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Mein Tag mit Mr. President

Olivier
Berger
13.01.18 - 16:02 Uhr
Clinton
ARCHIV

In loser Folge berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medienfamilie Südostschweiz aus ihrem journalistischen Alltag. Willkommen in unserem Glashaus!

Trump kommt! Die Meldung vom bevorstehenden Besuch des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump am World Economic Forum (WEF) in Davos sorgt seit Tagen für Aufregung und Schlagzeilen. Tatsächlich ist so ein US-Präsidentenbesuch eine Ausnahmesituation – selbst für das WEF, wo man sich ja einiges gewohnt ist.

Ich durfte das am eigenen Leib erfahren: am 30. Januar 2000. An diesem Tag besuchte mit Bill Clinton erstmals ein amtierender US-Präsident den Davoser Anlass. Nun ist es ja nicht so, dass am WEF sonst nur die zweite Garde der Weltpolitik durchs Kongresszentrum schleicht. Bei den Amerikanern aber, das lernten an jenem Tag alle schnell, ist alles noch eine bis zwei Nummern grösser.

Am WEF ist es normalerweise so, dass man sich – als Teilnehmer und als akkreditierter Journalist – weitgehend frei durch das Kongresszentrum bewegen kann. Damit war beim Bill-Besuch erst einmal Schluss: Sogar der Zugang zur Vorhalle des Plenarsaals wurde erst einmal grossräumig abgesperrt; das Pressezentrum annektierten die Medienleute des Weissen Hauses kurzerhand für sich.

Pech gehabt hatten im Januar 2000 auch jene vermeintlich findigen WEF-Teilnehmer, die sich frühzeitig im Plenarsaal auf den besten Plätzen installiert hatten, um Clintons einstündiger Rede aus nächster Nähe zu lauschen: Ein Heer von US-Sicherheitsleuten räumte den Saal kurz vor dem Auftritt ihres obersten Chefs höflich, aber bestimmt. Besetzt wurden die Sitze in den vordersten Reihen danach von 27 Staats- und Regierungschefs, darunter einer vierköpfigen Abordnung des Schweizer Bundesrats.

Am unkompliziertesten verhielt sich an diesem Tag – Bill Clinton selber. Dass seine Rede vor den versammelten Staatsoberhäuptern, CEOs und Chairmen mit Verspätung begann, hatte nichts mit Starallüren des hohen Gasts zu tun, sondern mit einem menschlichen Bedürfnis: Clinton zog es nach der Landung per Heli auf die Personaltoiletten des Kongresszentrums. Die Zwischenverpflegung gabs aus der PET-Flasche eines US-Getränkemultis. Nur: Nahe kamen dem US-Präsidenten an diesem Tag nur wenige. Die Medien gehörten nicht dazu.

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