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In Graubünden rollt der ÖV weiterhin

Der öffentliche Verkehr wird in Graubünden trotz des Coronavirus aufrechterhalten. Anpassungen gibt es aber - und zwar dort, wo die SBB Züge zwischen Chur und Zürich streichen. Und: Chur Bus und Postauto desinfizieren täglich ihre Fahrzeuge, zumindest Teile davon.

Simone
Zwinggi
18.03.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Postauto ÖV Randregionen
Auch in der jetzigen turbulenten Zeit im ganzen Kanton gewährleistet: der öffentliche Verkehr.
Marco Hartmann / ARCHIV

«Das Grundangebot des öffentlichen Verkehrs in Graubünden wird auch während dieser turbulenten Zeit aufrechterhalten», erklärt Regierungsrat Mario Cavigelli am Dienstagnachmittag. Damit soll die Bevölkerung ein wenig Sicherheit erhalten, in einer Zeit, in der so vieles unsicher scheint. «Wer also unterwegs sein muss, der hat im ganzen Kanton weiterhin die Möglichkeit, dies mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu tun», so Cavigelli. Anpassungen werden dort vorgenommen, wo auch die SBB Änderungen vorgenommen haben: Weil diese den Halbstundentakt zu den Stosszeiten zwischen Zürich und Chur streichen, werden auch die jeweiligen Anschlusszüge der Rhätischen Bahn gestrichen. Konkret heisst das: Die Züge, die normalerweise um xx.07 Uhr von Zürich in die Bündner Hauptstadt fahren, werden gestrichen. Allfällige Anschlusszüge der RhB ab Landquart und Chur fallen folglich auch weg. Ebenso streichen die SBB jene Züge, die üblicherweise um xx.39 Uhr von Chur nach Zürich fahren. Diese Änderungen gelten voraussichtlich ab Donnerstag.

«Die frühesten und die spätesten Verbindungen zwischen Chur und Zürich werden weiterhin unterhalten», führt Cavigelli weiter aus. «Dies gilt auch bei den ‹Binnenlinien› der RhB und von Postauto – also bei allen Kursen, die innerhalb des Kantons verkehren.» Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sei in den letzten Tagen bereits um etwa die Hälfte gesunken, sagt Cavigelli. «Weil viele Leute jetzt von zuhause aus arbeiten, die Schule ausfällt und niemand mehr ins Training oder zum Musikunterricht fahren kann.»

Weitere Massnahmen im öffentlichen Verkehr seien noch offen, sagt Cavigelli. «Postauto Schweiz hat uns zusätzliche Unterstützung angeboten. Zum Beispiel, um bei konkretem Bedarf einzelner Fahrgäste an bestimmten Orten zusätzliche Stopps einzuführen.» Dieser Bedarf müsse zuerst noch eruiert werden.

Stadtbusse und Postautos werden desinfiziert, aber in unterschiedlichem Ausmass

Auf den Fahrplan hat das Coronavirus in Graubünden also keine grossen Auswirkungen. Wie sieht das bei der Pflege der Fahrzeuge aus? Um eine weitere Verbreitung des Coronavirus zu verhindern, desinfiziert Chur Bus und Engadin Bus seit dem 28. Februar jeden Abend die Fahrgaststangen, die Druckknöpfe sowie das Fahrercockpit. Das macht das normale Reinigungsteam zusätzlich zu den normalen Reinigungsarbeiten, wie Andrea Wuchner von Chur Bus auf Anfrage erklärt. Auf diese Weise werden täglich 47 Linienfahrzeuge gereinigt.

Die Gesundheit seiner Fahrgäste und des Fahrpersonals liegt auch Postauto am Herzen, wie Valérie Gerl, Mediensprecherin von Postauto, erklärt. Deshalb erhalte das Fahrpersonal Desinfektionsgels für die Hände sowie Desinfektionstücher zur Reinigung des Arbeitsplatzes – also für Mikrofon, Steuerrad und Display. Weiter werden die Fahrzeuge gemäss Gerl neu täglich gereinigt. Das sei häufiger als sonst. Mit diesen Massnahmen halte sich Postauto an die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit, welches bis anhin keine Desinfektion von Fahrzeugen verordnet habe.

Am besten möglichst wenig anfassen

Wie lange Coronaviren auf Oberflächen genau überleben können, wird derzeit von Wissenschaftlern noch erforscht. «nzz.ch» fasste in einem Artikel vom 14. März Erkenntnisse von amerikanischen Wissenschaftlern zusammen. Diese konnten die neuen Coronaviren auf Oberflächen aus Plastik und rostfreiem Stahl bis zu 72 Stunden nachweisen.

Die Oberflächen in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu desinfizieren sei also sicher empfehlenswert, meint dazu eine Churer Apothekerin auf Anfrage. «Werden die Busse am Abend desinfiziert, bleiben sie bis zum nächsten Morgen, wenn die ersten Fahrgäste einsteigen, virenfrei.» Um den ganzen Tag keimfreie Oberflächen zu haben, müsste aber jede Fläche, die jemand anfasst, sogleich wieder desinfiziert werden. Eine Massnahme, die unrealistisch scheint. Doch eine Tatsache beruhigt: «Ob das Virus übertragen wird, hängt nicht nur davon ab, ob es auf einer Oberfläche vorhanden ist, die man anfasst, sondern auch in welcher Dichte», so die Apothekerin. Am besten sei, möglichst wenig Gegenstände anzufassen und wenn, dann nicht mit blossen Händen.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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