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Nach Protesten: Kolumbiens Präsident verspricht kostenloses Studium

Nach tagelangen Protesten in Kolumbien hat die kolumbianische Regierung erste Zugeständnisse gemacht.

Agentur
sda
12.05.21 - 04:15 Uhr
Politik
ARCHIV - Ein maskierter Demonstrant schwenkt eine Fahne während einer Kundgebung. Foto: Juan Pablo Otalvaro M/dpa
ARCHIV - Ein maskierter Demonstrant schwenkt eine Fahne während einer Kundgebung. Foto: Juan Pablo Otalvaro M/dpa
Keystone/dpa/Juan Pablo Otalvaro M

Im zweiten Semester 2021 werde das Studium an öffentlichen Hochschulen für Studenten aus einkommensschwachen Familien kostenlos sein, kündigte Präsident Iván Duque am Dienstag bei einem Besuch in der Stadt Cali an. «Wir wollen den verschiedenen Sektoren unseres Landes zuhören und einen Pakt für die Jugend schliessen», sagte Duque. «Das ist eine fundamentale Säule für die Gleichheit in Kolumbien.»

Seit fast zwei Wochen kommt es in Kolumbien zu zahlreichen, teilweise in Gewalt mündenden Protesten. Mehr als 40 Menschen sollen während der Protesttage ums Leben gekommen sein, wie lokale Medien unter Berufung auf die Ombudsstelle berichteten. Nach Angaben von Human Rights Watch wurden mindestens 13 Demonstranten und ein Polizist nachweislich im Zusammenhang mit den Protesten getötet. Die Menschenrechtsorganisation hatten zuletzt immer wieder das harte Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten kritisiert.

In der Nacht auf Dienstag war in Pereira ein Demonstrant nach tagelangem Todeskampf im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen. Unbekannte hatten in der vergangenen Woche acht Kugeln auf ihn abgefeuert. Der 37-jährige Yogalehrer wurde schnell zu einem Symbol der Proteste. In den sozialen Netzwerken kursierte ein Video des Mannes, in dem er auf einer Demonstration ruft: «Sie töten uns in Kolumbien.»

Zuerst demonstrierten die Menschen gegen eine umstrittene Steuerreform, die Präsident Duque inzwischen zurückgenommen hat. Die meisten Demonstranten haben nun neue Ziele, wie den Widerstand gegen eine geplante Gesundheitsreform und den Einsatz für den brüchig gewordenen Friedensprozess.

Am Montag stimmte die Regierung Gesprächen mit dem Streikkomitee schliesslich zu. Die Gruppe, zu der verschiedene Gewerkschaften, soziale Bewegungen und Studentenverbände gehören, fordern unter anderem kostenlose Bildung, Subventionen für kleine Betriebe und mehr Massnahmen gegen Diskriminierung. Bei einem ersten Treffen kam es allerdings zu keiner Übereinkunft. Während das Streikkomitee ein Ende der Gewalt durch die Sicherheitskräfte forderte, verlangte Duque den Abbau der Strassensperren, die seit Tagen die Versorgung von zahlreichen Städten erschweren.

Kolumbien ist nach Brasilien das zweitbevölkerungsreichste Land sowie der wichtigste Verbündete der USA in Südamerika. Mehr als 50 Jahre lang herrschte dort Bürgerkrieg, 220 000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. 2016 schloss die kolumbianische Regierung Frieden mit der linken Farc-Guerilla. Die Wirtschaft erlebte daraufhin einen Aufschwung, der Tourismus - auch aus Deutschland - boomte. Doch der Frieden ist labil, die exzessive Polizeigewalt ein Rückschlag.

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