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WEF-Frust

Christian
Ruch
25.01.20 - 04:30 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Ich bin vom WEF total enttäuscht. Also von dem ganzen Drumherum. Am Dienstag gab es in Chur kurz Heligeknatter, das war es dann auch schon. Im Advent wurde uns mit dem besinnlichen MG-Feuer der Armee (Sie erinnern sich) wesentlich mehr geboten. Auch das berühmte Viehgatter am Bahnhof Fideris gibt es wohl nicht mehr, wo man früher wegen dem WEF aus dem Zug steigen, frische Luft schnappen und auf Tuchfühlung mit attraktiven Kantonspolizisten gehen durfte. Mein grosses Vorbild ist Köln, wo beim Papstbesuch sogar Gullideckel zubetoniert wurden und vor jedem Haus ein Polizist stand. Gut, vor unserem Haus steht sogar manchmal ein Polizist, das aber, weil Parkierende in Chur gern das städtische Budget aufhübschen.

Na ja, werden Sie nun sagen, in Chur brauchte es auch keine Sicherheitsvorkehrungen, denn der reale Donald war ja nur in Davos. Sehen Sie, gerade das ist mega schad. Als Justin Bieber in Bad Ragaz Lust auf Pizza hatte, tauchte er plötzlich in Chur auf, und das gab ein Riesen-Buhei. Da der reale Donald sich nur von Cheeseburger und Cola light ernährt, hatte ich gehofft, dass auch er seinen Pflegekräften ausbüxt und in einem der beiden Churer Schnellrestaurants aufkreuzt, die stolz seinen Vornamen tragen. Er hätte natürlich auch ins «Heidiland» zum Burger King fahren können, aber erstens mag der reale Donald keinen King neben sich und zweitens hätte er wohl Angst gehabt, dass sich hinter Heidi Land wieder so eine tückische Darstellerin aus der Erwachsenenunterhaltung verbirgt, mit denen er ja nicht so gute Erfahrungen gemacht hat. Da lobe ich mir den brasilianischen Baumzünsler Bolsonaro, der letztes Jahr am WEF im Davoser Migros-Restaurant zu Mittag gegessen hat. Leider war die Mitarbeiterin an der Kasse nicht hellsichtig, sonst hätte sie ihn sicher proaktiv-verkaufsfördernd darauf hingewiesen, dass es im «Do it + Garden» ein grosses Pflanzensortiment gibt, das verkohlten Urwaldboden etwas freundlicher aussehen lässt.

Macht aber nix, der reale Donald will ja jetzt eine Billion Bäume pflanzen. So hält sich mein WEF-Frust doch noch in Grenzen. Denn wenn der reale Donald das wirklich macht, ist es mir sogar egal, dass er nicht in Chur war. Ihnen auch, oder?

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