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Regierungsrat appelliert an Senioren: Bleibt zu Hause

Der Regierungsrat fordert von der Bevölkerung, zu Hause zu bleiben, um die Verbreitung des Coronavirus zu bremsen. Die Glarner Hausärzte warnen bereits jetzt, sie könnten nicht mehr alle Patienten behandeln.

Ueli
Weber
18.03.20 - 04:30 Uhr
Politik
«Wir befürchten, dass gerade die Senioren die Gefahr unterschätzen»: Regierungsrat Rolf Widmer informiert am Dienstag nicht nur, sondern ruft die Glarner auch mit Nachdruck auf, die Regeln konsequent einzuhalten.
«Wir befürchten, dass gerade die Senioren die Gefahr unterschätzen»: Regierungsrat Rolf Widmer informiert am Dienstag nicht nur, sondern ruft die Glarner auch mit Nachdruck auf, die Regeln konsequent einzuhalten.
SASI SUBRAMANIAM

Am Dienstagmittag hatte der Kanton Glarus zehn bestätigte Fälle des Coronavirus. Das ist einer mehr als am Montag. Wie Regierungsrat Rolf Widmer gestern an einer Medienkonferenz erklärte, musste keiner der Erkrankten ins Spital eingeliefert werden. Der Gesundheitsdirektor warnte davor, dass viele Gerüchte und Falschinformationen kursierten – auch über vermeintliche Todesopfer.

Der Kanton Glarus hinkt bisher hinter anderen Kantonen zurück. Er hatte als einer der letzten Kantone einen bestätigten Fall. Einen grösseren, bekannten Ausbruchsherd gibt es bislang nicht. Das gibt dem Glarnerland Zeit, die Verbreitung des Virus zu bremsen, die andere nicht mehr haben. «Ich hoffe, dass uns die bis jetzt geringe Infektionsrate hilft, eine stärkere Ausbreitung zu verhindern», sagte Widmer.

Die Zeit könne aber nur genutzt werden, wenn die Menschen sich an die Vorsichtsmassnahmen und Empfehlungen des Bundesrates halten: Wer einer Risikogruppe angehört, muss zuhause bleiben, um sich möglichst nicht anzustecken. Alte Menschen und solche mit Vorerkrankung sind besonders gefährdet, wegen des Coronavirus schwer zu erkranken oder zu sterben.

Trotzdem gingen gestern Dienstag noch viele Seniorinnen und Senioren ihre Einkäufe erledigen oder brachten etwas auf die Post – offenbar unbeeindruckt von allen Appellen, zu Hause zu bleiben. «Wir befürchten, dass gerade die Senioren die Gefahr unterschätzen», sagt Widmer. «Wir ersuchen sie, sich unbedingt an die Empfehlungen zu halten. Wenn die Senioren das nicht tun, werden wir ein Riesenproblem haben.»

Die Gefahr: Wenn viele schwere Fälle auf einmal in Spitalbehandlung müssen, können die Ärzte nicht mehr allen Erkrankten helfen. Die Zahl der Betten und Beatmungsgeräte auf den Intensivstationen ist begrenzt.

Kanton richtet Coronapraxis ein

Bereits jetzt werden die Hausärzte überrannt, von Patienten, die fürchten, am Coronavirus erkrankt zu sein. «Die Situation im Glarner Gesundheitswesen ist angespannt», sagt Widmer. «Hausärzte sagen uns, dass die Grundversorgung vor dem Kollaps steht.»

Der Kanton will nun eine zentrale Coronapraxis einrichten, um die Hausärzte zu entlasten. Dort sollen Coronatests durchgeführt werden und alle Patienten mit Erkältungs- oder Grippesymptomen behandelt werden. Heute Mittwoch will der Kanton über Details zur zentralen Praxis informieren.

Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos

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