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Biografie deckt auf: Lagerfelds Eltern waren in der NSDAP

Die Eltern von Karl Lagerfeld waren in der NSDAP. Das belegen neu entdeckte Dokumente, wie die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» (F.A.S.) in einem Vorabdruck der Lagerfeld-Biografie von F.A.Z.-Redakteur Alfons Kaiser berichtet. Otto Lagerfeld, der Vater des 2019 gestorbenen Modeschöpfers und Gründer des Kondensmilch-Unternehmens Glücksklee, handelte demnach vor allem aus geschäftlichem Interesse. Die Mutter Elisabeth Lagerfeld aber sei in den 30er Jahren eine überzeugte Nationalsozialistin gewesen. Die Biografie «Karl Lagerfeld. Ein Deutscher in Paris» von Alfons Kaiser erscheint offiziell am Donnerstag (17.9.) im Verlag C.H. Beck.

Agentur
sda
13.09.20 - 14:12 Uhr
Ereignisse
ARCHIV - Modedesigner Karl Lagerfeld sitzt im Museum Folkwang in seinem nachgebauten Büro in einer von ihm mitkonzipierten Ausstellung. Foto: picture alliance / dpa
ARCHIV - Modedesigner Karl Lagerfeld sitzt im Museum Folkwang in seinem nachgebauten Büro in einer von ihm mitkonzipierten Ausstellung. Foto: picture alliance / dpa
Keystone/dpa/Caroline Seidel

In einem maschinenschriftlichen Schreiben, das Kaiser im Nachlass ihrer Schwester Felicitas Ramstedt fand, bekennt sich Elisabeth Lagerfeld offen zu ihrer Parteimitgliedschaft, erwähnt aber auch, dass ihre Ideale später ins Wanken geraten seien.

Ob der gebürtige Hamburger Karl Lagerfeld von den Überzeugungen seiner Mutter wusste, ist unklar. Über seine Kindheit äusserte sich der Modeschöpfer meist nur sehr vage. Eine Anekdote über seine Mutter könnte jedoch dafür sprechen, dass er von der Wahrheit ablenken wollte, glaubt Kaiser. «Können Sie Ihrem Sohn nicht mal sagen, er soll sich die Haare abschneiden?» soll ein Lehrer nach dem Krieg zu ihr gesagt haben. Daraufhin habe Elisabeth Lagerfeld den Schlips des Lehrers gepackt und mit der Frage: «Wieso? Sind Sie noch Nazi?» ins Gesicht geschleudert. Diese Szene sollte wohl die Annahme illustrieren, dass die Lagerfelds nichts mit den Nazis zu tun hatten.

«Mit seinem eigenen Leben hat das natürlich wenig zu tun», sagte Kaiser der Deutschen Presse-Agentur. «Aber seine Karriere hätte womöglich anders verlaufen können, wäre das früher bekannt geworden. Vielleicht hätte ihn Chanel dann gar nicht genommen, denn als Deutscher hatte er es in Paris in den Anfangsjahren ohnehin nicht leicht.»

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