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Bern und Wallis melden erste bestätigte Fälle - Bund verstärkt Info

Bis zum frühen Samstagabend ist die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus auf 18 gestiegen. Erste Fälle gemeldet haben die Kantone Bern und Wallis, in Basel-Landschaft ist ein zweiter dazugekommen.

Agentur
sda
29.02.20 - 22:46 Uhr
Politik
Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz weiter aus: Bis am frühen Samstagabend waren 18 Infektionen definitiv bestätigt. (Archivbild)
Das Coronavirus breitet sich in der Schweiz weiter aus: Bis am frühen Samstagabend waren 18 Infektionen definitiv bestätigt. (Archivbild)
Keystone/EPA CDC/CENTERS FOR DISEASE CONTROL AND

Der Bund sieht vorerst von weiteren massiven Eingriffen ab und setzt verstärkt auf Information.

Nach neuen bestätigten Fällen in insgesamt vier Kantonen lagen bis Samstagabend schweizweit 18 definitiv nachgewiesene Covid-19-Fälle vor, wie Katrin Holenstein, Mediensprecherin beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Dazu kämen vier Verdachtsfälle noch ohne Bestätigung des Referenzlabors in Genf.

Im Kanton Bern handelt es sich beim ersten bestätigten Coronavirus-Fall um eine 21-jährige Frau aus Biel. Sie wurde ins Spital gebracht und isoliert. Die Frau war vor einer Woche aus Mailand zurückgekehrt. Die Infektion war am Freitagabend nachgewiesen und vom Referenzlabor in Genf bestätigt worden, wie das Führungsorgan des Kantons Bern am Samstag mitteilte.

Auch im Kanton Wallis hat sich die Infektion bei einem rund 30-jährigen Patienten aus dem Oberwallis definitiv bestätigt, die am Freitag erstmals vom Zentralinstitut des Spitals in Sitten festgestellt worden war. Wie die Walliser Kantonsbehörden am Samstagnachmittag an einer Medienkonferenz informierten, befindet sich der Mann im Spital von Sitten in Quarantäne, sein Gesundheitszustand sei nicht besorgniserregend.

Vier Familienmitglieder seien in ihrem Zuhause ebenfalls isoliert worden und bei guter Gesundheit. Der infizierte Mann stand in engem Kontakt mit zwei Arbeitskollegen auf einer Baustelle. Die beiden Personen befinden sich derzeit in Italien.

Vier neue Fälle in Graubünden, zwei in Genf

Vier weitere bestätigte Fälle meldete gleichentags der Kanton Graubünden. Insgesamt sind im Kanton nun sechs Personen positiv, 27 waren noch in Abklärung. Die vier betroffenen Personen stammen alle aus dem Umfeld der beiden Kinder einer italienischen Familie, die vergangene Woche positiv getestet wurden und sich in medizinischer Obhut befinden, wie der Kanton Graubünden am Samstag mitteilte. Die vier positiv Getesteten befänden sich jedoch in gutem Zustand.

Im Kanton Genf ist die Zahl der bestätigten Covid-19-Infektionen auf fünf gestiegen. Am Samstag bestätigten sich laut den Kantonsbehörden zwei neue Verdachtsfälle. Die Patienten seien im Spital, ihr Gesundheitszustand sei jedoch nicht besorgniserregend. Alle fünf infizierten Personen waren in Italien gewesen und hatten sich anschliessend mit Symptomen beim Arzt gemeldet.

Alle bis zum frühen Samstagnachmittag bestätigen 12 Fälle haben sich laut Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, in Italien angesteckt. Bei den vom Referenzlabor in Genf noch nicht bestätigten offenen Verdachtsfällen gebe es Hinweise darauf, dass sie sich indirekt angesteckt haben könnten.

Bald «ausser Kontrolle»

Die Lage in Italien sei jedoch «beunruhigend», angesichts der bisher 885 bestätigen Fälle und 21 Todesopfer müsse von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen werden. Dies bedeute für die Schweiz, dass sie kurz davor stehe, dass die Lage «ausser Kontrolle» gerate und die Ansteckungswege nicht mehr in jedem Fall zurückverfolgt werden könnten, sagte Koch.

«Wir werden es nicht schaffen, über längere Zeit, jeden Fall, der hustet, vollständig zu testen und zu isolieren», so Koch. Man werde sich künftig auf die schweren Fälle konzentrieren müssen. Von den leichten Fällen sei deshalb sehr viel Selbstdisziplin und Selbstverantwortung verlangt.

Von neuen massiven Massnahmen wie Grenz- oder Schulschliessungen sehen die Bundesbehörden vorerst ab. Grenzschliessungen seien im Moment keine Option, weil sie nichts brächten und zudem viele Grenzgänger von der Arbeit in Spitälern und Arztpraxen abhalten würden, sagte Koch.

Auch mache es derzeit keinen Sinn, die Schulen zu schliessen, da erwiesenermassen hauptsächlich Menschen über 60 Jahre am meisten gefährdet seien. Kinder seien nicht die Hauptüberträger des Virus.

Ressourcen schonen

In einem nächsten Schritt will das BAG Anfang kommender Woche eine weitere Informationsoffensive lancieren. Es wird sich dabei um schriftliche Empfehlungen an die Bevölkerung handeln, was sie noch mehr tun kann, um sich vor einer Ansteckung oder Übertragung des Covid-19-Virus möglichst zu schützen, wie Koch vor den Medien sagte.

Im übrigen solle sich die Bevölkerung über das Wochenende ruhig verhalten und nicht ihre ganze Lebensweise auf den Kopf stellen. Es gehe darum, die Ressourcen zu schonen und nicht die Notfälle in den Spitälern mit leichten Fällen zu überlasten.

Es gehe auch darum, das Laborpersonal nicht schon an die Grenzen zu bringen, «bevor wir es nötig haben», so Koch. Die Produkte für die Labor-Tests würden langsam knapp und dürften nicht mit leichten Fällen «verbraten» werden.

Milder Verlauf in fast allen Fällen

Koch betonte mehrmals, die Krankheit nehme in den allermeisten Fällen einen milden Verlauf. Deutlich gefährlicher sei eine Ansteckung für die ältere Bevölkerung, wo das Virus vor allem zirkuliere. Deshalb sei es auch keine gute Idee, wenn Familien nun Grosseltern zur Betreuung von Kindern einsetzen würden, damit die Eltern weiter arbeiten könnten, falls sie kranke Kinder zuhause haben.

Koch präzisierte weiter, das Verbot für Veranstaltungen mit über 1000 Personen bedeute nicht, dass Anlässe mit 999 Personen und weniger grundsätzlich zulässig seien. Die Veranstalter seien in jedem Fall unter Einbezug der jeweiligen Kantone zu einer Risikoabwägung verpflichtet. Spätestens am Montag werde man diesbezüglich unter den Kantonen einen Abgleich machen.

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