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Und plötzlich schauen die Jungen wieder SRF

Fachhochschule
Graubünden
02.12.20 - 08:50 Uhr
PIXABAY

An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.

von Nina Graf*

Dass SRF zunehmend Mühe hat, junge Zuschauerinnen und Zuschauer zu erreichen, ist kein Geheimnis. Im Internet, wo die Jungen ihre Inhalte primär beziehen, sehen sich SRF und Co. einer übermächtigen Konkurrenz gegenübergestellt: auf Instagram brennt der Amazonas, scharfzüngige amerikanische Comedians fassen die Nachrichten in Youtube-Clips zusammen, Netflix bietet abertausende Stunden Unterhaltung. In dieser globalisierten Medienwelt, wo jeder und jede sich eine eigene «Bubble» schaffen kann, schien die junge Generation verloren für den Service public.

Doch dann kam Corona und das Blatt wendete sich: Europaweit verzeichnete der öffentliche Rundfunk einen grossen Anstieg an Zuschauerzahlen, gerade bei den Jungen. Beliebt waren die klassischen Abendnachrichten und Informationsangebote. Wie Zahlen der European Broadcasting Union zeigen, erreichten diese bei den 15-34-Jährigen bis zu 1,3 Mal mehr ZuschauerInnen. Während des Shutdowns war in der Schweiz besonders die Tagesschau populär und kam bei den 15-29-Jährigen gemäss SRF auf einen Marktanteil von 43 Prozent. Die verlorengeglaubte Generation ist heimgekehrt! Doch wie erklärt sich diese Wende? Um darauf eine Antwort zu finden, wurden im Rahmen einer Masterarbeit von März bis April Video-Gruppendiskussionen mit jungen Schweizerinnen und Schweizern durchgeführt. Diese Arbeit ist Teil eines von der FH Graubünden durchgeführten Forschungsprojekts zur Zukunft und Akzeptanz des Service public, welches vom Schweizer Nationalfonds unterstützt wird.

Das Ergebnis: Die Krise holte die jungen Menschen aus ihren Bubbles und verankerte sie lokal. Covid-19 und die getroffenen Sanktionen hatten über Nacht ihr Leben und ihre Umwelt auf den Kopf gestellt. Die Folge war eine tiefgreifende Unsicherheit: Wie lange bleibt meine Schule geschlossen? Wann darf ich wieder Freunde treffen? Wie verbreitet ist das Virus in meinem Kanton? Was passiert gerade in der Schweiz? Alles war anders, alles war ungewiss. Als Konsequenz verlangten sie nach Informationen, die ihnen Orientierung in ihrer direkten Umwelt gaben. Céline (23) fasste das wie folgt zusammen: «Ich habe sonst praktisch nie SRF geschaut. Aber jetzt hat es den Mehrwert, dass es wirklich eine Information bringt, die ich sonst nicht habe.»

Ein weiteres Bedürfnis ist, dass diese Informationen der Wahrheit entsprechen. Hier zeigte sich in den Gesprächen, dass die Jungen dem Service public ein grosses Vertrauen entgegenbringen: «Wenn ich mich jetzt im SRF über etwas informiere, dann weiss ich, hinter dem kann ich stehen», sagt Jill (22). Der Konsum von SRF-Inhalten stellt für sie eine Verkürzung des Weges dar: Während sie bei anderen Institutionen die Vertrauenswürdigkeit der Inhalte zuerst einschätzen müssen, ist der Service public bei ihnen als Institution verankert, der sie vertrauen können.

Ob Corona die Mediennutzung der Jungen langfristig geändert hat und sie nun jeden Tag um halb acht die Nachrichten schauen, bleibt zu bezweifeln. Aktuelle Daten lassen eine Rückkehr zu Prä-Corona-Zeiten vermuten. Dennoch, vielleicht schafft das Erleben einer Krise eine nachhaltige Bindung zur SRG. Oder wie es Chris (23) ausdrückt: «Es zeigt sich in dieser Situation, dass es eigentlich wichtig, dass - wenn alles andere am Arsch ist - wenigstens SRF und Co. noch Informationen an die Leute bringen können.»

*Nina Graf ist Studentin der Medienwissenschaft und ist aktuell an ihrem Master an der Universität Basel. Daneben arbeitet sie als wissenschaftliche Hilfsassistentin im Forschungsprojekt «Zukunft und Akzeptanz Service public» der FH Graubünden: fhgr.ch/service-public. Die Fachhochschule Graubünden teilt alle drei Wochen Wissen für die «Studierecke» der Schweiz.

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Schrecklicher Text. Hört auf mit Feminustischer Ideologischer Sprache. Es ha nie ein Demokratischer Diskurs dazu stattgefunden. Einfach nur unleserlich.