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Was für ein Jahr

Single
Böckin
30.12.20 - 14:26 Uhr
PIXABAY

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

2020 geht zu Ende und ich bin bestimmt nicht die einzige Person, die regelrecht froh darüber ist. Normalerweise ist Neujahr für mich nichts Besonderes, schliesslich geht es danach genau gleich weiter, bloss mit einem neuen Datum, dessen Zahl man während den ersten Wochen immer falsch schreibt. In diesem Jahr wird mir aber genau diese Zahl ein bisschen Ruhe bringen. Das verrückte 2020 ist Geschichte.

Wahrscheinlich habt ihr bereits unzählige Jahresrückblicke gelesen, in denen man die Tücken des Jahres auseinandernimmt. Genau das möchte ich vermeiden. Das Jahr hat viel von uns gefordert und trotzdem: Die Sonnenseiten blieben uns nicht verwehrt. Ich habe mir ein paar stille Minuten genommen, um zu reflektieren und mich dabei auf das Positive der letzten 365 Tage konzentriert.

  • Ich habe realisiert, wie viel Freude ich an der Arbeit habe und das hätte ich vor einiger Zeit wohl nicht so offen gesagt. Während des Lockdowns haben mir meine Arbeitskolleginnen und –Kollegen unglaublich viel Halt und Abwechslung gegeben. An dieser Stelle ein riesengrosses Dankeschön!
  • Die Zeit hat mir auch aufgezeigt, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen. Zeit für die unscheinbaren Dinge. Während ich zuvor unbedingt überall dabei sein musste, weil ich sonst Angst hatte, etwas zu verpassen, habe ich es verpasst, innezuhalten und dankbar zu sein für das, was ich habe. Das Jahr hat mir eine Menge genommen, aber auch etwas sehr Wertvolles geschenkt und zwar Zeit.
  • Wir leben an einem wunderbaren Fleckchen Erde. Wissen tat ich das natürlich schon zuvor, aber so richtig geschätzt habe ich es erst, als der Lockdown begann. Das Wort Heimat hat sich während diesen Wochen nochmal gefestigt und ich habe das Reisen dank den vielen Tipps durch Freunde und Fremde keineswegs vermisst.
  • Auch wenn wir gezwungen wurden, unsere sozialen Kontakte zu reduzieren oder gar ganz zu meiden, so glaube ich, dass wir sozialer geworden sind. Der Kontakt ist zwar grösstenteils digitalisiert worden und trotzdem irgendwie menschlicher habe ich das Gefühl. Man hat öfters angerufen, sich ernster unterhalten und einander besser zugehört. Ein «Wie geht’s dir?» war nicht mehr bloss eine höfliche Floskel, sondern eine Frage mit wirklichem Interesse. Die verschiedenen Organisationen wie die Nachbarschaftshilfe oder das Sorgentelefon haben gezeigt, dass wir aufeinander zählen können. Diese Erfahrungen und Gefühle sollten wir unbedingt bewahren und auch in Nichtkrisenzeiten aufrechterhalten. Es war unglaublich schön anzusehen.
  • Der letzte Punkt gehört voll und ganz meinen Freundinnen und Freunden. Danke. Ihr wart das unangefochtene Highlight in diesem Jahr. Ich kann es kaum erwarten, bis wir wieder unbeschwert auf uns anstossen können. Die nächste Runde geht auf mich!

So, das wars von mir. Ich dachte, es würde schwieriger werden, diesem Jahr etwas Gutes abzugewinnen, aber scheint so, als sei die allgemeine Bilanz gar nicht so negativ. Nun seid ihr an der Reihe: Was war euer Lichtblick in diesem Jahr? Versprühen wir in den letzten Stunden vom 2020 noch Unmengen an positiver Energie und nehmen diesen Schwung dann gleich ins neue Jahr mit. Wenn wir das Jahr 2020 überleben, schaffen wir so ziemlich alles.

Rutscht gut, bleibt gesund und wir sehen uns im neuen Jahr wieder. Ein paar Dinge bleiben auch dann gleich. Danke fürs Lesen meiner Zeilen, ich wünsche Euch nur das Beste!

Eure Singleböckin

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Der Titel könnte zwar heissen «Was für kein Jahr», aber Sätzen wie «ich bin bestimmt nicht die einzige Person, die regelrecht froh darüber ist, dass 2020 zu Ende geht» und «Wenn wir das Jahr 2020 überleben, schaffen wir so ziemlich alles.», möchte ich widersprechen, da noch weit schlechtere Zeiten anstehen dürften.
Ebenfalls zumindest übertrieben und (Zweck-)Optimismus finde ich Ansichten wie «Die verschiedenen Organisationen wie die Nachbarschaftshilfe oder das Sorgentelefon haben gezeigt, dass wir aufeinander zählen können. Diese Erfahrungen und Gefühle sollten wir unbedingt bewahren und auch in Nichtkrisenzeiten aufrechterhalten.» Das mag in gewissen Ländern noch schlechter funktionieren, gemäss absoluten Erfordernissen finde ich es jedoch weit untergenügend (insuffizient). Ich beziehe mich auf harte Alltagserfahrungen in der Vergangenheit als auch essenziellen Zukunftsprojekten, für die ich nur taube Ohren sehe: Gesundheits-Lebensstil-Prototyp, sowie das weitere, das daran hängt: Krankenwesenkostenexplosion, Artensterben (irreversibel) etc.
Hier bloss ein Beispiel für Anfänger (denn ich finde es relativ nur einen Tropfen auf den Hotstone):
Während Gemeinden wie Albula und Felsberg die Silvesterfeuerwerksknallereien verbieten, ist das in Chur rückständigerweise voll erlaubt: WARUM?
Könnte bitte die Somedia im Sinne von Service Public alle Churer Gemeinderät*innen fragen, ob sie für oder gegen ein Feuerwerkverbot sind – und diese kleine Liste dann veröffentlichen zwecks Demokratie und Transparenz?
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2020-12-30/buendner-silvester-…
Hingegen nur schon die leicht grundsätzlichere Frage, warum Igel und Insekten weniger werden (und auch Menschen leiden) und warum der vom Club of Rome geforderte Rasenmäher-/Laubbläser-Verzicht nicht lanciert wird beispielsweise in Chur, werden Sie leider kaum zu stellen für angebracht HALTEN (bei den Klimaschüler*innen GR stiess ich jedenfalls auf null Echo mit ALLEN meinen Vorschlägen). Apropos halten, da hält bzw. klammert man sich wohl lieber an Sätzen wie: «Ich kann es kaum erwarten, bis wir wieder unbeschwert auf uns anstossen können.»
Meine Konklusion: Oje.
https://planet-im-eimer.webnode.com/
https://elib.uni-stuttgart.de/bitstream/11682/5481/1/Bevoelkerungspolit…
https://www.youtube.com/watch?v=gXOmfrHErjY