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Fachpersonen des Bundes informieren erneut

In den vergangenen Tagen hat der Bund vermehrt Stellung zu der momentanen Lage rund um das Coronavirus genommen. Nun findet wieder ein Point de Presse statt. Verschiedene Fachpersonen berichten über den aktuellen Stand der Dinge. Ab 14 Uhr könnt Ihr die Pressekonferenz hier live mitverfolgen.

Südostschweiz
30.03.20 - 13:48 Uhr
Politik

Die Zahl der am Coronavirus erkrankten Personen in der Schweiz und in Liechtenstein steigt weiter. Die Bevölkerung scheint sich gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) gut an die Massnahmen zu halten. Zudem scheinen diese zu wirken. Für eine Schlussfolgerung ist es aber noch zu früh.

Bis am Montagmittag gab es gemäss BAG 15'475 laborbestätigte Fälle. Das sind 1201 mehr als am Vortag. Zudem verstarben demnach 295 Personen. Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die sich auf die Angaben der Kantone stützt, waren es bis am späten Montagnachmittag bereits 359 Todesfälle.

Die meisten davon verzeichnete das Tessin, das mit 105 Todesfällen erstmals die 100er-Schwelle überschritten hat. Die Situation im Tessin sei nach wie vor ernst, sagte der Tessiner Regierungspräsident Christian Vitta an einer Medienkonferenz in Bellinzona.

Dies habe ein Gespräch mit Aussenminister Ignazio Cassis ergeben. Dieser bekräftigte an der Medienkonferenz die Unterstützung des Tessins durch die Landesregierung. Der Bundesrat sei sich bewusst, dass die Pandemie nicht alle Kantone gleich stark treffe.

Bevölkerung hält sich an Massnahmen

An einer Medienkonferenz in Bern kommentierte Daniel Koch vom BAG die Lage rund um das Coronavirus. Die Situation scheine über das Wochenende stabil geblieben zu sein, der Anstieg sei einigermassen gleich wie in den vergangenen Tagen.

«Das ist sicher ein erstes kleines Zeichen, dass die Massnahmen greifen», sagte Koch. Die Bevölkerung scheine sich an die Massnahmen zu halten. Eine Umfrage habe gezeigt, dass die Bevölkerung begriffen habe, worum es gehe.

Es sei aber zu früh für eine Schlussfolgerung. Auch die Frage, wann der Höhepunkt der Epidemie erreicht sein könnte, lasse sich noch nicht beantworten. Jetzt gelte es, über die Ostertage standhaft zu bleiben.

Schutz von vulnerablen Arbeitnehmenden

Koch sagte zudem, dass die Behörden derzeit auch Fragen zum Schutz von vulnerablen Personen diskutierten, die trotz ihrer Vorerkrankung zur Arbeit gehen müssten. Wie der Gewerkschaftsbund (SGB) mitteilte, sorgen sich zahlreiche Personen mit Vorerkrankungen um ihre Gesundheit, weil sie nach einer Verordnungsänderung aus der Beurlaubung oder aus dem Homeoffice zurück an die Arbeitsstelle beordert wurden.

Neu gilt: Wenn die Arbeit aufgrund der Art der Tätigkeit nur am üblichen Arbeitsort erledigt werden kann, ist der Arbeitgeber verpflichtet sicherzustellen, dass die Empfehlungen betreffend Hygiene und sozialer Distanz eingehalten werden. Nur wenn dies nicht möglich ist, sollen Arbeitnehmende beurlaubt werden. Ursprünglich war vorgesehen, dass besonders gefährdete Arbeitnehmende ihre Arbeit von zuhause aus erledigen oder, wenn dies nicht möglich ist, unter Lohnfortzahlung beurlaubt werden.

Diese Arbeitnehmenden fürchten sich gemäss SGB nun, weil sie etwa den öffentlichen Verkehr benutzen müssen. Der SGB hat den Bundesrat bereits am Freitag aufgefordert, diese Änderung rückgängig zu machen.

Patienten aus dem Elsass im Thurgau

Koch äusserte sich auch dazu, dass die Schweiz Patientinnen und Patienten aus dem Ausland aufnehmen könne, ohne dass das Schweizer System Gefahr liefe, überlastet zu werden. So gab am Montag der Kanton Thurgau bekannt, dass zwei schwer am Coronavirus erkrankte Patienten aus dem Elsass aufgenommen werden. Die beiden Patienten aus dem Elsass müssten intubiert werden und bräuchten noch mehrere Tage intensivmedizinische Pflege.

An der Medienkonferenz wurde weiter bekannt, dass Unternehmen die zinsfreien Kredite zur Bewältigung der Coronakrise rege nutzen. 6,6 Milliarden Franken seien zugesprochen worden, sagte Erik Jakob, Leiter der Direktion für Standortförderung bei Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) an der Medienkonferenz. Damit ist etwa ein Drittel der 20 Milliarden Franken vergeben worden, die KMU in Form von Bürgschaften zur Bewältigung der Corona-Krise zur Verfügung gestellt werden.

Die Frage, ob der Betrag aufgestockt wird, werde jetzt vielleicht schneller ein Thema als geplant, sagte Jakob. Finanzminister Ueli Maurer hatte bereits an einer früheren Medienkonferenz gesagt, dass eine Aufstockung nicht ausgeschlossen sei.

Pakete wie an Weihnachten

Die Krise zu spüren bekommt auch die Post. Aus Personalmangel und wegen verschärfter Hygienevorschriften muss sie Abstriche bei ihrem Service machen. Das heisst: einzelne Filialen werden kürzere Öffnungszeiten haben, und die Paketzustellung dauert länger. Die Post schreibt zudem von einer starken Zunahme der Paketmenge. Diese sei rund 40 Prozent höher; es würden Spitzenwerte wie zur Vorweihnachtszeit erreicht, schreibt die Post.

Die Behörden gaben zudem Auskunft über den Stand der Mobilmachung der Armee. Am Montag standen 5600 Armeeangehörige zur Unterstützung der zivilen Behörden einsatzbereit. Tatsächlich im Einsatz sind nach Angaben von Brigadier Raynald Droz derzeit nur gut 1500 Personen. 1000 davon waren im Sanitätsbereich aktiv, 550 beim Botschaftsschutz und zur Unterstützung des Grenzwachtkorps. Laut Droz sind bei der Armee inzwischen rund 300 Anfragen um Unterstützung von den Kantonen eingegangen.

Die Corona-Krise sowie der Lockdown in der Schweiz schlagen langsam auch auf die Konjunktur durch. Das KOF-Barometer fiel im Vergleich zum Vormonat um 8,9 auf 92,9 Zähler, wie die Konjunkturforschungsstelle KOF schreibt. Das sei der stärkste monatliche Einbruch seit fünf Jahren. Damals hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs für den Schweizer Franken aufgehoben. (sda)

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