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Lawrow fordert von Deutschland Beweise für Nawalnys Vergiftung

Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat nach der Ankunft des Kremlgegners Alexej Nawalny in Moskau erneut Beweise von Deutschland für eine Vergiftung des 44-Jährigen gefordert. «Erfüllen Sie Ihre internationalen Verpflichtungen», sagte Lawrow am Montag bei einer Online-Pressekonferenz. Russland habe bei Nawalny keine Vergiftung mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok nachweisen können und leite deshalb keine Ermittlungen ein. Lawrow schlug alternativ vor, dass russische Ärzte und ihre westlichen Kollegen gemeinsam die Proben untersuchen könnten – «damit Vertrauen entsteht».

Agentur
sda
18.01.21 - 12:36 Uhr
Politik
ARCHIV - Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, fordert von Deutschland Beweise für eine Vergiftung des Kremlgegners Alexej Nawalny. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa
ARCHIV - Sergej Lawrow, Außenminister von Russland, fordert von Deutschland Beweise für eine Vergiftung des Kremlgegners Alexej Nawalny. Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa
Keystone/AP/Alexander Zemlianichenko

Der Minister kritisierte auch die jüngsten Antworten aus Deutschland auf russische Rechtshilfeersuchen im Fall Nawalny als «unwürdig». Aus seiner Sicht sollten die russischen Ermittler den deutschen Behörden weitere Fragen stellen, damit dort nicht der Eindruck entstehe, die Angelegenheit sei erledigt. Am Freitag hatten die deutschen Behörden mitgeteilt, sie hätten die russischen Gesuche beantwortet. Berlin forderte Moskau zudem erneut auf, das Verbrechen aufzuklären.

Der Minister warf dem Westen vor, immer wieder Vorwürfe gegen Moskau zu erheben, ohne Beiweise vorzulegen. So sei es im Fall des früheren Doppelagenten Sergej Skripal und im Fall des ehemaligen russischen Geheimdienstoffiziers Alexander Litwinenko gewesen. Litwinenko, der ein scharfer Kritiker von Präsident Wladimir Putin war, wurde 2006 in London mit dem Strahlengift Polonium 210 getötet. Skripal überlebte im englischen Salisbury 2018 einen Anschlag mit Nowitschok.

Mehrere Labore, darunter eins der Bundeswehr, hatten im Blut Nawalnys das Nervengift Nowitschok nachgewiesen. Die EU verhängte deshalb auch Sanktionen gegen Vertreter des russischen Machtapparats. Der Oppositionelle Nawalny sieht ein «Killerkommando» des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB unter Putins Befehl hinter dem Attentat vom 20. August. Putin und der FSB weisen die Anschuldigungen zurück.

Nach seiner Rückkehr nach einer fünfmonatigen Behandlung in Deutschland wurde Nawalny am Sonntag in Moskau festgenommen. Die russische Justiz hatte ihn zur Fahndung ausgeschrieben. Der Kremlkritiker soll während seines Aufenthalts in Deutschland gegen Meldeauflagen nach einem früheren Strafverfahren verstossen haben. Der russische Strafvollzug fordert deshalb eine Gefängnisstrafe für Nawalny. Der Putin-Gegner kritisiert das Vorgehen gegen ihn als politisch motiviert.

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