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Jetzt gibts doch noch einen heissen Wahlherbst

Einen Wahlkampf um das Gemeindepräsidium hat St. Moritz letztmals vor acht Jahren erlebt. Die Kandidatur von Christian Jenny sorgt jetzt plötzlich für einigen Betrieb im Ort.

Olivier
Berger
18.08.18 - 04:30 Uhr
Politik

Auch den Amtsinhaber traf die Nachricht unerwartet. «Ja, das kam überraschend», sagt der St. Moritzer Gemeindepräsident Sigi Asprion über die Kandidatur von Christian Jenny für das höchste Amt im Ort. Jenny, künstlerischer Leiter des Festivals da Jazz, hatte seine Bewerbung um das Gemeindepräsidium Anfang Monat bekannt gegeben (Ausgabe vom 9. August). Ihm gehe es darum, dass die Bevölkerung bei den Wahlen vom 23. September eine echte Auswahl habe, sagte er damals.

Die Kandidaten sind bereit

Bis zur Bekanntgabe von Jennys Kandidatur hatte in St. Moritz eigentlich niemand mit einem Wahlkampf gerechnet. Das räumt auch Amtsinhaber Asprion ein. Jetzt allerdings werde er in die Hosen steigen. «Ich plane einiges», sagt er, will sich aber nicht tiefer in die Karten blicken lassen. Was er an Wahlkampfaktionen vorhabe, verrate er jetzt noch nicht. «Ich will mich jetzt nicht durch die Kurzfristigkeit unter Druck setzen lassen.»

«Damit ist schon viel erreicht, es gibt eine Diskussion, eine Debatte.»

Jenny selber hat seinen Wahlkampf schon einmal gestartet: beispielsweise mit einem grossformatigen Plakat direkt am St. Moritzer Bahnhof, aber auch im Internet. «Zudem haben mich einige Ortsparteien bereits zu einer Art Hearings eingeladen», erklärt er. Dass die Wahlen jetzt doch noch zum öffentlichen Thema werden, freut den 40-Jährigen. «Damit ist schon viel erreicht, es gibt eine Diskussion, eine Debatte.» Er ist sich aber auch bewusst: «Wir müssen nun anpacken, neue Impulse geben.»

Wahlkampf für die Jungen

Gelegenheit dazu bietet sich in den kommenden Wochen gleich doppelt. Zu den Gemeindepräsidentenwahlen finden nämlich am 25. und am 28. August zwei Podiumsgespräche statt, bei welchen die beiden Bewerber die Klingen kreuzen werden. Hinter dem ersten der beiden Anlässe steht die Vereinigung La Müdeda, die sich laut ihrem eigenen Programm zum Ziel gesetzt hat, «dem jugendkulturellen Zerfall im Engadin entgegenzuwirken».

«Ich will mich jetzt nicht durch die Kurzfristigkeit unter Druck setzen lassen.»

La Müdeda lädt am Samstag, 25. August ins Restaurant «La Baracca». Ein Podiumsgespräch im herkömmlichen Stil dürfte der Abend nicht werden. Bereits ab 17 Uhr können die Gäste mit den beiden Kandidaten in ungezwungener Atmosphäre «bei Musik und gemütlichem Beisammensein» erste Gespräche führen. Auch nach der Eröffnung des moderierten Teils wird es laut der Einladung keine Trennung zwischen Politikern sowie Wählerinnen und Wählern geben. Alle sitzen gemeinsam am Tisch. «Es soll eine lockere ‘Stammtisch-Runde’ werden, wo auch spontan und ungeniert auf Fragen aus dem Publikum reagiert werden kann.» Abgerundet wird der Abend durch gemeinsames Pastaessen und den vereinseigenen DJ.

Wahlkampf für Ältere

Drei Tage nach dem als «Discuors da stüva» angekündigten Anlass von La Müdeda lädt auch die FDP-Ortspartei St. Moritz zu einem Anlass mit den Kandidaten Asprion und Jenny. Man habe sich zuerst überlegt, mit den Jungen gemeinsame Sache zu machen, sagt Parteipräsident Leandro Testa. Letztlich habe man sich aber doch für ein eher klassisches Wahlpodium entschieden. «Der Anlass von La Müdeda findet im eher kleinen Rahmen statt, und es werden vor allem Junge dort sein», sagt Testa. «Das könnte ältere Wählerinnen und Wähler von einer Teilnahme abhalten.» Er begrüsse die Initiative von La Müdeda aber, weil umgekehrt jüngere Politinteressierte schwierig an die Veranstaltung der FDP zu locken seien.

Die FDP-Veranstaltung zu den Wahlen findet im Hotel «Reine Victoria» statt: am Dienstag, 28. August, um 20 Uhr. Den Veranstaltungstag hat die Partei mit Bedacht gewählt. «Es kann gut sein, dass ein Teil der Wählerinnen und Wähler am Samstagabend auch keine Zeit hat, um teilzunehmen», sagt Testa.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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