×

Zuckerberg verteidigt Umgang mit Trump-Äusserungen vor Mitarbeitern

Facebook-Chef Mark Zuckerberg wird in der Debatte um den Umgang mit umstrittenen Äusserungen von US-Präsident Donald Trump auch im eigenen Ungernehmen in die Defensive gedrängt. Der 36-jährige Gründer musste seine Position in einer internen Videokonferenz gegen Kritik von Mitarbeitern verteidigen.

Agentur
sda
03.06.20 - 14:44 Uhr
Politik
ARCHIV - Mark Zuckerberg, Vorstandsvorsitzender von Facebook. Foto: Mark Lennihan/AP/dpa
ARCHIV - Mark Zuckerberg, Vorstandsvorsitzender von Facebook. Foto: Mark Lennihan/AP/dpa
Keystone/AP/Mark Lennihan

Er habe dabei unter anderem erklärt, dass die Androhung von Gewalt durch Regierungen von den Facebook-Regeln gedeckt sei, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf einen Mitschnitt der Unterhaltung.

Bei der Kontroverse geht es um einen Tweet von Trump, der auch auf dessen Facebook-Profil gespiegelt wurde. Darin reagierte der US-Präsident auf erste Ausschreitungen in Minneapolis nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizeigewalt.

Der Präsident schrieb, man werde die Kontrolle wiederherstellen, und er fügte hinzu: «Wenn Plünderungen beginnen, wird geschossen» - «when the looting starts, the shooting starts». Der Satz ist ein historisch behaftetes Zitat. Mit diesen Worten hatte 1967 der damalige Polizeichef von Miami (Florida) ein hartes Vorgehen gegen die schwarze Bevölkerung angekündigt.

Twitter versah Trumps Tweet mit einem Warnhinweis, weil er das Verbot von Gewaltverherrlichung auf der Plattform verletze. Zuckerberg erklärte dagegen bereits vergangene Woche, der Beitrag sei mit Facebooks Regeln vereinbar, auch wenn ihm persönlich solche «spaltende und aufwieglerische Rhetorik» widerstrebe. «Aber meine Verantwortung ist es, nicht nur persönlich zu reagieren, sondern als Chef einer Institution, die sich der Redefreiheit verschrieben hat», schrieb er in einem Facebook-Beitrag.

Dieser Argumentationslinie folgte er auch in der Videokonferenz mit den Mitarbeitern. Die Regeln, die Facebook bei dem Trump-Beitrag angewandt habe, sorgten auch dafür, dass das Video von Floyds Tod auf der Plattform bleibe, erklärte er der Technologiewebsite «The Verge» zufolge. Zugleich habe er Trump in einem Telefonat am vergangenen Freitag deutlich gemacht, dass er solche Äusserungen ablehne.

In der Unterhaltung hätten viele Beschäftigte die Entscheidung zu den Trump-Äusserungen kritisiert, hiess es bei der «New York Times» und «The Verge». Eine der Fragen sei gewesen, warum so viele kluge Köpfe bei Facebook ein Auge zudrückten, um Trump nicht zu verärgern. Zuvor hatten mehrere Manager öffentlich erklärt, dass sie nicht mit dem Kurs einverstanden seien. Am Montag legten einige Facebook-Mitarbeiter die Arbeit im Homeoffice nieder. Es wurde nicht bekannt, wie viele der rund 48 000 Beschäftigten sich an dieser Aktion beteiligten. Zwei Programmierer kündigten aus Protest, wie sie im Internet mitteilten. Er habe das Gefühl, dass Facebook «auf der falschen Seite der Geschichte» stehe, schrieb einer von ihnen.

Zuckerberg sprach auch mit Vertretern einiger afroamerikanischer Organisationen, die sich danach kritisch über die Facebook-Position äusserten. So sagte der Präsident der Organisation Color of Change, Rashad Robinson, nach einer rund einstündigen Videokonferenz mit dem Facebook-Chef dem Finanzdienst Bloomberg, er habe das Gefühl, Zuckerberg fehle es am Verständnis für das Problem.

Zuckerberg hält Facebook-Aktien mit mehr Stimmrechten, was ihm die letzliche Kontrolle bei dem Online-Netzwerk sichert. Seine erklärte Position ist, dass eine Plattform wie Facebook nicht entscheiden dürfe, was falsch und was richtig ist. Deshalb sind bei Facebook - anders als bei Twitter - Äusserungen von Politikern grundsätzlich von Faktenchecks ausgenommen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR