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Klima im Wandel: höchstgelegene Bäume

Hans Peter
Danuser
12.01.21 - 04:30 Uhr
SANDRO CAROZZI / Arve oder Pinus cembra, 0,3m hoch.

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Der vergangene November war in der Schweiz der wärmste seit Messbeginn vor über 100 Jahren. Auf der Alpensüdseite schien praktisch jeden Tag die Sonne – bei wenig oder keinem Wind. Dass solche Rekorde auf Dauer Auswirkungen auf Klima, Pflanzen und Lebewesen haben, liegt auf der Hand.

Ein aktuelles Beispiel dazu entnehme ich dem informativen Magazin «Schweizer Bergliebe», Herbst 2019 auf Seite15 über die höchstgelegenen Bäume der Schweiz:
«Ein Mitarbeiter der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL fand am Unterrothorn bei Zermatt eine winzige Arve auf 2765 Metern. Ein Höhenrekord? Um dies herauszufinden, lancierte er ein Logbuch auf der Webseite des Landesforstinventars. Alle Berggänger sind eingeladen, bei dieser Rekordjagd mitzumachen und Bäume in ungewöhnlichen Höhen einzutragen. Auf Platz eins rangiert derzeit ein Wacholder, der im Wallis auf 3020 Metern wächst. Die bisherige Rekord-Arve ist inzwischen im Puschlav/Scispadus GR gesichtet worden - auf 2834 Metern.»

Lärchen haben schon 19 Einträge, die höchsten zwei im Wallis (2860 - 2971m ü M), auf Platz drei folgt ein Exemplar im Val Puntota ob S-chanf (2814 m). Südbünden ist noch mit einer Hängebirke in Poschiavo / Sassalbo 2860 m und einer Arve in Pontresina / Chalchagn Pitschen 2782 m in den aktuellen Top zwölf vertreten. Der Rest dieser aktuell gemeldeten «Himmelsbäume» steht im Wallis, auch die höchstgelegene Fichte (St.Niklaus / Bordierhütte 2890 m).

Weitere Meldungen tragen aufmerksame Berggänger wie folgt ins Logbuch ein: www. lfi.ch/resultate/meldungen/logbuch.php. Für jeden Höhenrekord gibt es zur Belohnung einen Stern im Logbuch.

Nach diesen «Extremfällen» werfen wir noch einen Blick auf den aktuellen Baumbestand der Schweiz. Gemäss Bundesstatistik LFI 2020 leben hierzulande 497 Millionen Bäume mit einem Durchmesser von mindestens zwölf Zentimeter und 1,3 m Stammhöhe. Gut zwei Drittel davon sind Nadelbäume. In den Zentralalpen teilen sich diese wie folgt auf: 50 Prozent Fichte, zehn Prozent Lärche, sieben Prozent  Föhre, vier Prozent Weißtanne und drei Prozent Arve. Auf der Alpensüdseite reicht die Waldgrenze bis 2400 m ü M, was den Anteil an Lärchen und Arven etwas erhöhen dürfte.

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Die Arve, im Tirol auch Zirbe genannt
oder auch Arbe und bei uns in der Val Müstair auf romanisch "dschember".
Ja die fünf nadelige Arve liebt das Raue Gebirge und trotzt Wind und Wetter. Was ich persönlich besonders mag, das ist der typische Duft, zBsp. in einer Arven Stube wie ich eine bei mir zu Hause habe. Der charakteristische Duft riecht man ein ganzes Leben lang. Wir haben im Dorf Fuldera in der Val Müstair eine kleine Kirche; der Innenausbau vollständig aus Arvenholz, sogar die Orgel wurde aus Arvenholz gebaut. Die Kirche wurde im Jahr 1708 gebaut und wenn man die Kirche betritt duftet das heute noch herrlich nach Arvenholz; unglaublich!
Das Arvenholz oder Zirbe ist ein idealer Werkstoff für Schnitzereien weil es leicht zu bearbeiten ist und besonders beliebt in der Möbelschreinerei.
Im Verlaufe ihres oft mehrere Hundert Jahre langen Lebens kann sie tatsächlich 1'000 Jahre alt werden! Sie erträgt Temperaturen bis zu minus 40°C und bis zu plus 40°C und ist damit von den einheimischen Baumarten am besten an das raue Gebirgsklima angepasst. Darum findet man die Arve sowie auch die Lerche am obersten Waldsaum, dort wo es anderen Baumarten nicht mehr behagt. ( wie im Blog erwähnt findet man die Arve noch auf 2782 müM.)
Früher wurde die Arve als Bauholz verarbeitet und heute ist es zu einem begehrtem "Luxusmaterial" geworden und dementsprechend auch der Preis.
Die Nachfrage ist in letzter Zeit so gestiegen, dass ein weiterer Rückgang der natürlichen Bestände befürchtet wird. Bei uns in der Val Müstair arbeiten aber alle Beteiligten in der Holzwirtschaft an intensiven und konsequenten Aufforstungsprogrammen.

Nur so nebenbei; das Arven Abfallholz im Cheminée lässt einem jeweils das Herz höher schlagen...

Giacumin Bass 7537 Müstair