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Schafe

Renata
Giovanoli-Semadeni
11.11.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Als ich drei Jahre alt war, nahm mich mein Grossvater mütterlicherseits jeweils mit, um den Schafen in einem kleinen Stall nördlich des Dorfes Stampa zu fressen zu geben. Sobald wir da waren, stellte mich der Grossvater in die Krippe, damit mich die Schafe nicht umstossen konnten, wenn er das Türchen öffnete und sie herausrannten, um am Brunnen trinken zu gehen. Während die Schafe und die Lämmer tranken, stieg der Grossvater auf den Heuboden und kam mit einer wohlriechenden Hucke voll Heu zurück. Als die Schafe in den Stall zurückkehrten, fanden sie zu fressen und beruhigten sich wieder.

Einige Jahre später, an einem Oktobernachmittag, fragte die 70-jährige Grossmutter einer Freundin, ob wir sie auf die Alp oberhalb des Dorfes begleiten wollten, um ihr zu helfen, ein Schaf und ihre Zwillinge nach Hause zu bringen. Der Schäfer hatte die Grossmutter darauf aufmerksam gemacht, dass die zwei Lämmer es nicht bis ins Dorf geschafft hätten, weil sie noch zu unsicher auf ihren Beinchen waren.

Wir gingen gerne mit, auch weil wir hofften, die Lämmchen tragen zu dürfen. Der Weg war ziemlich steil und unregelmässig, doch nach einer guten Stunde Aufstieg stiessen wir auf die Herde. Wir assen zwei Guetsli und tranken einen Schluck Tee, dann nahm Frau Elsa die zwei Lämmchen auf die Arme, und das Schaf folgte ihr, ohne zu zögern. Wir Mädchen sollten nur schauen, dass das Schaf in seinem Eifer, den Lämmchen zu folgen, nicht die kleine Frau umstosse.

Um den 10. Oktober herum kehrte die Herde dann nach Vicosoprano zurück, und jeder Landwirt führte die eigenen Schafe in den Stall und scherte sie. Die gescherten, weissen und sauberen Schafe wurden mit roten oder grünen Zeichen am Hals oder über dem Schwanz gekennzeichnet, damit sie leicht wieder zu erkennen waren. In jenem Monat konnten sie dann auch frei auf den Wiesen im Norden des Dorfes, jenseits des Flusses, grasen. Am Abend, als wir Kinder von der Schule heimkamen, kehrten auch sie wieder zurück. So viel Geblöke, und Gerenne die Wege auf und ab! Es verstrich eine gute halbe Stunde, bis jedes Schaf mit den dazugehörenden Lämmlein den richtigen Stall gefunden hatte. Einige waren während des Tages auf der Weide geboren worden. Wir Kinder kannten die Farben und Zeichen der verschiedenen Besitzer und versuchten, die Schafe in ihre Ställe zu dirigieren. So viele schöne Erinnerungen!

2001 kam der erste Wolf ins Bergell. Damals kannte man die grossen Herdenschutzhunde noch nicht, und so erbeutete der Wolf während eines Sommers ganze 125 Tiere. Die Bauern waren wie auf Nadeln; oft fanden sie die Schafe und ihre Lämmer mit blutenden Halsverletzungen, aber noch lebendig, und mussten sie töten.

Es versteht sich von selbst, dass viele Bauern es nicht schafften, weiterzumachen; viele hörten sogleich auf, andere machten noch eine Weile weiter. Jetzt, 18 Jahre später – auch weil die Subventionen gekürzt wurden –, wird die Wolle kaum mehr verkauft und das Fleisch ist nicht gefragt. In meinem Dorf gibt es kein einziges Schaf mehr und der Wald erstreckt sich bis auf die steilsten Abhänge, auf denen nun nicht mehr geweidet wird.

Renata Giovanoli-Semadeni ist Redaktorin des «Almanacco del Grigioni Italiano» für das Bergell. Sie widmet sich leidenschaftlich der Pflege der Bergeller Mundart.

 

Pecore

Quando avevo tre anni il nonno materno mi portava con sé a dar da mangiare alle pecore in una piccola stalla a nord del villaggio di Stampa. Appena giunti là, il nonno mi metteva nella mangiatoia, affinché, quando apriva la piccola porta e lasciava uscire le pecore che correvano ad abbeverarsi alla fontana, queste non mi buttassero a terra. Mentre le pecore e gli agnelli bevevano, il nonno saliva nel fienile e tornava con un gerlo pieno di fieno profumato. Tornate in stalla, le pecore trovavano da mangiare e si calmavano.

Diversi anni dopo, un pomeriggio di ottobre, la nonna settantenne di una mia compagna di scuola chiese a noi due ragazze di nove o dieci anni se volevamo accompagnarla sull’alpe sopra il villaggio per aiutarla a condurre a casa una pecora e i suoi gemelli. Il pecoraio l’aveva avvertita che i due agnellini non sarebbero riusciti a camminare fino al villaggio, essendo ancora troppo insicuri sulle loro gambette.

Andammo volentieri, anche perché speravamo di poter portare gli agnellini. Il sentiero era abbastanza ripido e irregolare, ma dopo una buona ora di salita raggiungemmo il suo gregge. Mangiammo due biscotti in compagnia e bevemmo un sorso di tè, indi la signora Elsa prese in braccio i due agnellini e la pecora la seguì senza esitare. Noi ragazze non dovemmo fare altro che impedire che la pecora, nella foga di seguire i suoi piccoli, buttasse a terra quella donna minuta!

Attorno al 10 ottobre il gregge tornava a Vicosoprano, e ogni contadino guidava nella stalla le proprie pecore e le tosava. Le pecore tosate, bianche e pulite venivano contrassegnate con segni rossi o verdi sul collo o sopra la coda in modo che fossero facilmente riconoscibili. Infatti, durante quel mese, potevano pascolare liberamente sui prati a nord del villaggio, al di là del fiume. La sera, quando noi ragazzi tornavamo da scuola, rientravano anche loro. Quanto belare, e quante corse su e giù per le vie! Passava una buona mezz’ora, prima che ogni pecora con i rispettivi agnelli, tra cui alcuni nati sul pascolo durante la giornata, trovasse la stalla giusta. Noi ragazzi conoscevamo i colori e i segni dei diversi proprietari e cercavamo di indirizzare le pecore nella loro stalla. Quanti bei ricordi!

Nel 2001 giunse in Bregaglia il primo lupo. In quel periodo non si conoscevano ancora i grossi cani da protezione delle greggi, e così il lupo durante un’estate predò ben 125 animali. I contadini stavano sulle spine, spesso trovavano le pecore e i loro agnellini feriti alla gola, ma ancora vivi, e dovevano ucciderli.

Inutile dire che molti contadini non se la sentirono di continuare; molti smisero subito, altri proseguirono per un po’. Ora, a diciotto anni di distanza, anche perché i sussidi sono diminuiti, la lana non si vende quasi più e la carne non è ricercata, nel mio villaggio non c’è più neanche una pecora e il bosco si espande sui pendii più ripidi ormai non più pascolati.

Renata Giovanoli-Semadeni è redattrice dell’«Almanacco del Grigioni Italiano» per la Bregaglia. Si dedica con passione alla cura del dialetto bregagliotto.

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