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Peking 2022 – 40 Jahre «Sino Grischun»!

Hans Peter
Danuser
11.06.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY/BILDMONTAGE

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Wenn im Februar 2022 in China die XXIV. Olympischen Winterspiele stattfinden, ist es auch 40 Jahre her, seit in Peking das erste westliche Hotel eröffnet wurde. Dass dabei mehrere Bündner an vorderster Front dabei waren, ist hierzulande wenig bekannt. Und dass dort jemals Winterspiele stattfinden würden, war damals undenkbar. China hatte die schreckliche Zeit der Kulturrevolution hinter sich und war ein heruntergewirtschaftetes Land der Dritten Welt.

Am Anfang einer zaghaften Öffnung nach Westen stand der Schweizer Lifthersteller Schindler aus Ebikon, Luzern. Dessen Manager Uli Sigg fädelte den ersten Joint-Venture-Vertrag der Chinesen mit einem westlichen Unternehmen ein, dem später Abertausend solcher Deals folgen sollten. Sigg war als «Speerspitze der Schweizer Exportwirtschaft»* in China sehr erfolgreich und wurde dann Schweizer Botschafter für die Volksrepublik China, Nordkorea und die Mongolei. Heute gehört ihm die grösste und wertvollste Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst. Sigg ist Graubünden und dem Engadin als Stammgast sehr verbunden.

Generaldirektor des oben erwähnten ersten westlichen Hotels in China war Fritz Sommerau aus Filisur, den ich auf meiner ersten Asienreise als designierter Kurdirektor von St. Moritz im Mai 1978 kennenlernte. Fritz arbeitete damals bereits seit Jahren im Kader der Peninsula-Hotelgruppe in Hongkong, die das neue «Jianguro Hotel» im Management-Vertrag betrieb. Der Schweizer Botschafter in China, Dr. Hans Müller aus dem Prättigau, begrüsste bei der Eröffnung im Herbst 1982 auch eine Delegation des St. Moritzer Kurvereins. Sein Stellvertreter war Konsul von Salis, ebenfalls «Grischun». Die Bündner waren an jenem wirtschaftshistorischen Ereignis prominent vertreten.

Und sie hatten Erfolg! Fritz standen für das 528-Zimmer-Hotel noch ein Schweizer Food and Beverage Manager zur Seite, ein Schweizer Chef und Souschef sowie zwei Dutzend bewährte Kaderleute von der Peninsula-Gruppe. Die restlichen 600 Angestellten waren alle aus Peking, meist frisch von der Schule, ohne jede Arbeitserfahrung, und hatten ein Durchschnittsalter von unter 28 Jahren. Die weiblichen Mitarbeiter trugen dabei erstmals in ihrem Leben einen Rock und westliche Schuhe.

Trotz dieser Pioniersituation lief das Hotel so gut, dass Fritz der Hongkong & Shanghai Bank, die das Hotel komplett finanziert hatte, aus dem erwirtschafteten Gewinn nach drei Jahren den gesamten Kredit zurückzahlen konnte. So begann in China Anfang der 1980er-Jahre die Öffnung und Wende zur Marktwirtschaft, die mittlerweile gigantische Ausmasse und Wirkung erreicht hat. 
(Auszug aus «St. Moritz einfach – Erinnerungen ans Champagner-Klima», Somedia Verlag, Chur 2014)

Mittlerweile ist China politisch, wirtschaftlich und militärisch eine Supermacht geworden, die auch touristisch immer wichtiger wird. Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2022 haben sich neben der Pionier-Region Jungfrau auch Verbier, Laax, Davos und St. Moritz in gute Startpositionen gerückt, um vom olympischen Glanz in 2,5 Jahren etwas abzukriegen. Delegationen werden ausgetauscht, Verschwesterungen sind geplant, interessante Image-Transfers bahnen sich an.

Wie locker und unkompliziert der Austausch heute im Vergleich mit 1982 stattfindet, zeigt das Buch des Schweizers Michael Reist: «Fast&Konfuzius». Der Titel schäkert mit der erfolgreichen Filmserie «Fast & Furious», ist aber Programm: «100 Tage, 10‘000 Wörter, 1,4 Mia Chinesen – mein Versuch, aus China schlau zu werden». 100 Tage lang erkundet Mike das Reich der Mitte und lernt dort Mandarin sprechen und die chinesische Kultur kennen. Er schreibt jeden Tag einen Tragebucheintrag von exakt 100 Wörtern. Ein Blick in ein Land auf der Überholspur in die Zukunft ….

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