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1978 schrieb Joseph Beuys an der Basler Fasnacht Museumsgeschichte

Das Kunstmuseum Basel lädt im Beuys-Jahr 2021 zu einem 24-Stunden-Happening zum Gedenken des bist heute ebenso umstrittenen wie einflussreichen Künstlers. Dabei wird auch dessen besondere Beziehung zum Basler Museum beleuchtet.

Agentur
sda
21.10.21 - 15:11 Uhr
Kultur

Am 12. Mai 2021 wäre Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden. Museen in ganz Deutschland huldigten dem 1986 verstorbenen Jahrhundertkünstler mit Ausstellungen verschiedenster Art. Auch das Kunstmuseum Basel frischte die Präsentation der reichhaltigen Beuys-Werke aus den Sammlungsbeständen auf. Am kommenden Wochenende lässt das Museum nun ein 24-Stunden-Happening mit Aktionen von 30 Gästen folgen.

Mit von der Partie sind Persönlichkeiten, die Beuys noch persönlich kannten, wie zum Beispiel die Kunsthistorikerin Jacqueline Burckhardt, aber auch junge Künstlerinnen und Kunstfachleute wie die Performance-Forscherin Jules Pelta Feldman, die nach eigenen Angaben ein eher distanziertes Verhältnis zu Beuys hat.

Feldman sagte am Donnerstag an der Medienkonferenz zum Beuys-Aktionstag, was wohl alle Beteiligten unterschreiben würden: «Man kann Beuys hassen oder lieben, ignorieren geht nicht, dafür war er einfach zu einflussreich.»

Diese Aussage trifft im speziellen Sinne für die Kunststadt Basel zu, die eine besondere Beziehung zu Beuys hatte. Das Kunstmuseum wagte bereits früh, den Aktionskünstler ins Museum zu holen. 1969 widmete das Kunstmuseum Beuys gleich zwei Ausstellungen, die beide für heftige Diskussionen sorgten.

Beinahe zum Eklat kam es 1977, als das Museum für 300'000 Franken die Installation «THE HEARTH (Feuerstätte)» ankaufte. Der «Blick» schrieb damals von einer Belastungsprobe für das Museum, das so viel Geld für «einen verrotteten Handkarren, etwas Filz und einige Kupferstangen» ausgab.

Mag sein, dass viele Menschen angesichts dieses Werks heute noch den Kopf schütteln. Sie sehen sich nun aber auch einem Geschwister-Werk gegenüber, das der Künstler dem Museum 1979 als Schenkung überliess.

Über die Basler Fasnacht ins Museum

Die Geschichte hinter diesem Werk ist eine typisch baslerische. Die Fasnachtsclique Alti Richtig spielte an der Fasnacht 1978 die Querelen rund um den Ankauf der Installation «THE HEARTH (Feuerstätte)» aus. Die Trommler und Pfeifer trugen dabei einem früheren Beuys-Werk nachgebildete Filzanzüge und führten Kupferstäbe nach dem Vorbild der umstrittenen Installation mit sich.

Massgeblich für diesen Fasnachtsauftritt verantwortlich waren zwei junge Architekten und Cliquenmitglieder mit den heute weltweit bekannten Namen Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Sie hatten den Künstler nach Basel eingeladen. Und in einem Happening im Hof des Kunstmuseums kreierte Beuys zusammen mit den Fasnächtlern aus den Kostümen und den Kupferstäben die «Feuerstätte II».

In einem Dokumentationsraum zu Basel und Beuys im Haus für Gegenwartskunst ist eine grosse Fotografie eines der Kostüme zu sehen. Maja Wismer, Leiterin der Gegenwartskunst-Abteilung, sagte an der Medienkonferenz, dass es sich bei diesem Einzelexemplar um ein Kostüm und nicht um Kunst handle.

Mit dieser Aussage traf sie mitten in den bis heute andauernden Diskurs, wo bei Beuys (und nicht nur bei ihm) denn nun die Kunst anfängt oder bereits aufgehört hat.

Nicht wenige Cliquenmitglieder mochten damals ihre vom Künstler signierten Kostüme nicht dem Museum überlassen, so dass ein paar Anzüge nachgeschneidert werden mussten. Einige der in einer Basler Kostüm-Schneiderei hergestellten Filzanzüge landeten sodann auf internationalen Auktionen, wo sie stattliche Zuschlagspreise erzielten. Zuletzt im Juni dieses Jahres in München, wo für eins der Fasnachtskostüme gemäss Angaben des Auktionshauses Ketterer Kunst 42'500 Euro bezahlt wurden.

Der Aktionstag «24 Stunden für Joseph Beuys. Die Ursache liegt in der Zukunft» beginnt am Samstag um 17 Uhr im Haus für Gegenwart des Kunstmuseums Basel. Im Neubau des Kunstmuseums sind neben den beiden «Feuerstätten» auch elf Vitrinen von Beuys zu sehen, die das Museum dieses Jahr von Kunstmäzenin Maja Oeri als Schenkung hat entgegennehmen können.

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