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Davos war auf den WEF-Schock vorbereitet

Man habe damit gerechnet, heisst es in Davos zum Ausfall des World Economic Forum im Januar 2021. Wirtschaftlich wird dadurch eine ohnehin schon kritische Wintersaison noch schwieriger.

Béla
Zier
28.08.20 - 04:30 Uhr
Politik
Während der WEF-Woche im Januar herrschte in der Vergangenheit in Davos ein reges Gästeaufkommen. Das fällt durch die Absage nun weg.
Während der WEF-Woche im Januar herrschte in der Vergangenheit in Davos ein reges Gästeaufkommen. Das fällt durch die Absage nun weg.
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Die Nachricht, dass das World Economic Forum (WEF) im Januar 2021 nicht stattfindet, wird bedauert und sorgt in Davos für Unsicherheit. Die Absage trifft Davos wirtschaftlich knüppelhart, wirklich überrascht hat der Entscheid jedoch nicht, wie eine Umfrage zeigt.

Schwer betroffen ist die Hotellerie/Gastronomie. Hier sorgten die WEF-Teilnehmer stets für prall gefüllte Kassen. Für Erich Schmid, Besitzer des Davoser 4-Stern-Hotels «Europe», wäre es das 31. WEF gewesen. Er sagt: «Man musste mit der Absage rechnen. Ich wusste, dass das WEF wackelt.» Er habe Respekt vor der Lücke, das Problem sei speziell auch der Verlust der vielen durch das WEF generierten Veranstaltungen im Haus. «Wir hatten richtig viele Anlässe, das fällt jetzt alles weg, es geht um einen grossen Umsatz.»

Für dieses Szenario geplant

Auch Mario Gubi, Direktor des Davoser Luxushotels und WEF-Hotspots «Intercontinental», erklärt auf Anfrage, dass man ein Stück weit mit der Absage gerechnet hat. «Es ist sehr, sehr schade. Wir haben das Szenario miteingeplant, dass es nicht stattfinden könnte.» Momentan sei vorgesehen, das Hotel im Winter trotzdem zu öffnen. Zum am WEF erzielten Umsatz äussert sich Gubi nicht, er hoffe aber, dass man den Ausfall so gut wie möglich kompensieren könne.

Von der Absage ebenfalls direkt betroffen ist die Bäckerei Weber in Davos Dorf, ein Familienbetrieb. Geschäftsführer Adrian Weber hält fest: «Da die Hotels voll waren, hatten wir bisher immer sehr schöne Lieferaufträge. Auch das Kongresszentrum durften wir mit Brot bedienen.» Logisch werde man im Januar weniger Umsatz verbuchen – und «es wird nicht möglich sein, diesen eins zu eins zu ersetzen». Weber bedauert die Absage, diese sei aber absehbar gewesen. «Auf der anderen Seite finde ich es positiv, dass jetzt schon ein Entscheid gefällt wurde. Denn dann können alle planen.» Es sei im Moment sehr ungewiss, wie die kommende Wintersaison verlaufen werde, doch er hoffe im Positiven darauf, dass in der WEF-Woche Individualgäste und Zweitwohnungsbesitzer Davos besuchen würden, meint Weber.

Ungewissheit ist vom Tisch

Die Davos Klosters Bergbahnen AG (DKB) ist der grösste Beherberger in der Region. Die DKB hatte zwar am WEF-Jahrestreffen in ihren Hotels und Gruppenunterkünften immer volle Betten, dafür herrschte in der WEF-Woche auf den Pisten tote Hose. «Wenn man die Covid-Entwicklung anschaut, war mit der Absage zu rechnen. Es wäre nicht gut, wenn wir noch länger im Ungewissen geblieben wären und entsprechend auch nicht für den Winter hätten planen können», sagt DKB-Verwaltungsrat Vidal Schertenleib. Laut ihm wird man bei den Unterkünften sicher Mindereinnahmen verzeichnen. Handkehrum hofft man natürlich im Januar auf einen Mehrbetrieb auf den Pisten. «Wir müssen versuchen, das beste aus dieser Situation zu machen. Nicht nur aus der WEF-Woche, sondern dem ganzen Winter», betont Schertenleib.

«Das WEF ist sehr, sehr wichtig», beurteilt Boris Bossi, Präsident des Davoser Handels- und Gewerbevereins, die Lage für die Mitglieder. Er gehe von grossen Einbussen aus, die aber «wegen der sehr guten Auftragslage für das Gewerbe verkraftbar sein sollten». Die Absage eröffne auch Chancen für Neues. «Wir müssen uns jetzt zusammenraufen», so Bossi.

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos. Mehr Infos

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