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Lugi und Warhet

Marietta
Kobald-Walli
02.12.19 - 04:30 Uhr

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Scho dä ganz chleinä Gööfli seid mä, schi törfend nid lugnä, müässendi albig d Warhet sägä. Aber garantiärt bhauptend sch, wenn sch äs Latuochji gsee heind, äs sii äs Krokodil gsi, oder wenn am Morget d Madratzä fuächti ischt, zäb sii äbä dr Teddibäär gsin. Derigs ischt ja no luschtig, ds eint Maal geid s um ds schlächtä Gwüssni und ds ander Maal um än läbhafti Fantasii.

Aber je elter dass mä chund, deschto heikler würd s. Gschwind ämal ischt mä in ds Tüüfelsch Chuchi und reiset Schädä aan an andernä, aber äbä au an schi sälb. Äs ischt wiä än Chuglä us Schnee, waa in ds Troolä chund; schi würd lenger je grösser, feister und schweerer und laad schi fascht nümä uufhebä.

Ds nüüschtä Biispiil weer ättä där Trüühender va Chur, wa äbä nid trüüi Hend gchann hed und drmid eher än Laubänä uusglöst hed.

Lugnä und ställä hed mi scho früä beschäftigt, will s mr albig in d Hosä ischt. I mag mi ärinnärä, dass i ämal bim Hüüschä bi dä Nachpuurä us ärä risägrossä Schüsslä voll Sugus eis heimli gchluppet han. Das hed mr fascht äs Loch in dä Hosäsack gäbrennt und i han s duä fortgworfä. Ds ander Maal han i mid gä Milch holä heimli än Öpfel us rä Bündti iingschoppet. Mid heimli ischt duä äbä nüüd gsin, dr Puur hed mi gsee und i ha mä müässä dän Öpfel zrugg gään. Va dört äwägg han i d Ställig glaan.

Mid lugnä iss mr au nid wool aanchoo. Vor über vierzg Jaar bin i in däm Alter gsi, wa mä in dä Uusgang ischt, gä Chloschtersch oder weiss dr Ggugger wa hi. Waarschindli han i keis Heingaa gchann und diä wenigä Faarglägäheitä vrpasst, oder hald vrpassä wellä, will i äs Mannävolch im Chopf gchann ha. Wiä zäb uusgangä ischt, säg i jetz da nid. Jedäfalls han i uf dä erscht Zug müässä, bin de über Straalig uuf gschlärgget, und garantiärt hed mi einä va dä Puurä, wa am Fuättärä gsin ischt, au wider gsee.

Will i gwüsst han, dass d Huustürä däheimet bschlossni ischt, han i, mä seiti ‚in weiser Voraussicht’, im obärä Stock äs Pfänschter offä glaan, aber nu än bitz. I bin um ds Huus um gschlichä, han än Leitärä gstützt und bin liisli obschi. Wiä i äso ordäli han wellä das Pfänschter offä tuän, geid s va sälber off. D Mamä steid dört in dr Chammärä, luäget mi mid mä Blick aan, das i fascht zruggwärts ab dr Leitärä gchiit bin und freegät: „Wo bischt gsi?“ Ja, was han i wellä, so uf di Gschwindi ischt mr kein Uusreed z Sinnd choon. Asä han i d Warhet gseid.

Und was han i drvaa gchann? Zwei Manet Uusgangsperri. D Folg, meintä mä, weer, das i va dört äwäg derigs än bitz gschiider angattiget hätti. Aber nei, i han mr zum Vorsatz gmachet, niä mee z lugnä, nu no d Warhet z sägä. Aber jetz is hald äsoo mid dr Warhet: Di eintä wend schä nid gchöörä, oder äs ischt de villichter nu dini Warhet.

Mid derä Strategii bin i de au nid albig guät aanchoo, han Lüüt beleidigt oder nä wee gätaan und mi drnaa gfreeget, ob i nid gschiider miis Muul ghaltä hätti.

Ja, das mid dm Lugnä und dr Warhet ischt wiä äs Fass ooni Bodä. Nu, äs Fass ooni Bodä git s nid, will, de weer s ja keis Fass. De ischt hald au dass än Lugi.

Marietta Kobald-Walli, geboren 1960, lebt in Strahlegg/Fideris. Sie ist Fotografin und Journalistin, Hochbauzeichnerin, Ehefrau und Mutter von zwei Kindern.

Wörtliübersetzig

Lugi, lugnä - Lüge, lügen

Gööfli - kleine Kinder

albig - immer

Latuochji - Eidechse

derigs - solches

gschwind, Gschwindi - schnell, auf die Schnelle

troolä - rollen

feist - fett

Laubänä - Lawine

bim Hüüschä - beim Spielen

iingschoppet - eingesteckt

nid wool aanchoo - nicht gut ergangen

Ggugger - Kuckuck

gschlärgget - schleppend gehen

än bitz - ein bisschen

obschi - aufwärts

gchiit - gefallen, stürzen

z Sinnd - in den Sinn

aangattiget - anstellen, anreisen

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