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Blinken zur Lage in Afghanistan: «Das ist nicht Saigon»

Für US-Aussenminister Antony Blinken ist die Evakuierung des Botschaftspersonals aus Afghanistans Hauptstadt Kabul die «Aufgabe Nummer eins».

Agentur
sda
15.08.21 - 17:04 Uhr
Politik
ARCHIV - Antony Blinken, Außenminister der USA, spricht über Flüchtlingsprogramme für Afghanen. Foto: Brendan Smialowski/Pool AFP/AP/dpa
ARCHIV - Antony Blinken, Außenminister der USA, spricht über Flüchtlingsprogramme für Afghanen. Foto: Brendan Smialowski/Pool AFP/AP/dpa
Keystone/Pool AFP/AP/Brendan Smialowski

«Daran arbeiten wir gerade», sagte Blinken im US-Fernsehen am Sonntagmorgen (Ortszeit). Das gelte auch für afghanische Helfer, die US-Truppen während des Einsatzes unterstützt haben.

Blinken betonte: «Das ist nicht Saigon.» Damit spielte auf die Niederlage der USA im Vietnamkrieg 1975 an. Damals gingen Bilder einer chaotischen Rettung des Botschaftspersonals aus Hanoi um die Welt. Blinken äusserte sich nicht zum Stand der Evakuierung in Kabul.

Blinken verteidigte den Truppenabzug. «Wir sind vor 20 Jahren nach Afghanistan gegangen, mit einer Mission», sagte er. Es sei darum gegangen, sich mit den Leuten zu befassen, welche die USA am 11. September 2001 angegriffen hätten. «Und wir haben diese Mission erfolgreich erfüllt», sagte Blinken. Er räumte allerdings ein, dass auch die USA von den Ereignissen in Afghanistan überrascht worden seien. «Wir sehen, das die Streitkräfte nicht in der Lage waren, das Land zu verteidigen - und zwar schneller, als wir es erwartet hatten», so der Minister.

Biden hatte am Samstag eine weitere Verstärkung von 1000 Soldaten nach Kabul angeordnet. Sie sollen Berichten nach aus dem Nahen Osten kommen. Dort waren zuvor zusätzliche Militärs stationiert worden, um als Verstärkung bereitzustehen. Damit sind insgesamt rund 5000 US-Soldaten mit der Sicherung des Flughafens in Kabul sowie der Evakuierung des Botschaftspersonals und der afghanischen Hilfskräfte befasst. Dazu zählen 3000 Militärs, deren Verlegung in der vergangenen Woche angekündigt wurde, und rund 1000 Soldaten, die bereits vor Ort waren.

Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan im Mai haben die militant-islamistischen Taliban gewaltige Gebietsgewinne verzeichnet. In einem rasanten Vormarsch haben sie mittlerweile mehr als zwei Drittel der Provinzhauptstädte des Landes eingenommen - nun sind sie bis vor die Tore Kabuls vorgerückt. Derzeit laufen Gespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung.

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Die Geschichte wiederholt sich in Afghanistan, das zum einen kein Land ist (sondern eine Ansammlung von Stämmen, die sich nicht unbedingt freundlich gegenüber stehen, desweiteren werden in Afghanistan etwa 49 Sprachen und über 200 verschiedene Dialekte gesprochen*), zum anderen permanent von aus Pakistan eingesickerten Taliban destabilisiert wird. Das eigentliche Problem liegt nicht in Afghanistan, sondern in Pakistan, wo die Geburtsstätte der Taliban in den dortigen Koranschulen liegt. Nur, wer nimmt sich dieses Problem in Pakistan an?*Wikipedia

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