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Mehr Bündner Wasserkraft!

Hans Peter
Danuser
20.08.19 - 04:30 Uhr
ARCHIV

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Im fernen Bern streiten die Parlamentarier und Lobbyisten intensiv über die Umsetzung der Schweizer Energiestrategie 2050 und die Massnahmen, um die Ziele des Klimaabkommens Paris zu erreichen: Reduktion des Ausstosses von Kohlendioxid um 50 Prozent bis 2030 und um 90 Prozente bis 2045.

Für uns in den Bergen mit langen Wintern sind die aktuellen Lösungsvorschläge kritisch.

Fachgremien und Stellen wie die Elcom und EMPA befürchten baldige Stromdefizite mit wachsender Abhängigkeit von Stromimporten aus dem Ausland. Politiker von SP, CVP und Liberalen im Umfeld des Bündner Solar- und Energiepioniers Gallus Cadonau wollen mehr Geld für Gebäudesanierungen und Solarstrom – was aber nur mit neuen Speicherkraftwerken in den Alpen geht, die auch in der Nacht und im Winterhalbjahr Strom liefern, wenn die Sonne nicht scheint. Studien gemäss bräuchte es 20 bis 30 solcher Kraftwerke bis 2029 und sogar 60 bis 90 bis 2050.

Spätestens hier sollten für die Bündner und Engadiner die Glocken läuten. Die Schweiz verfügt zurzeit nur über zwei grosse Pumpspeicherkraftwerke. Das neuere ging 2015 im Kanton Glarus ans Netz und kostete 2,1 Milliarden Franken. Graubünden steht aktuell mit drei grosseren Wasserkraftwerken Gewehr bei Fuss:

  • Lago Bianco: ein zukunftsorientiertes Pumpspeicherwerk für zwei Milliarden Franken.
  • Chlus: ein Projekt von nationaler Bedeutung, das jährlich 237 GWk produzieren würde, etwa doppelt so viel, wie der Stromverbrauch der Stadt Chur pro Jahr.
  • Curciusa/Mesocco: ein Staudamm zwecks Versorgungssicherheit im Winter und Reduktion von (schmutzigen) Stromimporten im Rest Jahr.

Es ist Zeit für eine Renaissance der Bündner Wasserkraft! Nach einer allzu langen Phase der Verunsicherung, Marktverzerrung und Stagnation braucht die Wasserkraft neue konkrete Impulse. Bei aller Sympathie für Solar- und Windenergie sowie Erdwärme liegt Graubünden die Wasserkraft am nächsten. Gemäss EMPA erhöht sich der Stromverbrauch durch den markanten Zuwachs von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen im Winter um 25 Prozent (13,7 TWH).

Graubünden ist ein Wasserschloss und Tourismuskanton. Die Wasserenergie ist die klima- und landschaftsschonendste Form der Stromproduktion. Wir sind bis heute gut gefahren mit ihr und sollten sie neu lancieren und optimieren.

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