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«Es ist eins vor zwölf, wir haben keine Zeit mehr»

In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Klima-Protesten. Für heute wäre wieder ein schweizweiter Klimastreik geplant gewesen. Dieser kann nun aber aufgrund des Versammlungsverbotes nicht stattfinden. Der Verein Klima Streik Graubünden hat sich darum Alternativen überlegt. Das Ziel bleibt gleich: Auf die Klimasituation aufmerksam zu machen.

Anna
Panier
15.05.20 - 04:30 Uhr
Politik
Bilder der Vergangenheit: Wegen den Corona-Massnahmen darf nicht gestreikt werden. Der Verein Klimastreik Graubünden hat sich darum Alternativen überlegt.
Bilder der Vergangenheit: Wegen den Corona-Massnahmen darf nicht gestreikt werden. Der Verein Klimastreik Graubünden hat sich darum Alternativen überlegt.
ARCHIV

In den letzten Wochen ist ein Thema im Fokus gestanden, das Coronavirus und seine Auswirkungen. Ein Thema, welches vor der Coronakrise für Aufmerksamkeit sorgte, war die Klimasituation. Vermehrt wurde von Streiks und Protesten berichtet. Vor allem die #fridaysforfuture Bewegung war präsent. Nun könnte man meinen, dass die Klimakrise von der Coronakrise eingeholt wurde.

Dies ist jedoch nach den Ansichten von Madleina Kuanz, Mitglied und Mitorganisatorin Klimastreik Graubünden, nicht der Fall. Denn genau jetzt sei ein guter Zeitpunkt, sich mit der Klimasituation auseinanderzusetzen. «Die Menschen merken jetzt, dass Bund, Politik und Gesellschaft in der Lage sind, bei Krisen schnell zu handeln.»

Genau diese Verhaltensweisen seien in Bezug auf die Klimakrise auch gefragt. Generell sei die Coronakrise als Chance für die Klimabewegung anzusehen. «Die Menschen haben jetzt gemerkt, dass sie im Ernstfall auf vieles verzichten können wie Besuche in Restaurants oder soziale Kontakte. Bei der Klimakrise muss eben auch auf einiges verzichtet werden, um vieles zu verbessern», so Kuanz.

Streiktag trotz Corona

Es sei wichtig, dass die Klimakrise nicht vergessen wird, da sie viel schlimmere Folgen hat als die Coronakrise, stellt Kuanz fest. Darum werde auch nicht komplett auf den heutigen Klimastreik verzichtet. Trotz des Versammlungsverbotes will der Verein Klimastreik Graubünden möglichst viele Personen auf das Thema aufmerksam machen. «Wir haben uns alternative Aktionen überlegt, die alle Vorsichtsmassnahmen einhalten», erklärt Kuanz.

Schliesslich seien die Mitglieder von Klimastreik Graubünden auf die Idee gekommen, Plakate und Steine zu bemalen und diese an verschiedenen Orten in Chur wie der Fürstenwald und der nahe liegenden Umgebung zu verteilen. So würden Personen, die an diesen Orten spazieren gehen auf das Thema aufmerksam.» Wer mitmachen will, könne dies selbstständig tun. Unter anderem gebe es als Unterstützung eine Karte, mit «Klimastein-Hotspots.» Sprich, an diesen Orten dürften die bemalten Werke offiziell angebracht werden.

Polizei willigte ein

Für die Durchführung dieser Aktionen im Fürstenwald, beim Alexanderplatz und auf den Spazierwegen am Rhein mussten einige Abklärungen gemacht werden, wie Kuanz betont. «Die Stadtpolizei hat immer Einwände und warnte uns auch. Trotzdem erhielten wir aber die Bewilligung.» Beim Alexanderplatz müssten die Werke jedoch nach vier Tagen wieder weggenommen werden. Im Fürstenwald und beim Rhein dürften die Steine und Schilder bis Ende Mai angebracht bleiben. Was passiert jedoch, wenn die Schilder und Steine beschädigt werden? Immerhin wurden vor wenigen Wochen Plakate im Rahmen einer Maturaarbeit besprayt.

Kuanz ist der Meinung, dass die Aktion von Klimastreik Graubünden friedlich über die Bühne geht. «Wir gehen nicht davon aus, dass es Probleme geben wird. Ganz ausschliessen können wir das Risiko aber nicht.» Generell seien die Klimaaktivisten aber sowieso gegen Gewalt.

Aufmerksamkeit durch Lärm

Nebst den Steinen und Plakaten findet auch der «Klimaalarm» im Rahmen des Streiktags statt. Um 11.59 Uhr werde schweizweit durch Hupen, Trillerpfeifen, Kirchenglocken oder anderen Mitteln Lärm gemacht. «Der Zeitpunkt wurde ganz bewusst gewählt», meint Kuanz und fügt hinzu: «Es ist eins vor zwölf, wir haben keine Zeit mehr. Wir müssen endlich aufwachen und handeln.»

Der gesamte Streiktag verfolge zu einem das Ziel, mehr Druck gegenüber der Politik aufzubauen, damit die Forderungen ernst genommen und umgesetzt werden. Zum anderen solle die Schweizer Bevölkerung der Klimasituation Beachtung schenken. «Wir versprechen uns vom heutigen Tag, dass die Bündnerinnen und Bündner trotz der vergangenen schwierigen Wochen sich nun mit der Klimakrise auseinandersetzen.»

Impressionen des Streiktags gibt es im Video von TV Südostschweiz:

TV SÜDOSTSCHWEIZ

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur. Mehr Infos

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