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Spanische Justiz kippt Corona-Abriegelung der Hauptstadt Madrid

In Spanien ist die umstrittene Zwangsabriegelung des Corona-Hotspots Madrid durch die Zentralregierung von der Justiz gekippt worden.

Agentur
sda
08.10.20 - 13:35 Uhr
Politik
Polizisten stehen an einem Kontrollpunkt in Madrid. Die Justiz hat die umstrittene Zwangsabriegelung des Corona-Hotspots Madrid durch die spanische Zentralregierung gekippt. Foto: Diego Radames/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa
Polizisten stehen an einem Kontrollpunkt in Madrid. Die Justiz hat die umstrittene Zwangsabriegelung des Corona-Hotspots Madrid durch die spanische Zentralregierung gekippt. Foto: Diego Radames/SOPA Images via ZUMA Wire/dpa
Keystone/SOPA Images via ZUMA Wire/Diego Radames

Die Anordnung des Gesundheitsministeriums beschränke in unrechtmässiger Form Grundrechte und -freiheiten, entschied das Oberlandesgericht der Region Madrid am Donnerstag. Die zweiwöchige Absperrung der spanischen Hauptstadt und von neun weiteren Gemeinden im Grossraum Madrid war am Freitagabend vergangener Woche in Kraft getreten.

Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso hatte sich der Anordnung gebeugt, aber Widerspruch eingelegt. Sie könnte die Absperrungen nun aufheben. Die Zentralregierung kann aber noch Einspruch gegen das Urteil einlegen. Gesundheitsminister Salvador Illa sagte in einer ersten Reaktion nur: «Wir werden die gerichtlichen Schritte beschliessen, die die Gesundheit der Bürger am besten schützen.»

Von den Absperrungen sind knapp 4,8 der 6,6 Millionen Einwohner der «Comunidad Autónoma» betroffen. Diese dürfen ihre jeweilige Wohngemeinde nur noch mit triftigem Grund verlassen - etwa, um zur Arbeit zu fahren oder den Arzt aufzusuchen. Besucher von ausserhalb dürfen diese Städte nur in Ausnahmefällen betreten.

Ayuso hatte geklagt, der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez führe einen «politischen Krieg» gegen ihre konservative Regierung und greife unrechtmässig in Kompetenzen der Regionen ein. Vor der Zwangsabriegelung seien die Corona-Zahlen in ihrer Region unter anderem durch die Abriegelung kleinerer Bezirke deutlich besser geworden. In der Tat ging die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen 14 Tagen von mehr als 800 auf aktuell 591 zurück.

Gemäss der ministeriellen Anordnung soll es in Spanien immer dann Absperrungen geben, wenn in einer Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern die 14-Tage-Inzidenz über 500 liegt, mindestens zehn Prozent aller Tests positiv ausfallen und die Intensivbetten zu mehr als 35 Prozent mit Covid-Patienten belegt sind. Wegen dieser Anordnung sind seit Mittwoch auch die Provinzhauptstädte León und Palencia in Kastilien und León nördlich von Madrid abgeriegelt.

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