×

Zu viele Antibiotika für Kleinkinder in Entwicklungsländern

Eine neue Studie zeigt: In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen werden Kindern unter fünf Jahren fünf Mal mehr Antibiotika verschrieben als in Ländern mit hohem Einkommen. Das ist gemäss Swiss Tropical and Public Health Institute besorgniserregend.

Agentur
sda
14.12.19 - 00:30 Uhr
Politik
Antibiotika-Studie des Swiss TPH: Kinder unter 5 Jahren erhalten in Entwicklungsländern zu viele Antibiotika. Unabhängig davon ist auf dem Bild Bundesrat Alain Berset im Mai 2019 beim Besuch einer Kinderklinik in Bangui, Zentralafrikanische Republik, zu…
Antibiotika-Studie des Swiss TPH: Kinder unter 5 Jahren erhalten in Entwicklungsländern zu viele Antibiotika. Unabhängig davon ist auf dem Bild Bundesrat Alain Berset im Mai 2019 beim Besuch einer Kinderklinik in Bangui, Zentralafrikanische Republik, zu…
KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Denn die exzessiven Verschreibungen könnten Antibiotika-Resistenzen weltweit verstärken, erklärt das Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) in einer Mitteilung am Freitag. Zudem seien viele der Medikamente, die bis zum 5. Lebensjahr verschrieben werden «nicht erforderlich» und führten dazu, «dass Kinder Krankheitserreger schlechter selbst bekämpfen können.»

Erstmals untersuchten Forschende die Gesamtzahl von Antibiotika-Verschreibungen bei Kindern unter fünf Jahren in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen: Von Geburt bis zum 5. Lebensjahr würden den Kindern im Schnitt 25 Mal Antibiotika verschrieben. Das sei fünf Mal mehr als in Ländern mit hohen Einkommen, wo die Verschreibungszahlen ohnehin schon hoch ausfallen, gibt Swiss schon hoch ausfallen, gibt Swiss TPH zu bedenken.

Die Studie wurde gemeinsam vom Swiss TPH und der Harvard T.H. Chan School of Public Health durchgeführt. Die Daten dazu stammen aus Gesundheitseinrichtungen und Haushaltsbefragungen in acht Ländern (Haiti, Kenia, Malawi, Namibia, Nepal, Senegal, Tansania und Uganda) und wurden zwischen 2007 und 2017 erhoben.

Zu viele Antibiotika schaden

Laut der Studie gelten in vielen Hocheinkommensländern bereits zwei Antibiotika-Verschreibungen pro Jahr als exzessiv. «Wir wussten, dass Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen häufiger erkranken und dass in diesen Ländern oft Antibiotika verschrieben werden. Wir wussten jedoch bisher nicht, wie die tatsächliche Antibiotika-Einnahme aussieht. Die Ergebnisse sind besorgniserregend», so der Hauptautor der Studie, Günther Fink vom Swiss TPH.

Die antimikrobielle Resistenz sei heute laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine «der grössten Bedrohungen für die globale Gesundheit und Entwicklung.» Einer der Faktoren, der zu dieser globalen Gesundheitsgefahr beitrage, sei die exzessive Nutzung von Antibiotika weltweit, schreibt Swiss TPH.

Bereits frühere Studien hätten gezeigt, dass in vielen Ländern Kinder zu oft Antibiotika erhielten, was ihnen gemäss Studien-Mitautorin Valérie D’Acremont schadet. «Werden Antibiotika zu häufig verwendet, so zerstört das die natürliche Darmflora, welche bei der Bekämpfung von Krankheitserregern und dem Aufbau der Immunabwehr eine zentrale Rolle spielt.»

Grosse Unterschiede zwischen Ländern

Zwischen den untersuchten Ländern gibt es grosse Unterschiede. «Die Zahl der Antibiotika-Verschreibungen für Kleinkinder variiert von einmal pro Jahr für Kinder in Senegal bis zu zwölfmal pro Jahr in Uganda», erklärt Swiss TPH. Einer früheren Studie zufolge werde Kindern unter fünf Jahren in Europa im Schnitt weniger als einmal pro Jahr ein Antibiotikum verschrieben, heisst es in der Mitteilung.

«Selbst diese Zahl ist immer noch hoch, wenn man bedenkt, dass es sich bei der grossen Mehrheit der Infektionen in dieser Altersgruppe um Virusinfektionen handelt», erklärt Valérie D’Acremont.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR