×

Tausende demonstrieren in Berlin gegen staatliche Corona-Massnahmen

Mit einem Demonstrationszug haben tausende Menschen am Samstag in Berlin gegen die staatlichen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus protestiert. Die Polizei ging von bis zu 17«000 Teilnehmern aus. Rund 20»000 beteiligten sich anschliessend an einer Kundgebung.

Agentur
sda
01.08.20 - 21:11 Uhr
Politik
Protest gegen staatliche Bevormundung am Brandenburger Tor in Berlin.
Protest gegen staatliche Bevormundung am Brandenburger Tor in Berlin.
KEYSTONE/dpa-zentralbild/Paul Zinken

Da bereits während der Demonstration die Hygiene-Regeln nicht eingehalten wurden, stellte die Polizei Strafanzeige gegen den Leiter der Versammlung. Dieser erklärte den Demonstrationszug am Nachmittag für beendet.

Weil auch auf der anschliessenden Kundgebung viele Demonstranten weder die Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen, begann die Polizei am frühen Abend, die Versammlung aufzulösen. Die Veranstalter seien nicht in der Lage, die Hygienemassnahmen einzuhalten, sagte ein Polizeisprecher.

Zu der Demonstration unter dem Motto «Das Ende der Pandemie - Tag der Freiheit» hatte die Initiative «Querdenken 711» aufgerufen. In Stuttgart hat diese Initiative bereits wiederholt demonstriert. Kritiker dieser Proteste befürchten eine Vereinnahmung durch Verschwörungstheoretiker und Rechtspopulisten.

Michael Ballweg, Gründer der Initiative, sagte zum Auftakt der Kundgebung unter dem Jubel der Teilnehmer: «Das Freiheitsvirus hat Berlin erreicht.»

Gesundheitsminister: Demo ja, aber nicht so

Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn schrieb dagegen auf Twitter: «Ja, Demonstrationen müssen auch in Corona-Zeiten möglich sein. Aber nicht so.» Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienten dem Schutz aller.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken schrieb auf Twitter: «Tausende Covidioten feiern sich in Berlin als »die zweite Welle«, ohne Abstand, ohne Maske.» Gefährdet würden damit auch Erfolge im Kampf gegen die Pandemie wie die Belebung von Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft.

Am Abend war die Lage in Berlin noch unübersichtlich. Die Polizei erklärte die Kundgebung für beendet, von der Bühne aus rief ein Polizist die Teilnehmer mehrfach dazu auf, nach Hause zu gehen. Dabei wurde er immer wieder von lautem Buh-Geschrei unterbrochen. Später wurden die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass sie eine Ordnungswidrigkeit begingen.

Vor Reichstag und Bundeskanzleramt

Viele Demonstranten wanderten ab oder verteilten sich auf den Wiesen des angrenzenden Tiergartens. Etwa 3000 versammelten sich zwischenzeitlich vor dem nahen Reichstag und am Bundeskanzleramt. Vor der Bühne der Kundgebung hielt sich zunächst noch ein harter Kern der Teilnehmer, gegen den die Polizei in kleinen Gruppen von beiden Seiten vorging. Demonstranten wurden angesprochen, aber auch abgeführt oder weggetragen.

In dem Protestzug durch weite Teile von Berlin-Mitte waren trotz Hinweisen von Polizei und Veranstaltern kaum Menschen mit Mund-Nasen-Schutz zu sehen. Passanten mit entsprechendem Schutz wurde von den Demonstranten «Masken weg» entgegengerufen.

«Omas gegen rechts»: «Nazis raus»

Zu grösseren Zwischenfällen kam es zunächst nicht. An mehreren Stellen wurden Protestzug und Gegendemonstranten von Polizeieinheiten abgeschirmt, an einer Stelle demonstrierten mehrere Hundert Menschen gegen den Protestmarsch.

Gegendemonstranten unter dem Motto «Omas gegen rechts» riefen dem Zug «Nazis raus» entgegen, der Spruch schallte als Echo zurück.

«Corona-Pandemie grösste Verschwörungstheorie»

Bei den Demonstranten waren Ortsschilder und Fahnen verschiedener Bundesländer zu sehen. Ihrem Unmut über die Schutzmassnahmen machten die Menschen mit Trillerpfeifen und Rufen nach «Freiheit» oder «Widerstand» Luft.

Auch Parolen wie «Die grösste Verschwörungstheorie ist die Corona-Pandemie» waren zu hören.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR