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RKI: Delta-Variante dominiert in Deutschland - Warnung vor Leichtsinn

Die besonders ansteckende Delta-Variante ist in der Corona-Pandemie in Deutschland zur vorherrschenden Mutante geworden. Sie dominiere erstmals mit einem Anteil von 59 Prozent, hiess es am Mittwochabend in der jüngsten Auswertung des Robert Koch-Instituts mit Blick auf die 25. Kalenderwoche (21.-27. Juni). Damit habe sich ihr Anteil innerhalb einer Woche erneut fast verdoppelt. Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, rät deshalb dringend weiter zum Maskentragen und anderen Corona-Regeln bis hin zum Testen. «Wenn wir nichts tun, geht uns das Ding durch die Decke», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Agentur
sda
08.07.21 - 09:02 Uhr
Politik
ARCHIV - Eine Mitarbeiterin des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg pipettiert Corona-Proben. Foto: Marijan Murat/dpa
ARCHIV - Eine Mitarbeiterin des Landesgesundheitsamts Baden-Württemberg pipettiert Corona-Proben. Foto: Marijan Murat/dpa
Keystone/dpa/Marijan Murat

Es sei anzunehmen, dass es sich nun bei knapp zwei Dritteln der PCR-bestätigten neuen Corona-Infektionen in Deutschland um eine Ansteckung mit der Delta-Variante (B.1.617.2) handele, heisst es beim Robert Koch-Institut (RKI). Nur noch bei einem Drittel gingen Infektionen auf die Alpha-Mutante zurück, die im vergangenen Winter die Infektionszahlen in Deutschland die Höhe getrieben hatte. Der Alpha-Anteil sank damit rasch von 91 Prozent Ende Mai auf nur noch 33 Prozent Ende Juni. Andere Virusvarianten spielen hierzulande momentan keine Rolle.

Für Professorin Falk zeigen die jüngsten RKI-Ergebnisse, dass sich die Delta-Variante bei den momentan niedrigen Inzidenzen in Deutschland leichter durchsetzen kann. «Es sind nur wenige neue Fälle insgesamt, aber von denen beruhen viele auf Delta», erläuterte sie. «Wir haben seit Dienstag wieder steigende Zahlen. Man kann jetzt schon den Schluss ziehen, dass diese Variante dazu beiträgt, dass sich wieder mehr Menschen anstecken. Denn es ist für das Virus ein Leichtes, von einer Person zur nächsten zu springen.»

Ein Beispiel für Falk ist Australien. Das habe sich für Corona-frei gehalten. «Und dann ist eine Flugzeugcrew durch das sehr engmaschige Quarantänenetz geschlüpft.» Ein Crewmitglied sei in eine Shoppingmall gegangen. «Es gibt Animationen, da sehen Sie, wie er an Menschen vorbeigeht, die sich dadurch das Virus eingefangen haben. Denn in Australien gab es da keine Maskenpflicht mehr.» Die Alpha-Variante hätte nicht auf diese Weise überspringen können. «Das heisst, dass es bei Delta wenige Viruspartikel schaffen, einen Menschen zu infizieren. Und wir haben in Deutschland noch einen grossen Anteil ungeimpfter oder nicht vollständig geimpfter Menschen. Ohne Maske geht es hier also auf gar keinen Fall.» Auch Abstandhalten, Hygiene, Lüften und Testen seien die Methoden der Wahl. «Das sollte im Moment reichen, um den Vorteil, den Delta gegenüber Alpha hat, bei uns wieder einzufangen.»

Für die wöchentliche RKI-Analyse wird nur ein Teil der positiven Corona-Proben auf Varianten hin untersucht. Dazu kommt das Risiko einer Untererfassung der Fälle: Mehr als 40 Prozent aller mit dem Coronavirus Infizierten wissen nach einer Studie der Universitätsmedizin Mainz nichts von ihrer Ansteckung.

Für das RKi steht fest, dass der Anteil der Variante Delta weiterhin stark zunimmt - zuletzt von 37 auf 59 Prozent innerhalb von nur einer Woche. Diese starke Zunahme gehe mit einer leichten Erhöhung der Fallzahlen und einem weiterhin niedrigen einstelligen Niveau der Sieben-Tage-Inzidenz einher. Viele Fachleute befürchten mit zunehmender Delta-Verbreitung trotz steigender Impfquoten eine Trendumkehr. Das war unter anderem in Grossbritannien im Mai beobachtet worden.

«Wenn wir jetzt klug sind, sollten wir nicht wieder denken: Das wird schon von alleine», mahnte Falk. «Denn das hatten wir schon mal.» Man sehe jetzt Menschengruppen, die feierten ohne Schutz, ob beim Fussball oder privat. «Das ist aber einfach keine gute Idee mit dieser Variante. Noch können wir es bei den geringen Inzidenzen durch milde Massnahmen schaffen.» Wenn die Zahlen durch die Decke gingen, müssten auch die Massnahmen wieder verschärft werden. «Also muss man sagen: Leute, handelt jetzt. Verhaltet euch so schlau wie möglich.» Die Delta-Variante sei wahrscheinlich nicht weniger krankmachend. «Man darf diesem Virus einfach keine Sekunde über den Weg trauen und es für harmloser halten als die Alpha-Variante. Sonst gibt es möglicherweise ein böses Erwachen.»

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