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«Nein, ich will keine»

Single
Böckin
09.09.20 - 16:30 Uhr
PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

«Aber du bist doch noch so jung.» oder «Du musst nur auf den Richtigen warten, der wird deine Meinung noch ändern.» oder «Das hab ich früher auch gesagt.» – Sätze, die ich immer zu hören bekomme, wenn ich sage, dass ich keine Kinder will. Sätze, die mir zudem gehörig auf die Nerven gehen.

Ich will keine Kinder, Punkt. Schon als Kind hatte ich eher Angst und Respekt vor Babys, als dass ich sie süss fand. Eine Babypuppe hatte ich zwar, aber die stand mehrheitlich in ihrem «Poppawaga» in der Ecke meines Zimmers. Wenn ich sie dann hervorgeholt habe, war mir nach fünf Minuten langweilig. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich habe noch immer Angst und Respekt vor Babys, wenn auch aus anderen Gründen.

Ich möchte nicht sagen, dass ich Babys hasse, eher stehe ich ihnen neutral gegenüber. Es stört mich nicht, wenn sie da sind, aber ich habe auch nicht das Verlangen, sie halten zu müssen. Wenn mir eine frischgebackene Mutter ihr Kind in die Hände drückt, dann fühlt sich das für mich wie ein Fremdkörper an. Der natürliche Mutterinstinkt ist bei mir wohl flöten gegangen. Ich steh dann hilflos da, während das Baby von mir weggestreckt in der Luft baumelt.

Sobald ein Kind in meinen Armen oder in meiner alleinigen Gegenwart zu schreien beginnt, setzt die Hilflosigkeit ein und eigentlich möchte ich dann auch mit dem Weinen beginnen. Auch die Schwangerschaft tönt für mich eher wie ein Höllentrip, statt der schönsten Zeit des Lebens. Zehn Monate in meinem Bauch ein Kind heranzüchten und es anschliessend unter nicht vorstellbaren Schmerzen herauspressen? Nein danke. Ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen.

Wenn man mich nach dem: «Wieso?» fragt, ist die Antwort: «Einfach.» Ich habe meine Gründe, doch wieso sollte ich mich rechtfertigen müssen? Bloss weil ich einen Uterus habe, verpflichtet mich das nicht, ein Kind in die Welt zu setzen.

Ich bin nicht gemacht dafür, Hausfrau zu sein. Ich bin nicht dafür gemacht, Mutter zu sein. Ich bin nicht dafür gemacht, eine Ehefrau zu sein. Ich will es auch nicht und das ist okay so.

Ebenso ist es okay, wenn das für jemand anders das Richtige ist. Ich bin froh, gibt es Leute, die wirklich ein Händchen für das Erziehen von Kindern haben, denn sie sind unsere Zukunft. Um ehrlich zu sein, habe ich riesengrossen Respekt, vor allen Mamas und Papas da draussen. Ich bin mir sicher, ihr macht einen grossartigen Job!

Was allerdings nicht okay ist, ist mich dafür zu verurteilen, weil mein Weg von der «Norm» abweicht. Ich zwinge schliesslich niemanden dazu, keine Kinder kriegen zu dürfen. Auch sage ich niemandem, dass er seine Meinung noch ändern wird, oder dass der Weg der Familie der Falsche sei. Ich akzeptiere eure Entscheidung, unterstütze euch sogar darin und erwarte bloss, dass ihr mir im Gegenzug ebenfalls Verständnis und Akzeptanz entgegenbringt.

Wenn euch also das nächste Mal jemand sagt, dass er oder sie keine Kinder möchte, dann entgegnet keinen Widerspruch, sondern zeigt ein bisschen Verständnis. Nicht jeder ist für das Familienleben gemacht, genauso wie nicht jeder für ein Kinderloses gemacht ist.

Oh, und wenn ihr euch fragt, ob ich mir als Kindseratz einen Hund anschaffen werden, lautet die Antwort: Absolut!

Seid lieb zueinander und vor allem zu euch selbst.

Eure Singleböckin

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