.Sei es auf Mallorca mit einem Schweizer Veloprofi oder in Italien mit einem Profi Fussball Torhüter aus dem Elsass usw.