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20 Tote und keine Überlebenden nach «Tante Ju»-Absturz

Beim Absturz einer Ju-52 am Piz Segnas ob Flims vom Samstag sind alle 20 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Dies gaben die Behörden am Sonntagnachmittag bekannt. Es ist das schwerste Unglück der Schweizer Luftfahrt seit dem Crossair-Absturz im Jahr 2001.

Südostschweiz
05.08.18 - 21:08 Uhr
Ereignisse
Andreas Tobler (im Vordergrund), Gesamteinsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden, und Daniel Knecht von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust), informierten am Sonntagnachmittag in Flims über den Stand der Erkenntnisse über den…
Andreas Tobler (im Vordergrund), Gesamteinsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden, und Daniel Knecht von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust), informierten am Sonntagnachmittag in Flims über den Stand der Erkenntnisse über den…
Keystone/MELANIE DUCHENE

Es gebe keinerlei Hoffnungen mehr, jemanden lebend zu bergen, sagte Andreas Tobler, Gesamteinsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden, vor den Medien in Flims. «Den Einsatzkräften bot sich ein trauriges Bild.»

Unter den Opfern befinden sich 8 Paare und 4 Einzelpersonen. 9 Männer und 8 Frauen aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Luzern, Schwyz, Zug und Waadt sowie ein Ehepaar mit einem Sohn aus Niederösterreich wurden beim Absturz tödlich verletzt. Dazu kommen drei Besatzungsmitglieder. Die Opfer waren zwischen 42 und 84 Jahre alt.

Die verunglückte Ju-52 der Ju-Air war auf dem Rückflug von einer zweitägigen Erlebnisreise von Locarno nach Dübendorf. Der Rückflug nach Dübendorf startete am Samstag um 16.10 Uhr, wie Tobler sagte. Der Absturz ereignete sich kurz vor 17 Uhr an der Westflanke des Piz Segnas. Die Maschine war am Freitag von Dübendorf aus nach Locarno-Magadino geflogen.

Aufprall senkrecht mit hoher Geschwindigkeit

Obwohl die Absturzursache noch nicht klar ist, lässt die Analyse der Unfallstelle bereits einige Schlussfolgerungen zu. «Das Flugzeug ist nahezu senkrecht und mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt», sagte Daniel Knecht von der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust).

Der Grund dafür müsse noch ermittelt werden. Ausgeschlossen werden könne zum jetzigen Zeitpunkt eine Kollision mit einem Hindernis, Kabel oder einem anderen Fluggerät. «Es gab keine Fremdeinwirkung von aussen.»

Zudem sei das Flugzeug vor dem Absturz nicht auseinandergefallen und habe auch keine Teile verloren vor dem Unfall. Ansonsten sei nichts auszuschliessen, sagte Knecht. «Wir ermitteln in alle Richtungen.» Auch, ob die hohen Temperaturen oder die Wetterlage eine Rolle gespielt hätten, werde abgeklärt.

Weil das Oldtimerflugzeug über keine absturzresistenten Aufzeichnungsgeräte verfüge und über dem Absturzgebiet wenige Radaraufzeichnungen gemacht würden, seien die Untersuchungen komplex. «Wir werden einige Tage vor Ort arbeiten», sagte Knecht von der Sust.

«Schwierigster und schwärzester Tag» für Ju-Air

Ju-Air-Mitbegründer und -CEO Kurt Waldmeier bezeichnete den gestrigen Tag als «schwierigsten und schwärzesten in der Geschichte der 36-jährigen Ju-Air». Niemand habe ein grösseres Interesse an der Aufklärung des Absturzes als die Fluggesellschaft.

Die letzte Kontrolle an der Unglücksmaschine habe im Juli stattgefunden, die letzte Jahresüberholung sei im vergangenen Winter über die Bühne gegangen. «Uns waren keine technischen Probleme bekannt», sagte Waldmeier.

Beide Kapitäne an Bord der Unglücksmaschine hätten über dreissig Jahre Erfahrung als Linienpiloten bei der Swissair und der Swiss verfügt, sagte Waldmeier. Fast so lange seien beide als Militärpiloten tätig gewesen. (sda)

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