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Vorräte

Christian
Ruch
29.02.20 - 04:30 Uhr

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Das derzeit frei flottierende Coronavirus lässt manche von uns ernsthaft über das Anlegen von Vorräten nachdenken. Früher, als es im Osten noch richtig echte Kommunisten gab, war es ganz normal, Vorräte zu horten. Denn wenn der Russe vor der Tür gestanden wäre, hätte man genug daheim gehabt, um ihm was anbieten zu können. Doch seitdem der Russe keine Bedrohung mehr ist sondern ein mehr oder weniger gern gesehener Gast in Bad Ragaz, hat sich in Schweizer Haushalten ein wenig Nachlässigkeit breitgemacht, was Notvorräte betrifft.

Doch damit ist nun Schluss! Und so machen sich auch die Lieblingsbündnerin an meiner Seite und ich ernsthaft Gedanken, welche Vorräte wir anlegen sollen, falls wir nicht mehr aus dem Haus dürften, obwohl wir immer politisch korrekt in die Armbeuge husten und als eine Art Talisman zum Schutz vor dem Virus ein Foto von Alain Berset aufgehängt haben. Leider stellte sich heraus, dass die Lieblingsbündnerin und ich ganz unterschiedliche Vorratsvorstellungen haben. Mir schwebt die möglichst vollständige Produktpalette der Süsswarenindustrie vor, ihr dagegen eher so Vernünftiges wie Reis, Knäckebrot und Mineralwasser. Natürlich habe ich wie alle Männer gehofft, dass nun endlich einmal die grandiose Erfindung der Dosenravioli aus dem Reservat des kulinarisch verwahrlosten Single-Manns in die Pärchenküche vordringen könnte, doch wie ich die Ladys kenne, würden sie das nicht einmal bei Ausbruch der Pest zulassen. Der Lieblingsbündnerin hat es schon ein Stirnrunzeln entlockt, dass bei den Vorratsempfehlungen des Bundes auch «Dauerwürste» aufgeführt sind, worunter ich so wunderbare Dinge wie Salsiz und Landjäger verstehe. Die ich auch ohne virale Bedrohungslage vertilge, nun aber immerhin auf ausdrückliche amtliche Empfehlung.

Nicht auf der Empfehlungsliste: Sterillium zum Desinfizieren der Hände. Davon haben wir nun einen ganzen Kanister. So ist das halt, wenn man eine ebenso pensionierte wie passionierte Krankenschwester zur Mutter hat. Sollte also nun statt des Virus doch der Russe kommen, können wir ihm zwar keine Dosenravioli anbieten, ihn aber hygienisch einwandfrei begrüssen. Da kann der Russe echt nicht motzen, finden Sie nicht auch?

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