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Yesh! öffnet zum siebten Mal die Tore zur jüdischen Filmwelt

Ab morgen Donnerstag (-7. Juni) zeigt das Yesh! in Zürich Filme aus der jüdischen Welt. Festivaldirektor Michel Rappaport erklärt, was den jüdischen Film ausmacht und wie die programmierten Werke zum gegenseitigen Verständnis beitragen können.

Agentur
sda
02.06.21 - 11:34 Uhr
Kultur
"Das jüdische Filmschaffen ist so heterogen wie die jüdische Gesellschaft": Michel Rappaport, Direktor der "Yesh"-Filmtage, die vom 3. bis 7. Juni in Zürich stattfinden.
"Das jüdische Filmschaffen ist so heterogen wie die jüdische Gesellschaft": Michel Rappaport, Direktor der "Yesh"-Filmtage, die vom 3. bis 7. Juni in Zürich stattfinden.
Keystone/ENNIO LEANZA

«Den jüdischen Film in dem Sinne gibt es nicht», sagt Michel Rappaport, Direktor des einzigen Festivals in der Schweiz mit Fokus auf die jüdische Filmwelt. Natürlich gebe es einzelne Gemeinsamkeiten zwischen den vom Yesh!-Team programmierten Filmen - so etwa der jüdische Humor, die Beschäftigung mit Israel, mit der jüdischen Kultur, Geschichte oder mit dem Holocaust. Das jüdische Filmschaffen sei jedoch so heterogen wie die jüdische Gesellschaft selbst.

«Uns interessiert gerade diese Diversität.» Das Yesh! wolle das Judentum in seiner ganzen Ausbreitung und Vielfalt zeigen. «Unser Festival gibt einen Einblick in eine Welt, die den meisten zwar nicht unbedingt verborgen ist, die viele aber nicht gut oder nur von einer Seite kennen», so Rappaport. Der Film sei eines der besten Mittel dafür.

So bezeichnet sich das Yesh! - aus dem Hebräischen übrigens mit «toll» oder «geschafft» zu übersetzen - auch nicht als jüdisches Filmfestival, sondern verspricht laut Untertitel einfach «Neues aus der jüdischen Filmwelt». Diese Welt ist gross, und besteht keinesfalls nur aus Israel, auch wenn das Land einen enormen Filmoutput hat.

Fokus nicht nur auf Israel

Die aus neun jüdischen und nicht-jüdischen Menschen bestehende Auswahlgruppe folgt der ungeschriebenen Regel, dass Filme aus Israel nicht mehr als die Hälfte des Programms ausmachen sollten. So stammen die Filme in diesem Jahr unter anderem auch aus Brasilien, Ungarn, Italien, Tschechien, der Ukraine und sogar aus Palästina.

Letzteres gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Rappaport und seinem Team ist es aber wichtig, auch diesen Aspekt des jüdischen Lebens zu zeigen und kritisch zu beleuchten: «In diesen Filmen sieht man, wie wenig sich in diesem Konflikt verändert hat. Er bleibt in den Filmen solange ein Thema, wie er die Leute umgibt, betrifft und interessiert.»

Die siebte Ausgabe des Festivals wurde dieses Jahr aufgrund von Corona von März auf Juni verschoben, ein Entschluss, der angesichts der neuen Lockerungen auch für Kinos ab dem 1. Juni gut aufgegangen ist. Trotzdem kann man sich alle Filme auch von daheim aus anschauen. «Wir wollten unbedingt am Kino festhalten. Die Online-Variante war immer ein Notfallszenario. Jetzt ist es eben beides», so Rappaport.

Der Direktor, der sich wie das restliche Team nebenamtlich engagiert, erfreut sich der enormen Resonanz, die das Festival in seiner kurzen Geschichte auslösen konnte. Fand das Yesh! in seinem Gründungsjahr noch an einem einzigen Wochenende mit 900 Besucherinnen und Besuchern statt, waren es in seinem fünften Jahr bereits 5500. Dieses Jahr hat man, auch wegen der beschränkten Platzzahl aufgrund der Restriktionen, 210 Vorstellungen mit 33 Filmen geplant.

*Dieser Text von Dominic Schmid, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

www.yesh.ch

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